Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen
jedoch nichts Außergewöhnliches ereignet, sie waren weder in einen Erdrutsch geraten noch in eine Lawine oder einen Hinterhalt, bis Guerri sein Maultier schließlich zum Stehen brachte.
Er zeigte ihnen eine gerade, wie durch einen sauberen Schnitt entstandene Felsspalte, deren Grund von dick verschneitem Gestrüpp bedeckt war; und da sie sich nicht rührten, saß er von seinem Reittier ab und sah fragend zu Lliane empor.
»Nur zu«, sagte sie.
Frehir schwang sich ebenfalls aus dem Sattel, zog mit der freien Hand sein Schwert aus der Scheide und machte Guerri ein Zeichen weiterzugehen, wobei dieser nach wie vor den Strick um den Hals geschlungen trug und der Barbar ihn festhielt wie einen angeleinten Hund. Der Mann machte einen kläglichen Eindruck, als er geradewegs auf das Dickicht zulief, stark hinkend und zähneklappernd, da er weder einen Umhang noch einen Mantel besaß, um sich gegen die Kälte zu schützen. Allerdings packte er trotz allem einen Strauch und rupfte ihn zum großen Erstaunen des Barbaren mit leichter Hand aus dem Boden.
»Helft ihm«, befahl Lliane.
Frehir und Ulfin gehorchten und räumten beschwingt den Weg frei, da sie feststellten, dass diese ganze Vegetation nur lose auf die Erde gesetzt und geschickt arrangiert worden war, um den Durchgang zu verbergen. Dank der dichten Schneedecke war die Tarnung endgültig nicht mehr als solche zu erkennen wobei allerdings zu bezweifeln stand, ob überhaupt ein Mensch verrückt genug gewesen wäre, sich so weit wie sie in diesen unwirtlichen Engpass hineinzuwagen. Binnen weniger Minuten war alles Gestrüpp beiseite geschafft, und Ulfin entdeckte am Eingang zu dem unterirdischen Stollen Spuren eines Fuhrwerks, die sich tief in den gefrorenen Boden eingegraben hatten und bewiesen, dass Guerri nicht gelogen hatte.
»Ich habe mein Versprechen gehalten«, stieß dieser angestrengt hervor, wobei er beim Ausatmen jedes Mal eine weiße Dampfwolke ausstieß, die vorübergehend sein schmerzverzerrtes Gesicht verhüllte, das blau vor Kälte war. »Nun lasst mich ziehen.«
»Noch sind wir nicht in Scäth«, erwiderte die Königin.
Und sie kehrte ihm den Rücken zu, ungerührt von seiner beleidigten Miene.
»Los, aufgesessen! Till, Kevin, ihr reitet voran!«
Die beiden Elfen tauschten einen flüchtigen Blick. Seit ihrem Aufbruch aus Loth war Llianes Miene verschlossen und ihre Stimme hart. Ja, bisweilen schien sie sich beherrschen zu müssen, um nicht zu schreien. Sie trauten sich kaum noch, sie anzusprechen, doch das kummervolle Schweigen, hinter dem sie sich mehr und mehr verschanzt hatte, brach ihnen schier das Herz. Kevin nahm seinen Bogen, den er schräg über der Brust trug, ab, wählte sorgfältig einen Pfeil aus seinem Köcher aus und trabte auf sie zu.
»Nehmen wir die Pferde mit?«
»Wenn sie hier mit der fetten Mahault herausgekommen sind, dann dürften wir mit Leichtigkeit hindurchpassen 1 .«, entfuhr es Ulfin, während er sich wieder in den Sattel schwang.
Kevin nickte lächelnd und gab seinem Reittier die Sporen. Bald schon verschwanden die beiden Elfen und Tills weißer Falke in den Tiefen der Höhle.
Die Übrigen machten sich erst auf den Weg, nachdem sie genügend Holz und Zweige geschnitten hatten, um sich Fackeln zu fertigen. Das Holz war gefroren, es knisterte und zischte beim Verbrennen und gab mehr Qualm als Licht ab, doch kein Mensch hätte sich ins Innere vorwagen können, wenn er nicht wenigstens eine notdürftige Beleuchtung bei sich gehabt hätte. Die Fackeln hingegen enthüllten, was nicht einmal die Augen der Elfen zu erspähen vermocht hätten. Der unterirdische Gang war von den Spuren unzähliger Hackenschläge übersät, und man sah im Geiste ganze Allianzen von Gnomen vor sich, die sich dort drinnen Tag und Nacht mit der ihnen eigenen viehischen Verbissenheit abmühten, bevor sie endlich ins Freie gelangten. Das war wahrhaftig gute Arbeit, die sie da geleistet hatten, und sie hätte einem zwergischen Stollen alle Ehre gemacht.
Die Hufe ihrer Pferde klapperten auf dem ebenen, harten Grund. An den Rändern rann das Wasser entlang, doch es lief in einer Art ausgemeißeltem Kanal, der den Weg von jeglichem Schmutz freihielt. Ab und an mussten sie den Kopf einziehen, bisweilen sogar vom Pferd absitzen, um durchzukommen, denn es waren natürlich Gnomen, die diesen Tunnel gegraben hatten, und die Größten von ihnen maßen nicht mehr als vier Fuß. Die Höhe reichte jedoch für die Pferde und selbst für Planwagen. Die Zwerge
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