Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
Vom Netzwerk:
gehabt. Das Land im hohen Norden war nicht für Menschen gemacht. Hier gehörten Elfen, Trolle und Geister her, aber er war hier fehl am Platz!
    Die Leinen ihres kleinen Bootes waren von Eis überkrustet. Das steif gefrorene Segel knarrte, wenn sich der Wind darin verfing. Sieben Tage waren sie dem Verlauf der Küste nach Norden gefolgt. Sehnsüchtig dachte Mandred an die Tage auf der Purpurwind in der Aegilischen See. An die Wärme und daran, wie er sich mittags unter dem Sonnensegel ausgestreckt hatte, um zu dösen.
    Er blickte voraus in das Zwielicht der Winternacht und hielt Ausschau nach Eisbergen. Stumm und drohend zogen die weißen Giganten nach Süden. Farodin hatte ihn vor allem vor den kleineren Eisbrocken gewarnt, die fast ganz im Wasser verborgen den Rumpf des kleinen Schiffes beschädigen mochten. Mandreds Gedanken schweiften ab. Er war müde und dachte an Firnstayn. Dort hatten die Frauen sicher schon mit den Vorbereitungen für das Mittwinterfest begonnen. Gänse wurden gemästet, damit sie auf die letzten Tage noch etwas Fett zulegten. Met wurde in großen Wannen angesetzt, und der Duft von Honigküchlein hing gewiss über der ganzen Stadt.
    Der Jarl streifte einen seiner Fäustlinge ab und griff in das Fass mit dem Pottwaltran. Ganz zäh war er in der Kälte geworden. Er klaubte einen Klumpen heraus und hielt ihn eine Weile in der Hand, damit er schmolz. Dann trug er den Tran auf sein Gesicht auf und wischte sich die Finger an der schweren Robbenfelljacke ab. Verfluchte Kälte!
    Erbarmungslos trieb Farodin das Boot voran. Nur selten ankerten sie im Windschatten von Klippen oder einer geschützten Bucht, um ein paar Stunden zu schlafen. Der Elf schien eins mit dem Eis geworden zu sein, das sie umgab. Wie erstarrt stand er an der Ruderpinne, den Blick in die Ferne gerichtet. Den Dolch hatte er wohl in dem Bündel verstaut, das hinter ihm im Heck lag. Manchmal fragte sich Mandred, ob es tatsächlich dieselbe Waffe war, die Farodin schärfte. Es passte nicht zu dem Elfen, sinnlos immer wieder dasselbe zu tun. Vielleicht spiegelte sich darin aber auch seine Unruhe, die er sonst sehr wohl zu verbergen verstand.
    Mandred blickte auf und betrachtete den Himmel, um sich vom fruchtlosen Grübeln zu befreien. Sie waren so weit im Norden, dass die Sonne sich nicht mehr zeigte. Dafür zog grünes Feenlicht von Horizont zu Horizont. Wie Bahnen gefalteten Stoffs wogte es zu ihren Häuptern. Mandred hatte nicht viel zu tun. Farodin hätte das Boot auch allein steuern können.
    Oft saß der Jarl stundenlang im Bug und sah dem Licht am Himmel zu. Es tröstete ihn in dieser Einöde aus aufgewühlter See und schwarzen Klippen. Der Wind biss ihm bis in die Knochen, wenn er so dasaß und träumte.
    Turmhohe Gletscher erhoben sich über die Küste. Einmal sah Mandred von fern, wie eine Lawine von Eis in die See stürzte und das Wasser aufwühlte. Ein andermal glaubte er eine Seeschlange zu sehen.
    Am neunten Tag ihrer Reise wurde Farodin unruhig. Sie waren in einen Fjord eingelaufen. Graue Nebelfinger krochen ihnen über das Wasser entgegen. Mandred stand am Bug und sollte nach verborgenen Riffen Ausschau halten. Das Wasser war ruhig. Bald hatte der Nebel sie verschlungen. Ganz nah war das leise Geräusch der Brandung zu hören.
    Farodin schien schon einmal hier gewesen zu sein. Er wusste um die Untiefen, noch bevor Mandred ihm eine Warnung zurief.
    Ein riesiger Schatten ragte vor ihnen aus dem Dunst. Erst hielt Mandred es für eine Klippe, dann sah er ein mattes Licht. Ranziger Geruch hing in der Luft. Der Nebel war jetzt ganz warm. Er kondensierte auf Mandreds Bart.
    Plötzlich zerriss eine heisere Stimme die Stille. Sie war tief, wie das Brummen eines zornigen Bären. Farodin gab ihm ein Zeichen, sich nicht zu bewegen, und legte einen Finger auf die Lippen. Dann antwortete er im selben Tonfall in einer kehligen Sprache, wie Mandred sie noch nie gehört hatte.
    Ein knapper Gruß wurde zurückgerufen. Dann verschwand der Schatten. Farodin verharrte in angespanntem Schweigen. Eine Ewigkeit schien zu vergehen. Der Nebel nahm Mandred jedes Zeitgefühl. Endlich nickte der Elf ihm zu. »Bald erreichen wir die Nachtzinne. Es gibt warme Quellen hier im Fjord. Sie halten ihn den ganzen Winter über eisfrei. Sie sind auch schuld am Nebel, der die Trollburg verbirgt. Du weißt, wie du dich zu verhalten hast?«
    Mandred nickte. Das, was auf der Nachtzinne geschehen sollte, war das einzige Gesprächsthema gewesen, das Farodin

Weitere Kostenlose Bücher