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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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Das Gerüst schwang hin und her wie ein Betrunkener. Der Elf wusste, dass er zusammen mit Guillaume zu schwer war, um den weiten Sprung zu schaffen. Wie ein Ertrinkender, der in seiner Angst seinen Retter mit in die Tiefe zieht, klammerte sich der Priester an den Elfen.
    Ohne Vorwarnung sackte die Planke durch, auf der sie liefen. Zwei Schritte noch, und sie hätten den Absprungpunkt erreicht… Im Fallen griff Farodin nach einem Haltetau, das um einen Stützbalken geschlungen war, der sich ebenfalls schon in die Tiefe neigte.
    Etwas Schweres traf Farodin in den Rücken, wie der Fausthieb eines Trolls. Er spürte mehrere Rippen brechen. Das Halteseil war in Richtung des Pilgerhauses geschwungen und pendelte nun zurück.
    Halb bewusstlos löste Farodin seinen Griff. Guillaume stieß einen gellenden Schrei aus, als sie fielen. Sie schlugen hart auf das Dach. Schindeln zersplitterten unter dem Aufprall. Farodin wurde herumgerissen. Haltlos rollte er die Schräge hinab. Seine Hände tasteten hilflos über die glatten Schindeln, dann rutschte er über die Kante des Daches. Mit der Linken erwischte er gerade noch einen hervorstehenden Balken. Sein Körper schwang herum und schlug hart gegen die Mauer des Hauses.
    »Dort ist einer«, rief jemand unter ihm.
    Farodin hielt sich nun mit beiden Händen am Balken fest, doch seine Kräfte reichten nicht mehr, sich hochzuziehen. Armbrustbolzen schlugen neben ihm ein.
    Mit ohrenbetäubendem Getöse brach das Gerüst am Tempel in sich zusammen. Staub wallte über den Platz.
    Ein Schlag traf Farodins rechten Oberschenkel. Der Elf schrie vor Schmerz. Ein Geschoss hatte sein Bein durchschlagen und steckte blutverschmiert in der Hauswand.
    Langsam glitten Farodins Finger vom Balkenende. Sein Wille war gebrochen. Er konnte nicht mehr kämpfen.
    »Nimm meine Hand.«
    Farodin blickte in angstweite, himmelblaue Augen. Guillaume war an den Rand des Daches gerobbt und streckte ihm die Hand hin.
    »Ich kann nicht mehr .«
    »Tjured, verbanne meine Angst«, murmelte der Priester. Blanker Schweiß stand ihm auf dem Gesicht, als er sich ein kleines Stück weiter vorschob und nach Farodins Handgelenk griff. Mit einem Ruck, der ihm fast den Arm auskugelte, war der Elf auf das Dach gezogen.
    Farodin atmete hechelnd. Ihm war kalt. Die Wunde in seinem Oberschenkel blutete stark.
    Guillaume, der sich mit einem Fuß zwischen den Dachsparren eingehakt hatte, um Halt zu finden, richtete sich halb auf. Besorgt blickte er auf die Wunde. »Ich werde dein Bein abbinden. Sonst wirst du .«
    Ein letzter Lebensfunke glomm in Farodin auf. Erschrocken robbte er ein Stück vom Priester fort. »Rühr mich nicht an. Du… Versuch nicht, mich…«
    Guillaume lächelte müde. »Abbinden. Ich sprach nicht von heilen. Ich möchte doch…« Er hustete. Blut rann von seinen Lippen. Der Priester tastete nach seinem Mund und starrte auf die blutbesudelten Finger. Ein dunkler Fleck breitete sich rasch auf seiner Kutte aus. Ein Armbrustbolzen hatte ihn dicht unter dem Rippenbogen getroffen und seinen Leib durchschlagen.
    Plötzlich kippte Guillaume wie ein gefällter Baum. Farodin versuchte ihn zu greifen, doch das alles ging zu schnell. Der Priester stürzte über die Dachkante. Farodin konnte hören, wie Noroelles Sohn auf dem Pflaster des Tempelplatzes aufschlug.

DIE VERMAUERTEN FENSTER

    Das Getöse des einstürzenden Gerüsts war bis zum Weinberg hinauf zu hören. Mandred kniff die Augen zusammen und blinzelte gegen das helle Morgenlicht. Die fremden Krieger hängten etwas an die Eiche vor dem Tempelplatz. Die Entfernung war zu groß, um genauer zu sehen, was dort vor sich ging.
    »Wir müssen in die Stadt«, sagte Mandred mit Nachdruck.
    »Nein!«, wiederholte Ollowain zum dritten Mal. »Wissen wir, was dort vor sich geht? Wahrscheinlich haben sich Nuramon und Farodin irgendwo versteckt und warten, bis diese Mordbrenner verschwinden.«
    »Wahrscheinlich ist mir nicht genug!« Mandred schwang sich in den Sattel. »Anscheinend hat das Wort Freund in der Sprache der Elfen eine andere Bedeutung als bei uns Menschen«, fügte er hinzu. »Ich jedenfalls werde nicht länger tatenlos hier herumsitzen. Was ist mit euch?« Er blickte zu Oleif und den beiden Kämpferinnen. Von den Elfenfrauen erwartete er nicht viel. Sie waren ganz auf Ollowain eingeschworen. Aber sein Sohn . Drei Jahre waren sie nun miteinander geritten. Hatte er ihm in all der Zeit nicht wenigstens ein Gefühl für Ehre beibringen können? Natürlich wusste

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