Die Elfen
noch ein Stück weiter und führte sie schließlich zwischen zwei hohen Fässern hindurch. In der Dunkelheit verborgen öffnete sich hier ein Durchgang zu einem niedrigen Tunnel.
»Manche Leute sagen, es gäbe unter Aniscans noch eine zweite, verborgene Stadt. Es sind die großen Lagergewölbe der Winzer. Viele der Kammern sind durch Tunnel wie diesen hier miteinander verbunden. Wer sich hier unten auskennt, der kann an einem regnerischen Tag trockenen Fußes von einem Ende der Stadt zum anderen gelangen. Aber man kann sich auch hoffnungslos verlaufen .«
»Na ja, zumindest wird man hier unten nicht verdursten.«
Der Priester sah Mandred peinlich berührt an. Dann bückte er sich und verschwand im Tunnel.
Mandred zog den Kopf tief zwischen die Schultern. Dennoch stieß er auf dem Weg durch die Dunkelheit immer wieder gegen die Decke. Das schwache Licht der Laterne wurde durch die anderen, die vor ihm gingen, fast völlig verdeckt. So tastete er sich durch die Finsternis. Hier unten war es stickig, ein säuerlicher Geruch hing in der Luft. Bald hatte Mandred das Gefühl, dass sie schon eine Ewigkeit unterwegs waren. Er zählte die Schritte, um sich abzulenken. Bei dreiunddreißig erreichten sie einen zweiten Lagerraum voller Fässer.
Der Priester brachte sie zu einer Treppe, und sie verließen das Gewölbe durch eine Klapptür, die sie auf einen sonnigen Hof führte. »Wohin wollt ihr jetzt?«
Mandred blinzelte in das Licht und atmete tief durch.
»Unsere Pferde stehen auf einem Hinterhof. Es ist ein größeres Haus an einem kleinen Platz, die Fenster zum Platz sind vermauert«, erklärte Oleif. »Kannst du uns sagen, wie wir dorthin kommen?«
Der Priester errötete. »Ein Haus mit vermauerten Fenstern?« Er räusperte sich verlegen.
»Stimmt etwas damit nicht?«, fragte Mandred. »Ich habe mich auch schon gefragt, warum sie aus dem Haus eine Festung gemacht haben.«
Wieder räusperte sich der Priester. »Das ist . wegen der Schänke auf der anderen Seite des Platzes. Der Wirt hatte einen besonderen Schankraum im zweiten Stock eingerichtet. Wer dort trinken wollte, musste ein Kupferstück mehr für den Krug Wein zahlen.«
»Und?«
Der Priester wand sich vor Verlegenheit. »Von dem Schankraum aus konnte man gut in die Fenster auf der anderen Seite des Platzes sehen.«
Mandred verlor langsam die Geduld. »Und was gab es dort zu sehen?«
»Es ist ein… ein Haus, in das einsame Männer gehen. Von der Schänke aus konnte man beobachten, was sich in den Zimmern tat. Deshalb hat der Besitzer die Fenster vermauern lassen.«
Nuramon lachte laut auf und presste im nächsten Moment die Hand auf die Wunde über seiner Hüfte. »Ein Hurenhaus! Du hast die Pferde in einem Hurenhaus untergestellt, Mandred?«
»Auf dem Hof eines Hurenhauses«, wandte Oleif ein, der ebenfalls rot geworden war. »Auf dem Hof.«
»Ich wette, das ist das einzige Hurenhaus in der Stadt«, setzte Farodin nach. »Und du hast es zielsicher gefunden.«
Mandred konnte nicht begreifen, was daran so komisch sein sollte. »Ich weiß davon nichts. Im Hof steht die Werkstatt eines ehrbaren Handwerkers, das ist alles, was ich gesehen habe.«
»Natürlich«, erwiderte Farodin grinsend. »Natürlich.«
Mandred sah die beiden Elfen verwundert an. Die Kämpfe und der schreckliche Tod Guillaumes, das alles musste für sie zu viel gewesen sein. Anders konnte er sich diesen widersinnigen Ausbruch von Heiterkeit nicht erklären.
»Du kennst dich hier aus, Priester. Bring uns auf dem schnellsten Weg zu diesem… Hurenhaus.«
Der Jüngling führte sie auf verstohlenen Wegen durch schmale Gassen und über Hinterhöfe. Hin und wieder konnten sie ganz in der Nähe die Rufe der Soldaten des Königs hören, doch sie blieben unentdeckt. Mandred hatte das Gefühl, dass sie längst beim Hurenhaus hätten ankommen müssen, als der Priester plötzlich verharrte und ihnen ein Zeichen gab, sich still zu verhalten.
»Was ist los, Betbruder?«, zischte der Jarl und drängte sich nach vorn. Vorsichtig spähte er auf den Platz. Sie hatten ihr Ziel erreicht, doch vor der Schänke gegenüber dem Hurenhaus standen sieben Krieger. Ein hageres Schankmädchen brachte ihnen Humpen mit Bier und hölzerne Platten voll Käse und Brot.
»Luth liebt es, die Fäden des Schicksals zu schwierigen Mustern zu weben«, seufzte Mandred. Er wandte sich zu seinen Gefährten. »Ich werde die Soldaten ablenken. Seht, dass ihr zu den Pferden kommt. Was ist mit dir, Priester? Willst du mit
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