Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
Vom Netzwerk:
ihnen zu. »Hier ist es!«
    Mandred schaffte es nicht, in Iskendria die Orientierung zu behalten. Gestern Nacht waren sie nach ergebnisloser Suche aus irgendeinem Brunnen gestiegen. Zwei Wochen tasteten sie sich nun schon Nacht für Nacht durch die Katakomben unter der Stadt und versuchten einen Albenstern zu finden, der einen sicheren Übergang in die Bibliothek erlaubte, von welcher der Dschinn gesprochen hatte.
    Mittlerweile hatte Mandred den Verdacht, dass seine beiden Gefährten den Torzauber nicht richtig beherrschten. Sie hatten versucht, ihm das Problem zu erklären. Angeblich musste man genau auf einem Stern stehen, um ein Tor zu öffnen. Aber hier lagen die Sterne unter den Schuttschichten von Jahrhunderten begraben. Da die Albenkinder angeblich immer noch die legendäre Bibliothek benutzten, musste es jedoch irgendwo im Labyrinth aus Tunneln, Grabkammern und Abwasserkanälen einen verborgenen Zugang zu einem Albenstern geben. Und danach suchten sie Nacht um Nacht.
    Iskendria war an einem außergewöhnlichen Ort errichtet worden. Hier kreuzten sich nicht nur Land- und Wasserwege, durch das Gebiet der Stadt liefen auch mehr als dreißig Albenpfade; doch sie folgten nicht den verwinkelten Gassen, sondern verliefen durch Wände und Fels.
    Nuramon hatte ein Seil mit einem Wurfanker am Brunnenrand befestigt und stieg hinab. Farodin folgte ihm. Die Elfen waren geschickte Kletterer. Mandred hasste es, an Seilen zu hängen, genauso wie er es hasste, wie eine Ratte in der Erde herumzukriechen.
    Ein Ruf erklang vom Eingang zum Hof. Krieger! Mandred packte das Seil und ließ sich in den dunklen Schacht hinab. Das raue Hanfseil brannte in seinen Händen. Als seine Füße den Mauerdurchbruch im Schacht ertasteten, erschienen Gesichter am Brunnenrand über ihm.
    Wütend blickte Mandred nach oben. Er wollte ihren Verfolgern, den Menschenschlächtern des Tempels, einen Fluch oder eine Beleidigung entgegenschleudern. Einfach so davonzulaufen widerstrebte ihm. Doch sein Wortschatz war zu kümmerlich, da gab es nichts. Außer… Er grinste breit und lehnte sich weit in den Brunnenschacht, damit sie ihn sehen konnten. »Lass uns Liebe machen!«, hallte seine Stimme im Brunnenschacht wider. Er streckte den Wachen die geballte Faust entgegen und lachte gehässig. Einer der Krieger schleuderte seinen Speer in den Brunnen hinab. Hastig wich Mandred aus und zog sich zurück. Die beiden Elfen hatten inzwischen drei Laternen entzündet.
    »Was sollte dieser Unsinn?«, fragte Farodin scharf.
    »Es war doch nur ein Spruch .«
    »Ich meine, was auf dem Pferdemarkt geschehen ist! Plagt dich die Todessehnsucht? Wir hatten eine Absprache! Du tust nichts, wodurch wir auffallen. Erinnerst du dich?«
    »Das könnt ihr nicht begreifen…«
    »In der Tat«, entgegnete Farodin eisig. »Das kann ich nicht begreifen! Deine Tat war vollkommen sinnlos! Glaubst du, du hättest dem Kerl im Käfig das Leben gerettet? Nein! Seine Qualen werden lediglich einen oder zwei Tage länger dauern. Ich begreife dich einfach nicht!«
    Mandred antwortete nicht. Was sollte er dazu auch sagen?
    Die beiden konnten das nicht verstehen. Und wie sollten sie auch! Was er getan hatte, war unvernünftig, das war ihm selbst klar. Im Grunde half es niemandem wirklich. Und dennoch würde er es wieder tun.
    Zerknirscht folgte er den Elfen. Sie kletterten über Schutthaufen, wateten durch halb überflutete Tunnel und tasteten sich durch säulengetragene, unterirdische Hallen, an deren Wände grässliche Dämonen gemalt waren. Immer wieder stießen sie auf Bilder von Balbar, dem Flammen aus dem Schlund züngelten.
    Meistens übernahm Nuramon die Führung; er war angeblich talentierter darin, den verborgenen Albenpfaden zu folgen. Mandred hingegen waren Pfade, die man nicht sehen konnte, unheimlich. Sicher gab es hier unten andere, versteckte Markierungen, die einem den Weg wiesen. Folgte man hingegen den Albenpfaden, dann stand man immer wieder hilflos vor Mauern oder Tunneleinbrüchen. So wie jetzt. Sie waren in eine enge Kammer mit Wänden aus dunkelrotem Sandstein gelangt. Ihnen gegenüber stand ein runder Torstein an der Wand, der an ein Mühlrad erinnerte. In seine Mitte waren zwei Wellenlinien eingemeißelt.
    »Hier geht es weiter!«, sagte Nuramon entschieden und deutete auf den Stein. Die beiden Elfen wandten sich um und sahen Mandred an.
    Natürlich, wenn es darum ging, ein Problem durch Kraft zu lösen, dann war er gut genug für sie, dachte Mandred ärgerlich. Er

Weitere Kostenlose Bücher