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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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sich auf dem Felsen aus und schloss die Augen.
    »Es ist so traurig«, murmelte er.
    »Was ist traurig?«
    Er erkannte die Stimme Llianes, rührte sich aber nicht, öffnete auch nicht die Augen.
    »Es gibt trotz allem Schönheit auf dieser Welt«, sagte er. »Die Sonne, die durchs Blätterwerk scheint, das frische Wasser eines Bachs, Uthers Wein, bei Hofe ... Es gibt deine Augen, so grün wie das Gras, dein Haar und deine Haut. Da sind deine Beine, die so lang sind, dein Busen unter dem langen Gewand ... Ich habe dich an dem Tag des Orkans gesehen. Nie habe ich eine Frau so sehr begehrt, weder eine Elfe noch eine Menschenfrau ...«
    Merlin schüttelte lächelnd den Kopf, selbst erstaunt über das, was er soeben bekannt hatte, doch sein Puls begann zu rasen, als sie sich zu ihm legte und sich, ohne dass ein Stück Stoff sie getrennt hätte, an ihn schmiegte.
    »Hab keine Angst...«
    Sie war da, so weich und so warm gegen seinen eiskalten Körper gepresst, und die Brise wehte ihr langes schwarzes Haar über sie beide wie eine Liebkosung. Er hätte nur seine Hand heben müssen, um ihre Haut zu berühren ...
    »Es stimmt, ich habe Angst vor dir«, sagte er ganz leise. »Die Männer haben sich schon immer vor dir gefürchtet, weißt du das? Selbst Llandon fürchtete dich. Ich glaube, dass allein Uther dich so zu sehen vermocht hat, wie du bist, dass allein er dich stark genug geliebt hat, um nicht vor deiner Schönheit zu erschrecken. Aber nun ... Igraine ist bildschön, doch ihre Schönheit ist eine menschliche, folglich unvollkommen und daher annehmbar ... Wahrscheinlich hat auch er schließlich Angst vor dir gehabt.«
    Er hielt inne, und sie blieben eine ganze Weile schweigend dort liegen, umgeben vom Säuseln des Windes.
    »Ich müsste diese Welt eigentlich hassen ... Seit ich geboren bin, errege ich nur Furcht, Verachtung oder Abscheu. Ich weiß, was man über mich sagt. Ich bin der Sohn eines Teufels, niemand kommt in meine Nähe, ohne ein Unbehagen zu verspüren, ich bin alterslos, gehöre keiner Rasse an, keinem Volk ... Und doch schnürt sich mir bei der Vorstellung, diese Welt verschwinden zu sehen, die Kehle zusammen, und meine Augen füllen sich mit Tränen. Ich weine um Bran und seine unsinnigen Beleidigungen, um Uther, der mich zu Boden geworfen hat, um Rhiannon, die mir nicht ähnlich sein möchte. Ich weine um dich, Lliane, die mich nicht leiden kann.«
     
    »Du bist zu lange bei den Menschen gewesen«, flüsterte die Elfe ganz dicht an seinem Ohr, zärtlich und warm. »Das, was die Menschen Liebe nennen, ist ein Leiden, eine unmögliche Suche, die Herz und Sinne verblendet. Sie sind nie mit dem gegenwärtigen Moment zufrieden, du bist nicht zufrieden mit der sanften Berührung meiner Hand auf deiner Wange, mit meinem Körper, der gegen deinen geschmiegt liegt, mit der Wonne des Augenblicks, mit der Lust, die gerade aufkeimt... Lass deine Augen geschlossen, Myrrdin. Keine Tierart, kein Stamm der Göttin kennt die Liebe der Menschen. Die Zärtlichkeit, ja, das wohl, das Verlangen, die Lust und die Trunkenheit, die Zuneigung, aber nicht jene Leidenschaft, die alles zerstört, was sie berührt. Versuch nicht, mich zu lieben. Nimm das, was ich dir gebe, Myrrdin, nicht das, was ich dir nicht bieten kann. Wenn ich Uther nicht geliebt hätte ...«
    Sie sprach den Satz nicht zu Ende, sondern presste sich noch ein wenig fester an ihn. Dessen ungeachtet, trotz der Glut ihres Körpers und der weichen Liebkosung ihrer Lippen auf seiner Haut fühlte Merlin, wie das Glück des Augenblicks zwischen ihnen schwand. Da schlug er die Lider auf und wandte sich ihr zu.
    »Wenn du Uther nicht geliebt hättest, wäre Rhiannon nicht geboren«, sagte er. »Nicht du bist es, die diese Welt zerstört hat, weder du noch er. Doch vielleicht wird deine Tochter sie retten ...«
    Lliane lächelte traurig, dann löste sie sich von ihm und legte sich auf den Rücken, um die Wolken am Himmel zu betrachten.
    »Das ist liebenswürdig, aber es hat keinen Sinn ...«
    »Wenn es keinen Sinn hat, dann heißt das, die Götter wissen nicht, was sie tun«, erwiderte Merlin in unvermittelt hitzigem Ton. »Entsinnst du dich an die Prophezeiung der Runen? Othial, die Rune des Hauses. >Byth oferleof aeghwylcum - Das Haus ist jedem im Innersten lieb.< Rhiannons Rune stand auf dem Kopf, und du hast geglaubt, das sei ein schlechtes Omen und sie sei bis in alle Ewigkeit allein, getrennt von den Ihren ... Das sehe ich gar nicht, Lliane. Ich sehe eine Welt,

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