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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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Reihe.
    Ironischerweise war Merlins phantastisches Gerede Wirklichkeit geworden, was den Kindmann selbst am meisten erstaunte. Er hatte Lliane und die anderen am Seeufer zurückgelassen und lief in einem fort kreuz und quer durch die Stadt, dann und wann von irgendeinem Veteranen aus der Armee des Pendragon erkannt, von denen mancher ihm freundschaftlich zuwinkte oder zunickte, was ihm eher ungewohnt war. Die besiegte, demoralisierte Armee hatte sich in eine fröhliche Menge verwandelt, die entschlossen war, sich zu schlagen. Da musste zwangsläufig Magie mit im Spiel sein! Der Arme wäre reichlich erstaunt gewesen, wenn er gehört hätte, was hinter seinem Rücken über ihn geredet wurde. Er, der Geächtete, das ungeliebte, zurückgewiesene Kind ohne Vater wurde zum allergrößten Magier, mächtiger als alle Zaubermeister unter dem Berg, weiser als sämtliche Druiden aus Broceliande, und schließlich eilte ihm sein Ruf voraus, so dass nun jedermann lächelte, wenn er vorüberging und wie auf Wolken schwebte.
    Uther selbst war wie ausgewechselt. Er hatte die Nächte zuvor nur wenige Stunden geschlafen, und die Aufregung hielt ihn in einer fieberhaften Hektik gefangen, die nicht mehr weit vom Wahnsinn entfernt war; er lief überall umher, hatte auf alles ein Auge, blieb an jedem Feldlager stehen, um mit den Männern zu reden, in einen Laib Brot hineinzubeißen oder direkt aus einem Weinschlauch zu trinken, an seiner Seite stets die imposante Gestalt Frehirs, der ihm wie ein Schatten folgte. Der Barbar zog immer noch ein Bein nach, doch er hatte einen mit Eisenstiften beschlagenen Morgenstern von wahrhaft beachtlicher Größe aufgetrieben und trug ihn geschultert wie eine Holzfälleraxt, was durchaus zum Vergnügen der Truppe beitrug. Ab und an stieß Merlin auf ein paar Worte zu ihnen, wenn sie so unermüdlich von einem zum anderen liefen, dann zog er sich wieder zurück, wie man es von ihm kannte, ohne dass einer wusste, wo er geblieben war.
    Bei all dieser emsigen Betriebsamkeit hatte Igraine ihren Gemahl seit Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen, außer von weitem, oder für wenige Augenblicke zwischen Tür und Angel, schmutzverschmiert und was die Mönche ihr über sein Benehmen zutrugen, vermochte sie in keiner Weise zu beruhigen. Sie betete in der Kapelle, allein mit Bruder Blaise und ihren Dienerinnen, als eine Kammerzofe keuchend und mit hochrotem Gesicht hereinplatzte, um sie in ihren Andachtsübungen zu unterbrechen.
    »Der König ist da, Majestät! In Eurem Gemach!«
    Die Königin sprang von ihrem Betstuhl auf, ohne auf den Protest des Mönches zu hören, und bekreuzigte sich nicht einmal, bevor sie den heiligen Ort verließ. Es geziemte sich nicht, dass eine Dame von hohem Stande außer Atem geriet und ihren Teint verdarb, indem sie rannte wie ein kleines Mädchen, aber Igraine war dem Alter entwachsen, in dem man sich an solche Ratschläge hält, und sie hatte zudem keine Lust dazu.
     
    Sie bekam kaum noch Luft, als sie in dem Gemach anlangte, ließ ihre Dienerinnen draußen stehen und schlug ihnen die Tür vor der Nase zu.
    Uther schlief bereits, hingesunken auf die Decke aus grauem Eichhörnchenfell, die über das Bett gebreitet lag. Seine schlammtriefenden Beinlinge hatten Pfützen auf den strohbedeckten Steinplatten hinterlassen. Sein langer, pelzgefütterter Mantel lag auf der Erde, noch immer von gefrorenen Schneekristallen übersät. Noch halb auf der Schwelle hatte er sein Gehänge abgeschnallt und sein Schwert quer über einen Sessel geworfen. Igraine stand mit dem Rücken an die Tür gelehnt, um Atem zu holen. Ihr war mit einem Mal sterbenseiend, und der kalte Schweiß brach ihr aus, was sie ihrem überstürzten Lauf zuschrieb.
    Kaum war das Schwindelgefühl verflogen, trat sie bis an die Bettstatt vor, setzte sich vorsichtig, um ihren Gemahl nicht zu wecken, und strich nach kurzem Zögern mit den Fingerspitzen die braunen Zöpfe zur Seite, die sein Gesicht verdeckten. Uther schlief mit offenem Mund wie ein Kind, die Wangen von der Kälte gerötet, die Haut glänzend von geschmolzenem Raureif.
    »Du liebst ihn, nicht wahr?«
    Igraine stieß einen Schrei aus und fuhr herum. Vor dem Kamin saß seelenruhig ein lächelnder Merlin, der seine Beine am Feuerbock aufwärmte und die Brauen hochzog, als erstaune ihn ihr Erschrecken.
    Sie fasste sich wieder, sah flüchtig zu Uther hinüber, der nach wie vor schlummerte, und war dann mit wenigen Schritten bei dem jungen Druiden.
    »Raus hier!«
    »Ich

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