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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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verschneiten Fahrweg riss ihn aus seiner Benommenheit. Mit einem hektischen und unkoordinierten Satz entledigte sich der Recke seiner Felldecke und stürzte den Abhang hinunter, wobei nicht viel gefehlt hätte, und er wäre auf dem hart gefrorenen Schnee der Länge nach hingeschlagen. Doch er war rechtzeitig an der Straße unten und schoss wie ein Springteufel knapp vor den Hufen des Ritters aus dem Boden. Der Mann trug einen weiten dunklen Regenumhang, dessen Kapuze sein Gesicht teilweise verdeckte, doch Ulfin erkannte ihn trotzdem. Es war nur ein flüchtiger Augenblick, bevor der Reiter in die Nacht entschwand, aber er hatte ihn dennoch gesehen, und als das Hufklappern in der Ferne immer leiser wurde, fing der Recke schallend an zu lachen.
    »Was ist los?«
    Ulfin kletterte, immer noch lachend, die verschneite Anhöhe wieder hinauf, indem er sich von Strauch zu Strauch hangelte. Sein Kamerad stand da, wüst zersaust, das Schwert in der Hand.
    »Ich glaube, wir haben die Wette alle verloren«, erklärte der Recke, als er bei ihm anlangte. »Es war nicht diese Kanaille von Guerri le Fol, es war der Page ...«
    »Welcher Page?«, fragte Urien mit schlaftrunkener Stimme.
    »Mahaults süßer kleiner Liebhaber, der Geck im Weiberrock, der unlängst Uther attackiert hat... Die wird sich im Übrigen noch freuen, davon zu hören.«
    Ulfin hob seine Decke auf und schickte sich an, seine Sachen zu verstauen.
    »Das heißt ja noch nicht, dass Guerri nicht ebenfalls aufgebrochen ist«, brummelte Urien. »Er kann einen anderen Weg genommen haben ...«
    »Mhm, ist schon möglich, aber richte dich trotzdem schon mal drauf ein, dich von deinem Geldbeutel zu verabschieden, du schlechter Verlierer! ... Los, pack deine Sachen, wir gehen.«
    Die beiden Recken schnallten ihre Tornister zu und verließen dann mehr als erleichtert ihren eisigen Unterschlupf. Eine Stunde später schritten sie durch die Ausfallspforte in der Barbakane, die das Haupttor abschirmte, und legten bei dem Wachtposten eine Rast ein, um sich im Schein einer Fackel mit einer Schale Suppe und einer Pinte Bier zu stärken. Die Wärme trug dazu bei, dass Urien alsbald einnickte, aber Ulfin setzte seinen Weg fort, um sich später keine Vorwürfe machen zu müssen, und stieg bis zur Königsburg hinauf.
    Er tat gut daran. Denn Uther war noch wach.
    Er fand ihn in seinem privaten Audienzgemach vor, wo er wieder und wieder das verbleibende Gold aus seinen fast leeren Schatztruhen zählte, um auszurechnen, wie viele Soldaten er noch ausrüsten, wie viele Pferde, wie viele Lanzen er noch bezahlen könnte. Sobald er Ulfin erblickte, entließ der König die Schreiber.
    »Da bist du ja endlich!«, sagte er. »Und?«
    »Es ist so weit, ich habe ihn vorbeireiten sehen, er ist wie vom Teufel besessen direkt in Richtung Kab-Bag galoppiert.«
    »Hast du versucht, ihn aufzuhalten?«
    »Ich habe gehandelt, wie du mich geheißen hast.«
    »Das ist gut... Ein Verräter, der sich entlarvt weiß, hat keine andere Wahl, als bis zum Äußersten zu gehen.«
    »Apropos, du hast dich getäuscht, ebenso wie wir alle ... Es war nicht dein Guerri le Fol, sondern Mahaults süßer kleiner Liebhaber, eben jener, den du in den Schnee geworfen hast.«
    Uther sah enttäuscht zu seinem Freund auf.
    »Selbst er also? ... Geh schlafen. Morgen werd ich dir etwas zeigen, was dich amüsieren wird.«
    »Ich bin nicht müde.«
     
    »Wirklich? Dann komm ...«
    Die beiden Männer traten wortlos in den nachtstillen Gang hinaus. Sie brauchten nicht lange zu gehen: Zwei bewaffnete Soldaten hielten einige Schritte weiter Wache, vor einer verschlossenen Türe, die sie auf einen Wink des Königs mit einer Schlüsselumdrehung öffneten. Dieser wich ehrerbietig wie ein Höfling vor Ulfin zur Seite, und der Recke trat ein. Umgehend stieg ihm ein Ekel erregender süßlicher Gestank in die Nase, in dem sich der Duft eines schweren Parfüms mit einem üblen Odeur von billigem Wein und dem benebelnden, durchdringenden Geruch von Blut vermischte. Dort lag Mahault, ein gewaltiger Fleischberg in einem bretonischen Wandbett, das durch den flackernden Schein einer Öllampe beleuchtet wurde, hingestreckt zwischen zerwühlten Laken, einen Arm in der Luft baumelnd, der genauso fett wie ihr Schenkel war. Das Blut floss noch immer, dunkel glänzend auf ihrem weißen Fleisch, vom Halsansatz bis zu den Fingerspitzen, von wo es, Tropfen für Tropfen, herabfiel und eine riesige Pfütze auf den Steinplatten bildete.
    Ulfin hielt sich die

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