Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen
beiden Männer sahen sich schweigend an, einander so ähnlich in ihren makellosen Kettenhemden, deren eisengewirkte Ärmel matt in der Sonne schimmerten.
»Euch auch, mein Vater«, sagte der König, und er streifte seinen Panzerhandschuh ab, um ihm die Hand zu drücken. »Falls wir uns nicht wieder sehen ...«
Uther hielt inne und suchte nach Worten.
»Richtet Igraine aus ...«
Erneut nickte Illtud bestätigend und lächelte.
»Ich werd es ihr sagen.«
Und während er sein Schwert zückte, verschwand er im leichten Trab zu dem kleinen Hain aus Kreuzen hin. Uther schaute ihm nach. Kein Zweifel, er würde ins Feld ziehen ...
Uther sah ihn nicht weit von seinen Mönchen vom Pferd absitzen, und wenige Zeit später stimmte ihr Chor das >Non Nobis, Domine< an, dann ein feierliches und kunstvoll gestaltetes Tedeum, dessen kämpferische Schönheit ihn tief bewegte und ihm die Tränen in die Augen trieb.
Neben ihm sahen Nut und Kanet de Caerc seine geröteten, geschwollenen Augen, ohne dass sie vermocht hätten, die plötzliche Rührung des Königs zu begreifen. Der Gesang war schön, er war traurig, doch es war die damit verbundene Erinnerung an Igraine, die ihn im Innersten berührt und seinen Tränenausbruch ausgelöst hatte. Er war fortgegangen, ohne sie noch einmal wieder zu sehen, ohne ein Wort, ohne eine Geste, und vielleicht würde er noch an diesem Tag sterben, ohne zu erfahren, ob sie ihn noch liebte.
Rasch fing er sich wieder und traf seine Entscheidung.
»Nut, Kanet! Setzt den Abt auf ein Pferd, gebt ihm zwei kräftige Männer an die Seite, auf dass sie der Königin nachreiten, wenn’s sein muss, bis nach Carmelide. Sagt ihm ... Er möge ihr noch vor Einbruch der Dämmerung meine Botschaft überbringen!«
Die Recken nickten zustimmend und entfernten sich. Sie mussten mehrere Männer versammeln, um den Abt von seinen Schäfchen loszueisen und ihn vom Schlachtfeld wegzuziehen. Seinem wutentbrannten Gesicht nach zu urteilen, verfluchte er ihn wahrscheinlich, doch zumindest hätte Uther die Genugtuung, einen Heiligen gerettet zu haben.
Illtud und seine Begleiter waren kaum aufgebrochen, als ihnen ein ohrenbetäubendes Gebrüll das Herz stocken ließ. Die Dämonen hatten einstimmig angehoben, wie die Wahnsinnigen zu heulen. Schlagartig hatten sie zu rennen begonnen, und unter diesem plötzlichen Ruck weiteten sich ihre Reihen wie eine gigantische Hand, die sich öffnete, um ihre Feinde zu packen. Noch zweihundert Klafter, einhundertfünfzig ... Uther wartete ungeduldig auf den ersten Schwarm Pfeile und hielt nervös die Zügel seines Streitrosses umklammert. Do zögerte, den Befehl zu erteilen. Waren sie schon an dem Pfeil vorbei? Unmöglich, ihn aus einer derart großen Distanz zu erkennen. Hundertundzwanzig Klafter ... Worauf wartete er noch? Ein heiserer Schrei ertönte, und sofort darauf das Schnalzen Tausender Bogensehnen, die gleichzeitig losgelassen wurden, gefolgt von dem scharfen Surren Tausender Pfeile, die durch die kalte Luft schossen und den Himmel gleich einem gewaltigen Insektenschwarm verdunkelten. Wie all die anderen bückte Uther ihnen nach, bis sie über der riesigen Menge niedergingen und ganze Reihen niedermähten, über welche die restlichen Krieger sofort vollkommen kaltblütig hinwegtrampelten. Schon prasselte eine weitere Ladung Pfeile auf die anstürmende Meute der Monster herab, diesmal allerdings weniger dicht, denn die unerfahreneren oder nervöseren Schützen brauchten länger, um einen neuen Pfeil aufzulegen.
Die Menschen brüllten jetzt und machten ihrer Angst in diesen letzten Minuten vor dem entscheidenden Zusammenstoß Luft. Uther schwenkte Excalibur hoch über seinem Kopf.
»Eine einzige Erde, ein einziger König, ein einziger Gott!«
Das Heer der Dämonen war soeben auf die eiserne Front aus Lanzen geprallt. Die Schlacht hatte begonnen.
Die Attacke des Königs
Dort ist es«, erklärte Guerri le Fol.
Schon am späten Vormittag hatten sie die Ebene hinter sich gelassen, um in einen Hohlweg einzutauchen,
dessen Seitenwände von Stunde zu Stunde steiler aufragten und schließlich zu einer richtigen Schlucht wurde, die so eng war, dass immer nur zwei Pferde nebeneinander laufen konnten. Das Sonnenlicht drang kaum bis zu ihnen in diese gewundene Talrinne aus Fels und Eis herab, und falls der Mörder der Gilde das nötige Nervenkostüm gehabt hätte, um sie in eine Falle zu locken, so hätte er hier eine wunderbare Kulisse gehabt. Es hatte sich
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