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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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die Gebirgszonen war Magenta, gehetzt von berittenen Bogenschützen der Perser, Motorrädern der New Yorker Polizei und einer schottischen Fee, gezwungen, sich von einem Teil der bisher auf diesem Feldzug ergatterten Kriegsbeute zu trennen.
    Was bedauerlich war, weil Kriegsbeute zu machen eins der Hauptmotive aller Feldzüge ist. Der Söldnerlohn war so jämmerlich, daß er die Gefahren und Unbilden, die ein Feldzug mit sich brachte, bei weitem nicht wettmachte. Aber egal, die Last war zu schwer, und etwas mußte auf der Strecke bleiben. Magenta ließ die dreiblütige walisische Mohnblume fallen und setzte ihre Flucht fort.
    Sie schützte die hinteren Reihen. In der vordersten stand Chirisophus, der Spartaner. Xenophon traute Chirisophus nicht die Bohne.
    »Diese Stadtstreicherin ist total plemplem«, schnaufte Morag erschöpft. »Aber jünger und fitter als die anderen. Erst nach vierzehn Blocks konnte ich sie einholen.«
    »Und dann?«
    »Als ich sie um die Blume bat, schrie sie irgendwelchen imaginären Kriegern zu, Aufstellung zu nehmen, das sei ein Angriff. Dann warf sie die Mohnblume zu Boden.«
    »Hast du sie?«
    Morag schüttelte den Kopf.
    »Genau in dem Moment hielten neben mir drei Feuerwehrautos. Bis ich um die rumgelaufen war, war die Mohnblume weg.«
    Sie sah auf ihr aufgeschürftes Knie.
    »Beim Rennen um die Feuerwehrautos bin ich gestolpert und hab mir das Knie aufgeschlagen. Lag wohl am Bier.«
    Kerry stapfte heim, die erschöpfte Morag in der Hosentasche. Sie brauchte diese Blume, und es war höchste Zeit, daß ihr Klatschmohn aufhörte, sich in der Stadt rumzutreiben, aber nur Gott allein wußte, wo er jetzt war.

17
     
    »Dein Bauch ist viel flacher geworden«, verkündete Heather. »Hast du heute schon deine Übungen gemacht?«
    Dinnie nickte. Sport hatte er immer tunlichst vermieden, und nun tat ihm alles weh.
    »Gut. Bald bist du ein fitter, strammer MacKintosh, der sich sehen lassen kann. Und jetzt, wer gefällt dir besser, Velvet Underground oder Sonic Youth?«
    Dinnie schüttelte nur dümmlich den Kopf, eine seiner vielen schlechten Angewohnheiten, die der Fee auf den Geist gingen.
    »Velvet Underground? Sonic Youth? Wovon faselst du überhaupt?«
    »Ich habe eine wichtige Entdeckung gemacht.«
    »Mußt du weg?«
    »Nein, muß ich nicht. Ich bleibe so lange hier, bis ich unseren Vertrag eingelöst habe, und wenn es ewig dauert. Die wichtige Entdeckung betrifft Kerry, du Döskopp. Bei einem gewagten Einbruchsunternehmen in ihre Wohnung habe ich rausgefunden, daß sie total auf Musik abfährt. Sie hat solche Dinger – wie heißen die noch? – Kassetten? Ja? Die ganze Wohnung ist voll davon. Kerry ist fast so schlampig wie du, aber nicht ganz so schmutzig. Von den Bands auf den Kassetten hatte ich natürlich keine Ahnung, aber ich habe die genommen, die sie am meisten hört …«
    »Und woher weißt du, welche das ist?« fragte Dinnie sarkastisch. »Hast du eine Kakerlake gefragt?«
    »Nein, keine Kakerlaken, sondern die Kassetten.«
    Heather kramte in ihrem Lederbeutel.
    »Hier ist sie.«
    Dinnie starrte mißmutig auf die Kassette. »New York Collection« stand darauf: Sonic Youth, Ramones, New York Dolls, Lydia Lunch, Richard Hell, Swans, Nine Inch Nails, Television und viele andere.
    »Na und?«
    Verzweifelt verzog Heather das Gesicht.
    »Sei doch nicht so begriffsstutzig, Dinnie! Wenn du was mit Kerry anfangen willst, mußt du zumindest so tun, als stündest du auf dieselbe Musik wie sie. Hast du nicht mitgekriegt, daß sie dauernd auf Achse ist, um sich irgendwelche Bands anzuhören? Das ist ihr offenbar wichtig.«
    Dinnie war entsetzt.
    »Nehmen diese Schikanen denn überhaupt kein Ende?« schrie er. Erst gestern hatte Heather ihn gezwungen, einem Bettler Geld zu geben, und als nächstes hatte sie Dinnie verboten, die Verkäuferin im Laden als mexikanische Hure zu beschimpfen, nicht mal im stillen.
    »Sowas würde Kerry nicht gefallen. Außerdem gewöhne dir bitte ab, abfällige Bemerkungen zu brummeln, wenn du Schwarze in der Glotze siehst.«
    Heather kümmerte sich nicht um Dinnies Protest und schob die Kassette in den Recorder. »So, das hörst du dir jetzt an und merkst dir die Songs. Ich geh mir ein Gläschen genehmigen, und wenn ich wiederkomme, frage ich dich ab.«
    Aber Dinnie quengelte immer noch.
    »Was soll das denn, die gleiche Musik zu mögen wie sie, wenn ich eh keine Chance habe, überhaupt mit ihr zu reden?«
    Heather schlug sich triumphierend auf die Schenkel.
    »Auf

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