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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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Heather lachte und ließ sich aufs Bett plumpsen.
    Kerry war tief deprimiert. Nichts als Schlappen und Niederlagen. Ihr Blumenalphabet wuchs zwar beständig, aber was nützte das, solange das wichtigste Exemplar fehlte. Ihre Krankheit schien keinen Deut besser zu werden, weswegen sie mehr trank und danach noch deprimierter war. Und Cal mit seiner Band auf der Bühne spielen zu sehen, hatte sie ganz schön mitgenommen. Wäre er doch nur bei ihr geblieben und hätte sein Versprechen gehalten, ihr alle Gitarrensoli der New York Dolls beizubringen!
    »Cal fehlt mir«, sagte sie zu Morag. »Ihn mit Bierflaschen zu bewerfen und ihm seinen Auftritt zu vermasseln hat gar nichts genutzt. Er geht mir nicht aus dem Kopf.«
    »Such dir einen neuen Freund«, schlug Morag vor, »während ich eine Freundin für Dinnie suche.«
    Kerry meinte, das sei nicht so einfach.
    Morag überflog die Anzeigen auf der Rückseite der ›Village Voice‹.
    »Transvestiten, Singles, Bi’s, Homos, alle sind willkommen im Edelweiß-Club, West 29. Straße.«
    »Junger Mann aus dem B-Zug in Richtung Brooklyn, Donnerstag, 21.6., mit den hellen Jeans. Du stiegst in der Dekalb Avenue aus, und ich war zu schüchtern, dich anzusprechen. Würde gern von dir hören.«
    »Ich sehe schon«, sagte Morag. »Scheint gar nicht so leicht zu sein, in dieser Stadt jemand kennenzulernen.«
    Als Dinnie auch beim x-ten Versuch keine einzige Band richtig zuordnen konnte, war er genauso frustriert wie Heather. Wie nützlich es sein würde, sich auf Kerrys Musikgeschmack einzustellen, hatte er inzwischen eingesehen. Aber er konnte die Gruppen einfach nicht auseinanderhalten.
    »Die hören sich für mich alle gleich an. Ich werde es nie schaffen, zwischen Cop Shoot Cop und den Swans einen Unterschied festzustellen, und deshalb wird sich Kerry auch nie in mich verlieben.«
    Heather kniff die Lippen zusammen. Die ganze Sache erwies sich als weit schwieriger, als sie geglaubt hatte.
    Sie zupfte an ihrem Kilt herum. In Schottland hatte Heather ihn absichtlich zerrissen, um ihre Mutter zu ärgern, aber jetzt, nach der weiten Reise, war er kurz davor, völlig zu zerfleddern. Sie griff sich ihren Dolch und schnitt ein kleines Stück aus einem von Dinnies Kissenbezügen, um damit den Kilt zu flicken. Beim Nähen würde ihr vielleicht eine Idee kommen. Hätte sie Morags letzte Bemerkung gehört, hätte sie ihr prompt zugestimmt. »Scheint gar nicht so einfach zu sein, in dieser Stadt jemand kennenzulernen«, dachte auch Heather. Vielleicht war es wirklich das Gescheiteste, Dinnie rief 970 C-U-N-T an und vergaß Kerry.
    Aber, dachte sie, wir haben ja schließlich noch die Blume. Dieser Klatschmohn mit seinen drei Blüten sah nach was ganz Besonderem aus. Und Heather war überzeugt: Hatte Dinnie die Blume erst einmal Kerry geschenkt, würde sie ihn mit völlig anderen Augen betrachten.

18
     
    Es regnete. Einen so seltsamen, warmen Regen hatte Morag noch nie erlebt. In Schottland war der Regen kalt, freudlos und grau. Sie wußte nicht, warum, aber dieser warme Sommerregen beunruhigte sie.
    »Kerry, mir ist gerade eine tolle Idee gekommen.«
    »Ja?«
    »Wegen Dinnie und der Fiedel. Ich bin mir zwar sicher, daß er sie sofort für ein Mädchen eintauscht, aber daß sich ein Mädchen in ihn verliebt, halte ich für äußerst unwahrscheinlich.«
    Kerry stimmte ihr zu.
    »Daher«, fuhr Morag fort, »kann ich keinen ehrenhaften Handel mit ihm abschließen. Uns bleibt also nur ein Ausweg.«
    »Und der wäre?«
    »Ihn täuschen.«
    »Du meinst, ihn belügen?«
    »Nicht direkt belügen. Wenn ich einen Menschen belügen dürfte, könnte ich ihm die Fiedel ja auch einfach klauen, aber das hätte schreckliche Folgen. Das Karma von Feen hat es in sich, wie dir ja nicht entgangen sein dürfte. Ich selbst, und mein ganzer Clan dazu, würde vielleicht über Generationen hinweg verflucht.
    Deshalb werde ich die Wahrheit verbiegen, bloß ein kleines bißchen. Das ist uns Feen erlaubt und hat eine uralte Tradition.
    Wenn ich die Fiedel erstmal habe, kann ich im Triumph nach Schottland zurückkehren, und alles wird mir verziehen sein. Mein Clan wird mich nicht mehr ächten, weil ich Ramones-Riffs auf meiner Fiedel gespielt habe. Und die MacLeods werden mich in Frieden lassen, weil ich eine in ganz Schottland gefeierte Fee sein werde. Wahrscheinlich erklären sie mich sogar zur alleinigen Siegerin des Junioren-Fiedelwettbewerbs. Diese hinterhältigen MacKintoshs können nur noch verstummen angesichts

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