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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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rümpften verächtlich die Nase, aber es war nicht zu verkennen, dass der Stollen der Gnomen sie beeindruckte.
     
    So bewegten sie sich eine lange Zeit voran, die Sinne aufs Äußerste gespannt. Bald schon wich die frische Luft von draußen einem muffigen Geruch, der sie ganz benommen machte, und schließlich einem abscheulichen Modergestank, der dermaßen Ekel erregend war, dass selbst die Pferde angewidert schnaubten und sie ihnen die Nüstern zuhalten mussten.
    »Was stinkt denn da so bestialisch, zum Henker?«, platzte Ulfin unvermittelt heraus.
    »Das ist Schwefel«, erklärte Sudri mit derart vergnügter Miene, dass sie sich fragten, ob er in der Nähe einer Gerberei aufgewachsen war. »Gebt Acht auf eure Fackeln, sonst...«
    »Was sonst?«, knurrte der Ritter.
    »Ich werd’s dir zeigen ... Gib mal her.«
    Er stieg vom Pferd, packte das Licht, das Ulfin ihm reichte, und leuchtete eine zitronengelb überkrustete Steinschicht an, von der er vorsichtig einen kleinen Brocken löste. Er legte ihn ein gehöriges Stück von der Fundstätte entfernt auf die Erde, wandte sich noch einmal um, um sich zu versichern, dass er ihre volle Aufmerksamkeit hatte, und warf die Fackel darauf. Er hatte gerade noch Zeit, zur Seite zu springen, bevor der Schwefel zu schmelzen begann und das untergründige Gewölbe von einer Serie blendend heller Blitze erleuchtet wurde, begleitet von dickem, stickigem Qualm, der sie in der Nase biss und ihnen die Tränen in die Augen trieb.
    »Was ist das denn für eine Schweinerei?«, brüllte der Recke hustend und spuckend.
    Sudri blieb ihm die Erwiderung schuldig. Er hob die Fackel vom Boden auf, gab sie dem Ritter zurück und trippelte dann bis zum Pferd der Königin.
    »Reitet schon weiter«, sagte er. »Ich werde so viel wie möglich davon einsammeln. Das könnte uns noch von Nutzen sein ...«
    Ohne die Antwort der Königin abzuwarten, machte er kehrt, und Bran gab ihr mit einem Wink zu verstehen, dass Onar und er solange wie nötig mit dem Meister der Steine zurückbleiben würden. Sie setzten sich wieder in Bewegung, vermochten jedoch dem Gestank nach faulen Eiern nicht zu entrinnen, der sie bis zum Ende verfolgen sollte. Während dieses ganzen Intermezzos hatte die Königin nicht ein einziges Wort verloren. Sie machte sich auf den Weg, nach wie vor gefangen in ihrer seelischen Isolation, die Kehle wie zugeschnürt von einem unerträglichen Druck. Dieses Gefühl hatte sie bereits Stunden zuvor beschlichen, als sie noch unter freiem Himmel geritten waren, und obwohl sie sich alle Mühe gab, gelang es ihr nicht, es abzuschütteln. Dieser eisige Hauch, unter dem sich ihr Herz zusammenkrampfte, das war der Tod selbst. Er war da, strich um sie herum und wartete, dass seine Stunde käme und er zuschlagen könnte, ohne dass Lliane vermocht hätte, den Namen zu verstehen, den er ihr ins Ohr raunte. So ritt sie alleine und mied jeglichen Blickkontakt mit ihren Gefährten, um nicht das Unglück auf sie herabzuziehen. Dabei drang sie immer tiefer in den unterirdischen Stollen der Gnomen und zugleich in ihren eigenen inneren Kerker vor. Doch schließlich formte sich in ihrem Kopf ein Name, ein ganz bestimmter Name, trotz all ihrer Anstrengungen, die Ohren davor zu verschließen. Inmitten des schauerlichen Gebrülls der Seelen, die erfüllt vom namenlosen Grauen des Hinscheidens die Mittlere Erde verließen, tat der Tod leise seine Entscheidung kund. Noch war es nur ein fernes Wispern; womöglich nur ein irrtümlicher Eindruck, doch die beiden Silben kehrten wieder, eindringlich, rhythmisch abgestimmt auf den Gang ihrer Stute.
    Uther ...
    Es war keine Schlacht, sondern ein reines Gemetzel. Die Lanzenkämpfer schlugen sich wacker, obwohl sie nur ein lächerlich kleines Häufchen waren, und hielten die in mehreren aufeinander folgenden Wellen angreifenden Feinde auf Distanz, die in ihre langen Piken hineinrannten, um sich selbst aufzuspießen, oder unter den Schauern von Pfeilen aufbrüllten, die Dos Bogenschützen unablässig abfeuerten, so dass ihnen allmählich der Nachschub ausging. Noch hatte Uther seine Ritterhaufen nicht ins Gefecht geschickt und betrachtete das Massaker, ohne dass er bei diesen Legionen von Monstern, die da vergebens gegen die vorderste Linie seiner Truppen anstürmten, den mörderischen Furor entdeckt hätte, den er erwartet hatte. Unter dem Getrampel all dieser Wesen hatte sich die makellos weiße Ebene in ein schwarzes, völlig durchweichtes Schlammfeld verwandelt. Der Schnee

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