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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Äonen dauernde Wacht. Sie sahen nicht nach schmucken Palastwachen, sondern eher nach kampferfahrenen Veteranen aus. Ihre Köpfe blickten herausfordernd der Terrasse entgegen. Sie wirkten beunruhigend. Noch beunruhigender war jedoch, dass in dreien der Fenster Licht glomm. Damit hatte Emerelle nicht gerechnet.

DAS BAD
    Balduin war ins Bad des Königs berufen worden. Er hasste es, Cabezan in all seiner Nacktheit zu sehen. Den ausgemergelten, alten Leib, bedeckt von schwärenden Wunden. Aber er verstand es, seine Gefühle wohl zu verbergen.
    Schon auf dem Flur schlug ihm die schwüle Hitze des Wassers entgegen. Er hoffte, dass das Schlimmste schon vorüber war. Balduin war keineswegs zartbesaitet. Vor einigen Jahren noch war er einer der Befehlshaber von Ca-bezans Truppen gewesen. Er hatte bei Avron und Ruon-nes gekämpft. Er hatte alle Schrecken des Krieges gesehen und sich an so manchen Taten beteiligt, auf die kein Mann stolz sein konnte. Ein blasser Diener öffnete ihm die Tür zum Bad und eilte davon. Cabezan saß auf dem Rand eines Marmorbeckens, von dem Wasserdampf aufstieg. Blutrote Rosenblätter schwammen auf dem Wasser. Tankret, der Leibwächter des Königs, stand nahe dem Bad. Wie sein König war er nackt bis auf ein Tuch, das lose um seine Hüften geschlungen war. Im Gegensatz zu seinem Herrn trug er jedoch einen Dolch, eine schlanke Ritualwaffe mit einem prächtigen Rubin als Knauf. Scheide und Gürtel waren aus scharlachrotem Leder mit Goldbeschlägen. Für den Wert der Waffe konnte man wahrscheinlich ein ganzes Bauerndorf bekommen.
    Neben Tankret stand ein schlanker Knabe. Er war keine zehn Jahre alt, schätzte Balduin. Trotz der Hitze im Bad zitterte der Junge. Sein Gesicht war stark geschminkt. Man hatte ihm eine Perücke aus blondem Lockenhaar aufgesetzt. Erst auf den zweiten Blick erkannte der Hofmeister, wer das war. Sie hatten sich Elodias kleinen Bruder geholt. Das war ein Fehler! »Du siehst in letzter Zeit gar nicht gut aus«, sagte der König.
    Balduin hatte das Gefühl, als zöge sich eine Schlinge um seinen Hals zusammen. Tankret bedachte ihn mit einem abfälligen Lächeln. Der Krieger war mindestens zwanzig Jahre jünger als er. Tankret stand in der Blüte seiner Manneskraft. Mit seinen geölten Muskeln und seiner bronzefarbenen Haut war er ein Bild von einem Mann, auch wenn einige Narben auf seinen Armen und der Brust in Balduins Augen einen Makel darstellten. Aber er wusste, dass Cabezan solche Narben mochte.
    »Du wirkst müde, mein Freund.« Der König runzelte die Stirn. »Willst du etwas sagen?«
    »Der Junge … Es ist Elodias Bruder. Ihr werdet doch nicht …« Er war zu vorsichtig, um es auszusprechen. »Sie erwartet seine Briefe. Es wäre schlecht, wenn sie erführe …« Der Knabe blickte gehetzt zwischen ihnen hin und her. Er begriff nicht, wovon sie sprachen. Aber er schien ein Unheil zu ahnen. »Es tut mir leid, dass ich die Tinte vergossen habe und das Pergament unbrauchbar gemacht habe. Es war ein Unglück. Das wird nie wieder vorkommen …«
    Balduin bemerkte erst jetzt die Reste von Tintenflecken an Händen und Unterarmen des Knaben.
    »Aber, mein Junge, sehe ich aus, als würde ich wegen solcher Kleinigkeiten lange zürnen?« Der König schlug sein Tuch zurück und streckte einen Fuß in das warme Wasser. Er stieß einen wohligen Seufzer aus. »Das tut gut.« Mit einiger Mühe streckte er auch den zweiten Fuß ins Wasser. Dann winkte er dem Jungen. »Du heißt Jean, nicht wahr? Ein hübscher Name für einen hübschen Jungen. Komm ein bisschen näher. Meine Augen sind nicht mehr so gut.«
    Als Jean nicht sofort gehorchte, packte Tankret ihn und schob den Knaben vor seinen König. Der Junge war so verängstigt, dass er sich weder wehrte noch den geringsten Laut von sich gab.
    Cabezan zwickte den Jungen in die Brust. »Was für eine makellose Haut du hast, Jean. Was für ein Geschenk! Sieh mich nur an. Das tut die Zeit all jenen an, denen die Gnade eines frühen Todes verwehrt bleibt. So wunderbare Haut… Wusstest du, dass Pergament aus Haut gemacht wird, Junge? Es ist sehr kostbar. Um ein einziges Buch zu machen, muss man eine ganze Herde schlachten. Blut ist der Preis für Wissen. Es ist der Preis für fast alles im Leben.«
    Balduin wurde übel. Er ahnte, was kommen würde.
    »Dreh dich einmal um, mein Junge.«
    Jean gehorchte.
    Mit angehaltenem Atem beobachtete Balduin, wie die Finger des Königs über den Rücken des Knaben fuhren. Sie umrissen ein Rechteck auf der

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