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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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Türme. Er hatte sogar Bergleute mitgebracht, die Tunnel unter den Mauern hindurch bauen sollten. Zwei Monde dauerte die Belagerung; da wusste Potheinos, der König der Stadt, dass Iskendria dem Untergang geweiht war. Er versprach Balbar seinen Sohn als Opfer, wenn er die Belagerer aufhielt. Darauf brach eine Seuche unter den Soldaten des Dandalus aus. Er musste die Belagerung ruhen lassen und sich zum Heerlager zurückziehen. Potheinos opferte seinen Sohn. Und er versprach Balbar jeden Tag ein Kind als Gabe, wenn er seinen Feind vernichtete. Zwei Tage später versank die Flotte der Aegilier in einem fürchterlichen Sturm. Unsere Küste ist eine Wüste. Ohne Wasser und Nahrung musste Dandalus die Belagerung aufgeben. Und ohne Schiffe war er gezwungen, am Ufer des Meeres nach Westen zu ziehen. Nur einer von hundert Männern kehrte auf die Aegilischen Inseln zurück. Was dem König widerfuhr, berichtet keine Quelle. Die Priesterschaft Balbars behauptet, ihr Gott selbst habe Dandalus geholt und verschlungen. Seit diesem Tag hat niemand mehr versucht, Iskendria zu erobern. Doch die Stadt blutet dafür, denn Balbar frisst ihre Kinder. Das Königshaus ist verloschen. Heute regieren hier die Priesterschaft Balbars und die Kaufleute. Iskendria ist eine sehr freizügige Stadt, die Heerscharen von Fremden innerhalb ihrer Mauern aufgenommen hat. Doch hütet euch, eines von Iskendrias Gesetzen zu verletzen. Hier kennt man nur eine Art der Strafe: Verstümmelung bis zum Tode.«
    Farodin hatte nicht übel Lust, diese Stadt der Kindermörder sofort wieder zu verlassen. Ja, er ertappte sich sogar dabei, wie er daran dachte, die glatzköpfigen Priester in den feurigen Schlund der Statue zu stürzen.
    »Wir werden deinen Rat beherzigen«, sagte Nuramon ernst. »Kannst du uns ein gutes Gasthaus nennen?«
    Zimon grinste. »Der Schwager eines Freundes hat ein Gasthaus am Hafen. Es gibt sogar einen Stall, in dem ihr die Pferde unterstellen könnt. Ich bringe euch gern dorthin.«

DIE GEHEIME BIBLIOTHEK

    »Wasser«, röchelte der Mann in dem Eisenkäfig. Er war der Letzte, der noch lebte. Sieben große Käfige hingen am Ostende des Pferdemarktes. Eine der vielen Todesstrafen in Iskendria bestand darin, Verurteilte in diese Käfige zu sperren und sie dann auf einem öffentlichen Platz verdursten zu lassen.
    Mandred tastete nach seinem Wasserschlauch.
    »Denk nicht einmal daran!«, zischte Farodin und deutete zu den Tempelwachen, die im Schatten der Kolonnaden standen. Es war zu dunkel, um abschätzen zu können, wie viele es waren.
    »Vielleicht hängt er ja völlig zu Recht hier«, fügte Farodin hinzu.
    Der Verurteilte hatte einen Arm aus dem Käfig gestreckt und winkte ihnen verzweifelt zu. Mandred war froh über die Dunkelheit, weil er den Mann so nicht genau sehen konnte. Er musste an den Marsch durch die Wüste denken. Daran, wie er beinahe verdurstet war. Kurz entschlossen nahm er den Wasserschlauch ab und warf ihn dem Gefangenen zu.
    Vom anderen Ende des Platzes erklang ein Ruf. Mandred verstand kein Wort. In den zwei Wochen in der Stadt hatte er nur das Nötigste gelernt. Worte, die man brauchte, um hier zu überleben: Wasser, Brot, ja, nein und lass uns Liebe machen.
    Zwei Wachen traten unter den Kolonnaden hervor.
    Farodin und Nuramon liefen los. Mandred blickte noch einmal kurz zu dem Verurteilten. Gierig trank der Mann in langen Schlucken. Es war eine Sache, einem Straftäter den Kopf abzuschlagen. Aber ihn tagelangen Qualen unter der sengenden Sonne Iskendrias auszusetzen, das war niederträchtig! Niemand hatte so etwas verdient!
    Mandred beeilte sich, den beiden Elfen zu folgen. Sie bewegten sich völlig lautlos und waren ein Stück voraus in einer dunklen Gasse verschwunden. Der Jarl fühlte sich gut. Es war richtig gewesen, was er getan hatte!
    Hinter ihm rief ein Horn. Ganz in der Nähe antwortete ein zweites Horn. Und dann erklang ein drittes aus der Richtung, in die sie liefen. Mandred fluchte. Die Wachen kreisten sie ein. Jemand hinter ihm bellte einen Befehl.
    Bevor Mandred den Elfen in die Gasse folgte, hörte er ganz in der Nähe den Klang genagelter Soldatensandalen.
    »Hier entlang!« Farodin trat aus dem Schatten einer Tür und zerrte ihn in einen engen Hausflur. Es stank nach Fisch und feuchter Wäsche. Irgendwo über ihnen stritt lautstark ein Ehepaar. Ein Kind begann zu weinen.
    Der Flur machte eine scharfe Biegung nach links und endete auf einem Hof. Nuramon stand dort neben einem Brunnenschacht und winkte

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