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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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nördlich der Stadt ausgesucht hatte, ebenso wie die Spannten, die das Skelett des Rumpfes bildeten. Das Segel war aus feinstem Leinen. Man hatte es mit Hanfseilen verstärkt, die zu einem Netz geknüpft waren. Sieben Schritt maß das Boot in der Länge, doch kaum mehr als einen an seiner breitesten Stelle.
    Als das Schiff zu Wasser gelassen wurde, kamen die Einwohner von ganz Firnstayn zusammen, um es zu bewundern. Es war schlank und von schöner Form. Seine Planken überlappten einander, was Mandred noch nie zuvor bei einem Schiff gesehen hatte.
    Als der Elf dann aber vor dem König und seinem Gefolge erklärte, er werde am nächsten Tag in See stechen, da mochten sie alle ihren Ohren nicht trauen. Im Winter den Fjord zu verlassen, um die Küste hinauf nach Norden zu segeln, das war der blanke Wahnsinn. Ganz gleich wie gut ein Schiff sein mochte, nichts und niemand konnte gegen die Stürme und das Eis bestehen.
    So verrückt war dieses Vorhaben, dass niemand von Mandred erwartete, dem Elfen zu folgen. Sich dieser Fahrt zu verweigern hatte nichts mit mangelnder Treue gegenüber einem Waffenbruder zu tun. Und doch fühlte sich Mandred an Farodin gekettet. Er, Mandred Torgridson, war nicht jener unbesiegbare Krieger, von dem die Skalden sangen, wenn sie seinen Namen im Mund führten. Er hatte auch nicht jene Heldentaten begangen, die sie ihm allenthalben andichteten. Aber vielleicht vermochte er Wahrheit und Sagadichtung zu einem Leben zu verschmelzen, wenn er Farodin nun folgte.
    König Njauldred versah das Schiff mit den besten Vorräten. Bärenfleisch, das einem nach Kämpfen rasch die Kraft zurückgab, Kleidung aus feinen Otterfellen, von der das eisige Wasser abperlte, und ein Fass mit Tran von Pottwalen, das vor Erfrierungen schützte, wenn man es sich auf die Haut schmierte. Mandred wusste, dass sein Gefährte die Kälte nicht zu fürchten brauchte. Doch um seinetwillen war er froh, das Fass an Bord zu wissen.
    Njauldred lud sie in seine Königshalle ein und gab ihnen zu Ehren ein Fest. Mandred kam es so vor, als wäre er zu Gast auf seinem Leichenschmaus. Obwohl die Skalden sich mühten, mochte keine rechte Stimmung aufkommen. Farodin verließ die Festlichkeit schon früh. So tief in Gedanken war er, dass er grußlos in die Nacht hinaustrat.
    Auch Mandred zog sich bald zurück. Er mochte den traurigen Blick Ragnas, der Tochter Njauldreds, nicht länger zu ertragen, und außerdem wagte er es nicht, sich an dem Abend, bevor sie zu ihrem tollkühnen Abenteuer aufbrachen, zu betrinken.
    Kalter Nordwind zerrte an seinem Umhang, als er aus der Festhalle trat. Ein schabendes Geräusch ließ ihn aufhorchen. Es stand kein Mond am Himmel. Die Sterne verbargen sich hinter Wolken. Wieder war da dieses Geräusch. Es kam von den steinernen Löwen, die den Aufgang zur Königshalle flankierten. Fast hörte es sich an, als scharrten sie unruhig mit ihren Krallen auf den Treppenstufen.
    Ein Schatten löste sich von der untersten Stufe. Mandred rief die Gestalt an, erhielt jedoch keine Antwort. Wie der Rauch, der unter den Giebeln der Langhäuser hervorquoll, verschwand die Schattengestalt in der Nacht, als hätte es sie nie gegeben.
    Der Krieger senkte die Hand auf die schwere Axt an seinem Gürtel. Langsam stieg er die Treppenstufen hinab. Außer dem Wind, der sich heulend unter den Dächern fing, war kein Geräusch zu hören.
    Da ist nichts, beruhigte sich Mandred in Gedanken. Er ging zu dem Haus, das einer von Alfadas' Söhnen für ihn hatte errichten lassen. Als er die Tür aufstieß, brannte ein Feuer unter dem Herdstein. Rauch und wohlige Wärme erfüllten den Raum. Farodin ließ sich nicht sehen. Vielleicht war er hinab zum Bootsschuppen gegangen. Trotz der Kälte hatte er meist dort übernachtet.
    Mandred streifte seinen Umhang ab, als ihn ein Geräusch verharren ließ. Jemand war hier. Das Stroh der Schlafnische hatte geknistert. Eine weiße Hand schob den Vorhang aus grober Wolle zurück. Ragna, die Tochter des Königs! Ihre Wangen leuchteten rot. Sie konnte Mandred nicht in die Augen sehen.
    »Es ist nicht, wie du denkst«, stammelte sie. »Ich … Ich dachte, der Elf sei gekommen. Da habe ich mich versteckt. Ich habe das Feuer angefacht, damit du es warm hast in dieser rauen Nacht.« Sie blickte zur Tür.
    »Ich danke dir, Ragna«, entgegnete Mandred ein wenig steif.
    Sie war ein hübsches Ding. Ihre Haut war weiß wie Milch. Verblasste Sommersprossen zierten ihr Gesicht. Das rote Haar hatte sie zu schweren Zöpfen

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