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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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stellte seine Laterne ab und ging zum Torstein. Am Boden und unter der Decke war das steinerne Rad in Vertiefungen eingelassen, sodass es nicht umstürzen konnte.
    Mandred drückte mit aller Kraft und war überrascht, wie leicht sich der Stein bewegen ließ. Ein intensiver Geruch nach Staub, Gewürzen und Weihrauch schlug ihnen entgegen.
    Mandred atmete tief aus. Er kannte diesen Duft. So roch es in den Grabkammern unter der Stadt. Dort, wo irgendeine Magie die Leichen der Toten nicht verfaulen ließ, sondern sie lediglich austrocknete.
    Diese Gräber jagten Mandred Angst ein. Wenn Tote nicht verrotteten, so wie es sich gehörte, dann mochten sie vielleicht auch noch andere Dinge tun, die sich für Tote nicht gehörten.
    Ohne zu zögern traten die beiden Elfen in die Kammer. Sie hielten ihre Laternen hoch, sodass der Grabraum gut ausgeleuchtet war. Er maß etwa drei mal fünf Schritt. In die Wände waren lange Nischen geschlagen, in denen die Toten wie auf steinernen Betten ruhten.
    Mandred verkrampfte sich der Magen, als er sich umsah. Die Gesichter der Leichen waren braun und eingefallen, die Lippen weit zurückgezogen, sodass es aussah, als grinsten sie. Mandred blickte zu dem Verschlussstein. Es würde ihn nicht wundern, wenn er plötzlich wie von Geisterhand bewegt vor den Eingang rollte und sich dann, sobald sie hier eingesperrt waren, die Toten erhoben. Verstohlen musterte er die Leichen. Kein Zweifel! Sie grinsten ihn bösartig an. Und wie es aussah, hatten sie allen Grund, übellaunig zu sein. Es war schon jemand in diesem Grab gewesen. Die Gewänder der Toten waren zerfetzt. Einem hatte man gar die Hand abgerissen. Grabräuber!
    Die beiden Elfen schien das nicht im Mindesten zu rühren. Sie leuchteten in die Nischen und suchten nach Geheimtüren. Wahrscheinlich waren sie wieder einmal in einer Sackgasse gelandet.
    Mandred betete stumm zu Luth. Einer der Toten hatte den Kopf bewegt. Der Jarl hatte es nicht gesehen, aber er war sich ganz sicher, dass der Kerl eben noch zur Tür und nicht in seine Richtung geblickt hatte.
    Zur Vorsicht wich er ein wenig zurück. Die Wand gegenüber der Tür schien ihm am sichersten. Dort gab es keine Grabnischen. Die Steine wirkten verwittert. In einen war etwas hineingekratzt, ein Kreis mit zwei Wellenlinien. »Wollen wir nicht wieder gehen?«, fragte Mandred.
    »Gleich«, erwiderte Nuramon und beugte sich über den Toten, der Mandred anstarrte. Merkte sein Gefährte denn nichts?
    »Vorsicht!« Mandred zog ihn zurück.
    Verärgert machte Nuramon sich los. »Tote tun niemandem etwas. Beherrsche deine Angst!« Er sprach mit Mandred wie mit einem Kind, dann beugte er sich wieder in die Grabnische und griff sogar nach dem Leichnam, um ihn ein wenig zur Seite zu ziehen. »Hier ist etwas!«
    Mandred hatte das Gefühl, ihm werde sogleich das Herz zerspringen. Was taten die beiden nur! Man machte sich nicht an Toten zu schaffen!
    »Hier liegt weniger Staub, und es gibt einen versteckten Hebel .«
    Von der Tür zur Grabkammer erklang ein leises Knirschen. Mandred sprang auf, doch obwohl es nur wenige Schritt waren, kam er zu spät. Der runde Torstein war vor den Eingang zurückgerollt. In blinder Panik ließ er die Laterne fallen; das Glas zerschlug auf dem Steinboden. Der Krieger hatte die Axt gezogen. Er wusste, jeden Moment würden sich die Toten erheben. Langsam, zu den Seiten hin sichernd, zog er sich zurück. Die Elfen taten nichts. In ihrer Überheblichkeit hielten sie ihn wohl für verrückt. Ganz offensichtlich wagten sie sich nicht in die Nähe seiner Axt. Begriffen sie denn nicht, in welcher Gefahr sie schwebten?
    Mandred wich weiter zurück. Wenn er erst einmal mit dem Rücken vor der Wand stand, in der es keine Grabnischen gab, dann war er halbwegs sicher vor Überraschungen!
    Vorsichtig hob Nuramon eine Hand. »Mandred .«
    Der Jarl ging einen weiteren Schritt zurück. Um ihn herum verschwamm alles, so wie ein Bild im Wasser vergeht, wenn man einen Stein hineinwirft. Das Licht ihrer Laternen war gedämpft. Etwas zerbrach knirschend unter Mandreds Sohlen. Der Raum schien ihm größer geworden zu sein. Warum stieß er nicht endlich mit dem Rücken gegen die Wand? Die beiden Elfen gafften wie Kälber.
    Hastig blickte Mandred zu Boden. Dort lagen Knochen. Und Gold! Armreife, Ringe und dünne Schmuckbleche, wie man sie auf Festgewänder nähte. Eben noch hatte es keine Knochen und kein Gold gegeben! Was ging hier vor sich?
    Plötzlich erzitterte der Boden. Etwas kam auf ihn

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