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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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gleich direkt aus der Hölle emporschnellenden Bestien, und zerfetzten ganze Trupps, bevor sie unter deren Lanzen den Tod fanden. So ging es die ganze Nacht.
    Seither war eine Woche verstrichen, doch die Bewohner von Loth wagten es noch immer nicht, nach Einbruch der Dunkelheit ihre Häuser zu verlassen. Niemand wusste, wie viele Wölfe in die Stadt eingedrungen, niemand wusste, ob sie alle getötet worden waren ...
    Wie jeden Morgen eilte Uther mit großen Schritten den Wehrgang entlang, in einen Pelzmantel eingemummt. Die eisige Luft und der Schnee, der in dicken Flocken fiel, taten ihm wohl, und so kehrte er erst nach Hause zurück, als seine Stiefel die ersten Risse zeigten und er die Kälte nicht länger auszuhalten vermochte. Die Landschaft rundum, die grau und platt unter dem Winterhimmel lag, bot dem Auge lediglich ein tristes Bild und der Seele nur schwachen Trost, doch alles war besser als die deprimierende Atmosphäre, die im Palast herrschte. Wohin man auch blickte, sah man nichts als Leiden und abgrundtiefe Verzweiflung. Was das Königreich an Kleinadel, freien Bauern und Klerus zählte, war ohne Ausnahme geflohen und hatte alles zurückgelassen, einschließlich der Tiere, der Toten und teilweise auch der Verletzten. Oder noch schlimmer ... Manche hatten sich vom Grauen fortreißen lassen und sich selbst in Sicherheit gebracht, ohne sich überhaupt noch einmal umzudrehen, und hatten Frauen und Kinder im Stich gelassen. Sie hielten die Köpfe gesenkt, wagten keinem in die Augen zu sehen. Die Scham gesellte sich zu ihrem Kummer hinzu.
    Uther war seit Beginn der Belagerung und der Auflösung des königlichen Heers ohne Nachricht von den großen Seigneurien. Gewiss, dass Sorgalles das Ziel der ersten feindlichen Attacke gewesen war, war einleuchtend aber auch Lyonesse, Orcanie, Carmelide ... Ja, genau, Carmelide ... Keiner der Männer, die es geschafft hatten, in die Stadt zu gelangen, hatte ihm sagen können, ob der Herzog Léo de Grand noch am Leben war. Es war, als sei die Armee binnen Sekunden zerschlagen worden, als habe jeder seiner Krieger Bogenschützen, Schildknappen und Ritter für sich alleine gekämpft, um seine eigene Haut zu retten, ohne dass die Schlacht zu irgendeinem Moment nach einem geordneten Plan verlaufen wäre. In den Tagen darauf hatten sich etliche Truppen Loth angeschlossen, ebenso ganze Dörfer, die von ihrem Baron und dem Priester angeführt wurden; dennoch gab es in Loth nicht mehr genügend Männer, um einen Feldzug vorzubereiten, endlich diese Mauern hier zu verlassen und die Dämonen auf offener Flur anzugreifen, statt vor Kälte, Hunger und Angst zu vergehen und auf die alles besiegelnde Attacke zu warten. Zumindest waren nicht mehr genug mutige Männer vorhanden. Es mangelte an Hoffnung, und die Menschen hatten keine Willenskraft mehr. Lediglich Gestrandete waren noch übrig, die sich an die Trümmer ihres Lebens klammerten und einfach hofften, noch eine Zeit lang auf Erden zu weilen, den Winter zu überstehen.
    Eine Bewegung in der Ferne riss Uther jäh aus seinen finsteren Gedanken. Mit klopfendem Herzen stützte er sich auf eine Zinne und lehnte sich halb darüber, um besser zu sehen, doch es gab keinen Zweifel: Ein kleiner Trupp Kavalleristen, die einige Wagen eskortierten, näherte sich der Stadt.
    Der König machte einen Satz rückwärts, blickte sich suchend nach einem Wachtposten um und herrschte den ersten, der ihm unter die Augen kam, an, während im selben Moment von einem Eckturm her Hörnerklänge erschallten. Die Turmwächter waren glücklicherweise nicht eingeschlafen. Sie hatten sie ebenfalls erspäht... Dutzende von Soldaten schossen daraufhin aus jedem Mauererker, verteilten sich auf dem verschneiten Wehrgang und beugten sich ebenso wie er über die Zinnen, um den Zug zu beobachten, der da auf dem erhöhten Fahrweg vorrückte. Als der erste Moment der Besorgnis vorüber war, wurden Freudenschreie unter den Posten laut. Dies war seit Tagen das erste Lebenszeichen außerhalb der Festungsanlage, das ihnen zu sehen beschieden war. Die Ritter waren allerdings nicht zahlreich genug, um eine wie auch immer geartete Verstärkung darzustellen; sie trugen weder Banner noch Oriflamme, nicht einmal Lanzen. Es waren zwei Fuhr werke dabei, darunter ein seltsames Gespann, dessen Gefährt eher etwas von einer Sänfte auf Rädern als von einem Packwagen an sich hatte, doch es handelte sich um Menschen, daran bestand kein Zweifel; und wenn es ihnen gelungen war

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