Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen
verziehen hast und ob du ihn noch liebst.«
Die Königin begann zu schluchzen und fiel in dem gefrorenen Schlamm des Fahrwegs auf die Knie.
»Ich habe ihn nicht einmal mehr gesehen ... Aber das ist nicht seine Schuld, mein Vater. Sie hat ihn verhext. Ich hasse sie ... Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich sie hasse.«
Der Abt schaute auf, und er begegnete dem Blick Leo de Grands. Der Herzog saß ohne Eile vom Pferd ab, ging bis zu ihnen vor und fasste seine Schwester sanft bei den Schultern.
»Lass mich in Frieden!«, heulte sie und schlug wild um sich.
»Das führt doch zu nichts«, murmelte Carmelide an ihr Ohr. »Bete jetzt einfach für seine Seele. Wenn du ihn liebst, so ist das alles, was du augenblicklich für ihn zu tun vermagst...«
Sie musterte ihn forschend, und obgleich er ein unerschrockener Kämpfer war, schlug der Herzog als Erster die Augen nieder.
Als sie sich umwandte, hatte sich Illtud bereits wieder aufs Pferd geschwungen.
»Was macht Ihr?«
»Ich kehre zu ihm zurück«, erklärte der Abt.
»Aber das ist doch blanker Wahnsinn!«, rief Léo de Grand aus. »Es wird bald dunkel, und bei dieser Kälte könnt Ihr unmöglich einen solchen Ritt auf Euch nehmen das haltet Ihr nicht durch!«
Illtud lächelte und verzog schicksalsergeben das Gesicht.
»Ich bin gekommen, um eine Antwort einzuholen«, erklärte er mit Blick auf Igraine.
»Sagt ihm, dass ich ihn liebe ... Natürlich liebe ich ihn ... Gebt Acht, dass er am Leben bleibt, mein Vater mir zuliebe.«
Der Abt lächelte erneut, nickte und machte kehrt, um ohne ein weiteres Wort wieder in Richtung Schlacht zurückzureiten.
Das Schwert im Stein
Ihr werdet mich töten, nicht wahr?«
Lliane zuckte zusammen. In angestrengtes Nachdenken versunken, hatte sie nicht bemerkt, wie Guerri sein Maul-
tier bis zu ihr getrieben hatte. Sie sah verstohlen zu Frehir hinüber, der nach wie vor das Ende des ledernen Stricks umklammert hielt, welcher fest um den Hals des Mörders gezurrt war. Der Barbar nickte ihr beschwichtigend zu, und Llianes Blick streifte flüchtig das aufgedunsene Gesicht ihres Gegenübers.
»Ich habe dir mein Wort gegeben«, erwiderte sie mit sichtlichem Abscheu.
»Mhm ... Den Ring und das Leben, stimmt’s?«
Unwillkürlich blickte Lliane auf den Ring an ihrem Finger hinunter. Guerri lachte verächtlich auf und wies mit einer nachlässigen Geste auf eine Wegkreuzung einige Klafter vor ihnen.
»Dann kannst du mich jetzt freilassen«, sagte er. »Dort ist es, der linke Pfad ...«
Während dieses Wortwechsels hatten ihre Reittiere sie bis zu einer Gabelung gebracht, an der Kevin und Till auf sie warteten, die nicht wussten, welcher Route sie folgen sollten. Die beiden Wege sahen einer aus wie der andere und lieferten nicht den geringsten Anhaltspunkt, der ihnen die Entscheidung erleichtert hätte.
»Du läufst auf alle Fälle voraus«, erklärte Ulfin, der sie nun eingeholt hatte. »Wenn du uns angelogen hast, wirst du der Erste sein, dem’s an den Kragen geht.«
»Ich weiß«, entgegnete der Mörder unwillig, mit diesem unerträglichen nuschelnden Zischeln, das alles war, was er noch zu Stande brachte, seit Frehir ihm die rohe Behandlung hatte angedeihen lassen.
Und wieder lachte er sein schauriges Hohnlachen.
»Aber was macht das schon für einen Unterschied, hm?«
Ulfin starrte ihn an.
»Was willst du damit sagen?«
Guerri le Fol ließ sich zu einer Art Lächeln herab, oder zumindest verzog er seine geschwollenen Lippen zu einer Grimasse, die man dafür halten konnte. Sämtliche Augenpaare waren gegenwärtig auf ihn geheftet, und er trotzte ihren Blicken mit verächtlicher Überheblichkeit.
»Ja, was macht es schon für einen Unterschied?«, stieß er hervor. »Entweder locke ich euch in eine Falle, und wir geraten alle hinein, oder ich lotse euch wohlbehalten bis zum Ziel, und ihr überlasst mich den Fängen dieser Bestie ... In beiden Fällen bleibe ich auf der Strecke.«
»Die Königin hat dir ihr Wort gegeben, du Ratte!«, wetterte Dorian. »Wie kannst du es wagen, an ihrer Aufrichtigkeit zu zweifeln?«
Die Übrigen tauschten verstohlene Blicke. Prinz Dorian war wirklich der Einzige, der sich in dem Glauben wiegte, dass sie so verrückt waren, ihm das Leben zu lassen.
»Schon gut«, sagte Lliane. »Was willst du?«
Guerri wies auf die Schlinge, die ihm die Kehle einschnürte.
»Als Erstes einmal, dass man mir die hier abnimmt... und dass man mir diesen Schwachkopf vom Leibe
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