Die Elfen
Wüstenherrn würdig empfangen konnten. Doch siehe da! Aus dem Schatten Valeschars lösten sich drei Gestalten mit ihren Pferden. Es waren zwei blasse Girat, wie Krieger bewaffnet. Der dritte aber war ein Girat des Feuers. Langes Flammenhaar loderte im Wind, und sein Antlitz war so rot wie Glut. Seine Waffe war eine große Axt, deren Schneide in der Sonne glühte. Die drei Girat ritten auf edlen, unermüdlichen Pferden.
Wir empfingen Valeschar gemäß unseres Brauches. Und wie immer war er ein guter Gast. Er trank und aß mit uns in Frieden und erfreute sich an unseren Geschenken. Valeschar stellte uns seine Gefährten vor. Die beiden blassen Girat hießen Faraschid und Neremesch, der Girat des Feuers aber Mendere.
Faraschid hatte Haar so hell wie die Sonne und Augen aus Jade. Neremeschs Haar aber war von der Farbe der Windberge, und seine Augen waren so braun wie die Wüste im Süden.
Mendere aber war ein Riese mit einem wilden Flammenbart. Seine blauen Augen wirkten wie zwei Oasen in der Wüste. Der Girat des Feuers hatte nicht die Manieren seines Herrn. Er fraß unaufhörlich, und zu unserer größten Verwunderung trank er ständig Wasser. Neremesch bedeutete uns, dass Mendere die Flammen löschen müsse, die in seinem Magen tobten. Da wurde uns klar, dass Mendere nur zu unserem Wohle handelte. Denn er wollte nicht, dass unsere Zelte in Flammen auf gingen.
Nach dem Mahl bat uns Valeschar darum, seine Gefährten ans Meer zu führen. Wir fürchteten uns zwar vor dem Girat des Feuers, doch aus Ehrfurcht gegenüber Valeschar nahmen wir uns der drei an. Die Girat sprachen nicht unsere Sprache, und wir kannten keine, derer sie mächtig waren. So tauschten wir nur wenige Worte. Wir bewunderten, mit welcher Aufopferung Mendere das Wasser für uns trank. Und auch dem Wein sprach er zu, um die Flammen zurückzuhalten. Als er darauf nach Raki verlangte, da fürchteten wir, Mendere werde seine Flammen damit nur anfachen. Doch wer widersetzt sich schon dem Wort eines Freundes Valeschars? So trank der Girat Raki. Zunächst geschah nichts. Doch in der Nacht erhob sich ein solches Gestöhn und Gejammer, dass wir zunächst aus dem Lager flohen und dachten, die Ghule seien gekommen. Als wir uns zurück in unser Lager wagten, entdeckten wir Mendere, der sich am Boden wand und gegen die Flammen ankämpfte, die der Raki in ihm entfacht hatte.
Je näher wir dem Meer kamen, desto feuriger wurde die Haut des Mendere. Nur die Hände Neremeschs vermochten das Feuer aus dem Gesicht und von den Armen Menderes zu verbannen. Seit jenem Tag heißt es bei uns: Gib einem Girat des Feuers niemals Raki zu trinken!
Schließlich erreichten wir das Meer, und die drei Girat verabschiedeten sich mit den wenigen Worten, die sie in unserer Sprache gelernt hatten. Sie gingen Iskendria entgegen und ließen uns neugierig zurück. Was mochten sie wohl in Iskendria wollen? Gewiss waren sie im Auftrag ihres Herrn unterwegs.
Denn die Völker der Wüste wussten schon seit langem, dass die Bewohner Iskendrias so töricht waren, Valeschar seinen Tribut zu verweigern. Nun aber ritt ihnen das Verderben in Gestalt seiner Gefährten entgegen.
Aus: Die Erzählungen der Wüstenvölker, ZUSAMMENGESTELLT VON GOLISCH REESA.
Bd.3: Die Tearagi, S.143f.
IN ISKENDRIA
Der Weg durch die Wüste war Farodin eine Qual gewesen. Manchmal war es ihm so vorgekommen, als wollten ihn die Dünen verhöhnen. Unzählbar waren die Sandkörner, und sie führten ihm vor Augen, wie unlösbar seine Aufgabe war. Er konnte nur darauf hoffen, dass sein Zauber mit der Zeit stärker wurde. Farodin wollte dem einmal eingeschlagenen Weg treu bleiben. Seine Unerschütterlichkeit hatte ihn nach fast siebenhundert Jahren zu Noroelle geführt, und er würde auch diesmal wieder zu ihr gelangen. Er war entschlossen, genügend Sandkörner aus dem zerbrochenen Stundenglas zu finden, um Emerelles Zauber rückgängig zu machen, selbst wenn es Jahrhunderte dauerte.
Farodin blickte zu den hohen Stadtmauern am Horizont. Iskendria. War es klug, hierher zu kommen? Sie würden wieder durch einen Albenstern gehen müssen. Den Zauber zu wirken war gefährlich. Wenn sie nun einen Sprung durch die Zeit machten? Sie würden es wahrscheinlich nicht einmal bemerken. Aber für Noroelle bedeutete das viele zusätzliche Jahre der Einsamkeit. Wenn sie in dieser Bibliothek tatsächlich eine Möglichkeit fanden, den Bannzauber Emerelles zu brechen und jenen Albenstern zu finden, durch den Noroelle in die Zerbrochene
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