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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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ihr fluchend Holzkohlestücke nach, doch die Elfe torkelte so sehr, dass sämtliche Geschosse sie verfehlten. Sie trug ein mit Schlangenmustern geprägtes Lederwams. Ihre Haare waren ungeordnet. Arme und Beine hatte sie sich mit Bandag bemalt. Jetzt kam sie in seine Richtung.
    »Hallo, mein Schöner! Du siehst aus, als hättest du einen Besen verschluckt.« Alvias bedachte sie mit einem finstren Blick. »Ich lege keinen Wert auf Umgang mit Kreaturen wie dir.«
    Sie lachte ihn aus. Ungehobelte Person! Alvias wandte sich ab, da packte sie ihn bei der Schulter und versuchte ihn zu küssen. Sie stank nach billigem Branntwein und Heringen. Ekelhaft. Er wich vor ihr zurück und versuchte sie gleichzeitig von sich fortzustoßen.
    Sie krallte eine Hand in seinen Gürtel. »Einen Kuss!«, lallte sie und ließ seinen Gürtel los.
    »Ja, küss die Kleiderpuppe, und dann kotz ihm auf den Mantel«, brüllte einer der Kobolde vom Brunnen auf der anderen Straßenseite.
    »Wenn du nicht augenblicklich von mir ablässt, sehe ich mich gezwungen, mich gewaltsam von dir zu befreien, du … du Trunkenboldin!« Es war das erste Mal, dass es ihm leidtat, dass er über kein angemessenes Repertoire an Schimpfworten verfügte. Sie ließ von ihm ab. »Uh, was für ein wilder Stier!« Die Elfe drehte sich zu den Faunen um. »Er wollte mir in den Schritt fassen, der Lüstling, habt ihr das gesehen?« »Zugabe«, rief der Spaßvogel unter den Kobolden beim Springbrunnen, und auch die beiden Faune grinsten dümmlich.
    »Diese Person lügt!«, empörte sich Alvias. »Niemals käme es mir in den Sinn, eine wie sie auch nur zu berühren! Sie …« Die Betrunkene torkelte weiter die Straße hinab und beachtete ihn gar nicht mehr. Er seufzte erleichtert. Dann packte ihn der Schreck. Er griff nach seinem Dolch. Hatte sie ihn etwa bestehlen wollen?
    Nein, die Waffe war noch dort. Er sah an sich hinab. Sie hatte ihn nicht besudelt. Etwas steckte in seinem Gürtel. Ein Blatt von irgendeinem Baum. Mit spitzen Fingern zupfte er es hervor. Etwas war mit bräunlicher Farbe darauf gekritzelt. Eine sehr undeutliche Handschrift!
Halte dich von Gilmarak fern, wenn dir dein Leben lieb ist, Alvias!
    Er drehte sich um, um sie zur Rede zu stellen, doch die Elfe war spurlos verschwunden. Hielten sie ihn etwa für einen Verräter, weil er als einziger Elf an der Königswahl teilnahm? Wollten sie den Troll beschützen? Er würde sich nicht einschüchtern lassen, entschied er. Er hatte ohnehin mit seinem Leben abgeschlossen. Er zerknüllte das Blatt und warf es in die Gosse.

DER HINTERHALT
    Du?« Elija sah ihn überrascht an. Der Lutin war alt geworden. Seine Schnauze war grau. Eine kleine Brille mit Stahlrand ließ seinen Blick noch härter erscheinen. Er trug denselben abgewetzten Ledermantel wie immer, dazu eine alte Hose und ein paar ungeputzter Stiefel. Auf seinem Hemd prangte dicht unter dem Kragen ein Soßenfleck. Anders als die meisten Kobolde, die zu Gold und Ansehen gelangten, hatte er noch nie besonderen Wert auf prächtige Gewänder gelegt.
    Elija maß ihn mit abschätzendem Blick. »Du wirst wohl als der am spärlichsten bekleidete König in die Geschichte Albenmarks eingehen. Ich muss gestehen, dein Aufzug überrascht mich ein wenig, Anderan.«
    »So kleiden sich die Holden, seit Vahan Calyd besteht. Ich werde nicht am bedeutendsten Tag meines Lebens meine Herkunft verleugnen.«
    Elija setzte noch eine Unterschrift unter ein Dokument. Dann legte er die Feder zur Seite und trat um seinen Schreibtisch. Wieder musterte er ihn. »Nur ein Lendenschurz ist wahrlich knapp …« Er zuckte mit den Schultern. »Es ist deine Entscheidung.« Er blickte hinaus zum Fenster. Die Sonne stand tief über dem Meer. »Es ist wohl an der Zeit, zu gehen.«
    Traditionell wurde die Königswahl durchgeführt, wenn der letzte Silberstreif über dem Meer verblasste. Sobald entschieden war, wer die Krone tragen würde, tauchten die Zauberweber aller Völker den Nachthimmel in ein Meer schillernder Farben. »Unsere Spitzel haben Maurawan unter den Feiernden entdeckt«, sagte Anderan ruhig. »Ich bin hier, weil ich mir Sorgen mache.« »Ich habe damit gerechnet, dass sie Meuchler schicken.«
    Er blickte noch immer auf das Meer hinaus. »Vielleicht sind sie aber gar nicht unseretwegen hier. Die Maurawan sind ein stolzes Volk, dem jeglicher Sinn für Diplomatie abgeht. Möglicherweise halten sie Katander, Nestheus und Alvias für Überläufer und wollen Rache. Zutrauen würde ich ihnen so

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