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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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Mandred, dass er allein nichts ausrichten konnte, ja, dass sie selbst zu fünft kaum gegen die Übermacht bestehen würden. Doch einfach hier zu warten und zu hoffen, dass ihre Freunde noch mal davonkamen, das war nicht die Art, wie sich ein Mann verhalten sollte.
    Oleif blickte fragend zu Ollowain. Sein Sohn schien überrascht vom Verhalten des Schwertmeisters.
    »Ihr habt alle gesehen, dass nahezu hundert Mann im Morgengrauen über die Brücke geritten sind«, sagte Ollowain.
    Mandred strich über den Schaft der Axt, die von seinem Sattelhorn hing. »Das verspricht ein spannender Kampf zu werden. So wie ich das sehe, herrschen beinahe ausgeglichene Verhältnisse.« Er zog die Zügel herum und lenkte sein Pferd auf den schmalen Pfad, der den Weinberg hinab zum Tal führte.
    Als er die Straße zur Stadt erreichte, hörte er hinter sich Hufschlag. Er drehte sich nicht um, doch Stolz erfüllte sein Herz. Dieses eine Mal hatte Oleif nicht wie ein Elf gehandelt.
    Stumm ritten sie nebeneinander. Ihr Schweigen sagte mehr, als Worte es vermocht hätten.
    An der Brücke hatten fünf Krieger Posten bezogen. Mandred sah, wie einer der Männer eine Armbrust spannte. Ein bulliger Kerl mit rasiertem Schädel verstellte ihnen den Weg. Er zielte mit der Spitze eines Speers auf Mandreds Brust.
    »Im Namen des Königs, kehrt um. Diese Brücke ist gesperrt.«
    Mandred lächelte gewinnend und beugte sich vor. Seine Rechte glitt in die Lederschlaufe, mit der die Axt am Sattel aufgehängt war. »Dringende Geschäfte führen mich nach Aniscans. Mach bitte den Weg frei, mein Freund.«
    »Verschwinde hier, oder ich schlitz dir den Bauch auf und häng dich an deinen eigenen Gedärmen in den nächsten Baum.« Der Speer des Wächters zuckte vor und war nur noch wenige Fingerbreit von Mandreds Kehle entfernt.
    Mandreds Axt schnellte hoch und zersplitterte den Schaft der Waffe. Ein Rückhandhieb zerschmetterte dem Wächter den Schädel.
    Der Jarl duckte sich tief über den Nacken des Pferdes, um für den Armbrustschützen ein schlechteres Ziel zu bieten. Oleif war aus dem Sattel gesprungen und wütete unter den überraschten Wächtern. Er unterlief ihre Speere und ließ sein Langschwert in tödlichen Kreisen wirbeln. Weder Schilde noch Kettenhemden vermochten dem Elfenstahl zu widerstehen. Es dauerte nur Augenblicke, und die fünf Krieger lagen am Boden.
    Die Brücke war jetzt frei. Anscheinend waren sie vom anderen Ufer nicht beobachtet worden. Mandred schwang sich aus dem Sattel und kniete neben dem Armbrustschützen nieder. Der Mann war nicht mehr bei Bewusstsein. Ein Pferdetritt hatte sein Gesicht in eine blutige Masse verwandelt. Mandred zog ein Messer aus seinem Gürtel und schnitt ihm die Kehle durch. Dann durchsuchte er den Toten. Er fand eine dünne Lederbörse mit ein paar Kupferstücken und einem dunkel angelaufenen Silberring.
    »Das ist nicht wahr, Vater!«
    Mandred blickte kurz zu seinem Sohn auf und ging dann zu dem Kahlkopf, der damit gedroht hatte, ihn an den Gedärmen aufzuhängen. »Stört dich etwas?«, fragte Mandred und tastete die Kleider des korpulenten Mannes nach versteckten Münzen ab.
    »Du bestiehlst Tote! Das ist . widerlich! Unmoralisch!«
    Mandred drehte den Anführer der Wachen zur Seite. Er hatte große, fleischige Ohren und trug einen einzelnen Ohrring mit einer hübschen Perle. Mit einem Ruck riss der Jarl den Ohrring ab. »Unmoralisch?« Er hielt die Perle gegen das Licht. Sie war so groß wie eine Erbse und schimmerte rosa. »Unmoralisch wäre es vielleicht, Lebende zu bestehlen. Denen hier tut es nicht mehr weh, wenn ich sie um ihre Barschaft erleichtere. Wenn ich es nicht täte, dann würden es ihre eigenen Kameraden tun.«
    »Sprich nicht von Kameraden! Im Augenblick scheint es dir ja herzlich egal zu sein, ob deine so genannten Freunde um ihr Leben kämpfen. Ollowain hatte Recht!«
    Mandred ging zum nächsten Toten. »Würdest du das andere Ufer im Auge behalten, während du predigst, Sohn? Du würdest dich sicher gut mit Guillaume verstehen. Und womit hatte Ollowain Recht?«
    »Er sagte, du wärst wie ein Tier, das allein nach seinen Instinkten handelt. Weder gut noch böse… Einfach primitiv!«
    Einer der toten Speerträger trug einen Silberring mit einem großen Türkis. Mandred zog am Ring, doch er saß fest. »Du behältst das andere Ufer im Auge«, war alles, was er sagte. Mandred spuckte auf die Hand des Toten und verrieb Speichel, damit der Ring besser über den Finger gleiten konnte, doch es

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