Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
fünf Ordenshäuser gründete er in dieser Zeit, und es heißt, die Heidenfürsten von Drusna hätten einen Heuwagen voller Gold als Belohnung für denjenigen geboten, der ihnen den Kopf des weißen Ritters mit dem Aschenbaum im Schilde bringe.
Doch Tjured hatte dem Heiligen ein anderes Schicksal als den Tod im Heidenlande bestimmt. Nachdem Arsi, der schlimmste der Heidenfürsten, von einer Dirne ermordet worden war und die übrigen Herzöge endlich um Frieden baten, zog Michel Sarti gen Süden. Dort erwarteten ihn nicht Schwert und Speer. Die Waffen seiner Feinde waren hier Verrat und Gift. Waffen, vor denen ihn seine weiße Rüstung, die Tjured selbst ihm zum Geschenk machte, nicht schützen konnte. (…)«
DAS LEBEN DES HEILIGEN MICHEL SARTI, 1.15 FF, ÜBER DIE JUGEND DES HEILIGEN UND DEN DRUSNISCHEN KRIEG, NIEDERGESCHRIEBEN VON EINHARD VON WEIDENBACH IM ORDENSHAUS ZU WEIDENBACH
ZWEI WEITERE JAHRE SPÄTER STEPPENSCHIFFE
Der Falke landete auf der Brustwehr des Steppenschiffs. Ungeduldig wartete Orgrim darauf, dass der Elf, der mit geschlossenen Augen im Schneidersitz vor ihm auf dem Boden saß, endlich aus seinem magischen Schlaf erwachte. Der Troll misstraute den wenigen elfischen Verbündeten in seiner Streitmacht zutiefst. Sie waren allesamt Wendehälse oder aber Verräter, die ihre Unterwürfigkeit nur heuchelten. Er wünschte sich, über mehr Lutin zu verfügen, die er als Späher einsetzen könnte.
Als der Elf endlich die Augen öffnete, waren sie schreckensweit.
»Was?«, herrschte ihn der Trollfürst an. »Was hast du gesehen?«
»Es sind Tausende. Sie sind überall. Rings herum im Hügelland. Auf viele Lager aufgeteilt. Aber es sind Tausende! Und es sind auch Elfen unter ihnen. Sie haben Jagd auf mich gemacht. Einen habe ich erkannt. Fenryl von den Normirga, den Grafen vom Rosenberg in Carandamon. Er unterstützt die Rebellen. Ich habe auch Bogenschützen von den Maurawan gesehen. Und Kentauren aus Uttika. Sie haben ein eigenes großes Heerlager im Westen von hier. Da war auch ein Lamassu. Und Heerscharen von Dienern. Aber das Wichtigste ist eine Botschaft für dich, Herzog.«
Orgrim musste an sich halten, um dieses Elflein nicht beim Kragen zu packen. »Mit dem Wichtigsten kommst du zum Schluss? Heraus damit!«
»Sie haben gesagt, dass sie von dieser Stunde an jeden Falken, der nicht zu ihnen gehört, vom Himmel holen werden.« Der Elf deutete nach Westen. »Siehst du? Dort, nahe dem Heerlager der Uttiker, stehen zwei Falken am Himmel. In jeder Himmelsrichtung haben sie Falken. Wir können sie nicht mehr ausspähen.« Orgrim ließ sich Zeit, den Himmel zu betrachten. Es stimmte. Sieben Falken konnte er erkennen. »Dann sind wohl schlechte Zeiten für die Steppenfalken dieser Gegend angebrochen«, sagte er schließlich mit einem Lächeln.
»Was sollen wir nun tun?« Baidan, dem Sprecher der Kobolde, war ganz offensichtlich nicht zum Schmunzeln zumute. »Sie werden uns unsere Augen nehmen. Wie werden wir uns wehren?«
»Ich werde nach einer Schamanin schicken. Dieser Kampf ist nicht verloren. Er wird sie am Ende mehr Blut kosten als uns. So wie diese ganze seltsame Belagerung. Mir macht es keine Sorgen, dass sie jetzt auch noch ein paar Falken gegen uns aufgeboten haben. Mich beunruhigt, dass ich nicht erkennen kann, welchen tieferen Zweck diese Belagerung hat. Nestheus hat es geschafft, die Kentaurenstämme der Steppe zu einigen und sich sogar wieder mit Katander von Uttika auszusöhnen, obwohl der Bronzefürst sein Todfeind war. Nestheus ist gewiss kein Narr! Ich kann nicht verstehen, warum er dieses Gemetzel veranstaltet. Er muss sich einen Nutzen davon versprechen. Und dass ich diesen Nutzen nicht erkennen kann, das beunruhigt mich, Baidan. Ein paar Vögel sind da nebensächlich.«
»Ach, hört doch auf«, mischte sich Zargub ein. Der stämmige Troll lehnte lässig am Mast der Köni
g Gilmarak u
nd kaute an einem Kentaurenschinken. »Diese Gäule sind einfach dämlich!« Er spuckte ein Stück Knorpel aus. »Was für Schlachtenlenker sollte ein Volk hervorbringen, das sein Leben damit beschäftigt ist, dummem Viehzeug in der Steppe hinterherzulaufen? Die werden wieder und wieder gegen unsere Schiffsburg anlaufen. Und wir schießen sie ab. Ich habe an allen Feldzügen seit Vahan Calyd teilgenommen und noch nie so viel frischen Kentaurenschinken zu futtern bekommen. Nehmen wir es als ein Geschenk!« Er machte eine lässige Geste hinaus zur Steppe. Hunderte von Geiern und Raben hockten im hohen
Weitere Kostenlose Bücher