Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen
Polsterwerk heraus. »Das ist aber eine hohe Ehre für die alte Mahault!«
Und sie tauchte, aufgeschwemmt und weiß, unter einem Wust von Stoff auf.
»Du hast dich nicht verändert, mein Süßer«, flötete sie affektiert. »Immer noch so schön, ja, ja, ja ...«
»Du hast dich ebenfalls nicht verändert, Mahault de Scäth. Abgesehen davon, dass du deinen Turm verlassen hast.«
Die alte Hehlerin schmunzelte, um sich dann fröstelnd in alles einzuwickeln, was sich in Griffweite fand.
»Willst du die alte Mahault dem Kältetod aussetzen, mein süßes Lämmchen? Steig zu mir ein, du wirst mich wärmen, ja, ja.«
Uther lächelte und warf dann einen amüsierten Blick zu dem völlig durchgefrorenen jungen Mann hinüber, der jetzt im Schnee stand und die Füße aneinander rieb, kleinlaut und lächerlich.
»Ich hätte zu viel Angst, dass du einen weiteren deiner Pagen unter dem Kissenberg versteckt hältst«, sagte er. »Wir sprechen uns später, wenn du dich aufgewärmt hast.«
Er zog den Vorhang wieder zu und schnitt damit der plappemden Alten das Wort ab, dann klopfte er dem Pferd an der Deichsel auf die Kruppe.
»Lasst sie ein!«
Lliane hatte seit ihrer Rückkehr auf die Insel nicht gesprochen. Nicht ein Wort, außer zu Rhiannon. Dorian, Kevin, Till und Sire Bran waren am Ufer zurückgeblieben, ohne dass Merlin es überhaupt bemerkt hätte, und er allein war der Königin bis in ihr Refugium auf Avalon gefolgt. Während die Barke sich einen Weg durchs Schilf bahnte, hatte er mit ihr reden wollen, doch er hatte nicht die rechten Worte zu finden vermocht. Alles, wozu er schließlich den Mut aufgebracht hatte, war, ihre Hand zu ergreifen. Lliane hatte ihm ein flüchtiges Lächeln geschenkt, dann hatte sie sich abgewandt und war, kaum dass der Nachen das Land berührt hatte, spurlos verschwunden. Seither war er allein.
Jeden Morgen kam er, um sich auf den Felsen zu setzen, den die Königin so liebte, eine ausladende Steinplatte, die die Fluten überragte und hoch genug war, dass man von dort verschwommen die Wipfel der großen Bäume im Wald auf der anderen Seite des Nebels erkennen konnte. Der Winter war nicht wirklich bis zur Insel vorgedrungen, wie immer, doch die Kälte wehte mit den Dunstschwaden, die sich um Avalon herum auflösten, bis zu ihm herüber. Die ruhige Brandung des Sees und das sanfte Wogen des Schilfrohrs beim leisesten Windhauch nährten die Melancholie in seinem Herzen. Es gab jedenfalls niemand, mit dem er hätte sprechen können, und es gab nichts zu tun, außer Kiesel ins Wasser zu werfen und die entstehenden Kreise zu zählen. Die Königin und ihre Tochter hatten sich weit ins Landesinnere zurückgezogen, dorthin, wo einzig das kleine Volk sie aufspüren konnte. Er war ihnen nicht gefolgt. Ja, er hatte nicht einmal versucht, ihnen zu folgen.
Vielleicht würde er eine Ewigkeit lang so sitzen bleiben, während die Welt auf der anderen Seite des Nebels für immer versank. Doch was machte das schon? Die einzigen Wesen, die er wirklich gern hatte, befanden sich hier, auf der Insel. Der Rest waren nur Chaos und Schlachten, Kälte, Leiden, Traurigkeit ... Vielleicht war das der Wille der Götter, da sie diese Welt immerhin so geschaffen hatten sterblich, vergänglich und flüchtig. Eine Welt, die aus Leben, Liebe, Schönheit, Liedern und Lachen bestand, aber auch aus Hässlichkeit, Geschrei, Tränen und zu guter Letzt dem Tod. Ihm konnte keiner entrinnen. Der Tod holte sie alle irgendwann, Prinzen und Bauern, Reiche und Bettelarme, Einfältige und Gelehrte. Der Tod holte den Zwerg, der seinen unterirdischen Stollen grub, den widerwärtigen Kobold, der den Aasgeruch witterte, den Baum voller Blätter, den Vogel und das Wiesel, die sprudelnde Quelle und die vom Meer gepeitschte Klippe. Früher oder später, sanft oder gewaltsam. Es war lediglich eine Frage der Zeit...
Das Wasser unter ihm schien ihn zu erwarten. Merlin erhob sich, zog sein Gewand aus, faltete es zusammen und legte seine mageren Habseligkeiten darauf, dann trat er bis zum Rande des Felsens vor. Das wäre es also. Nur noch ein einziger Schritt nach vorn, und das sinnlose Hinauszögern des Unvermeidlichen hätte ein Ende. Zeit sparen. Den Sidh erreichen, endlich Frieden finden in der Anderswelt... Eine ganze Weile blieb er so nackt in der Brise stehen und betrachtete das teilnahmslose Glitzern der Fluten, während er sich selbst und sein erbärmliches Leben beklagte. Zu lange, um den Schritt noch zu tun. Da gab er es auf, streckte
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