Die Elfen
angeblich, das Tier niederzuschlagen, bevor es ahnte, dass es getötet werden sollte. Orgrim behauptete, dass Angst üble Säfte hervorrief, die das Fleisch verdarben. Mandred hatte von derlei Dingen noch nie gehört, doch der Herzog klang recht überzeugend.
Während sie warteten, verkürzte Orgrim ihm die Zeit, indem er von der Jagd auf Pottwale erzählte. Er schmeichelte Mandred auch, indem er die Kühnheit der Menschen lobte, die im letzten Krieg an der Seite der Elfen gestritten hatten. Besonders hob er die Taten des Heldenkönigs Alfadas hervor.
Mandred lächelte still in sich hinein. Was Orgrim wohl sagen würde, wenn er wüsste, dass er neben dem Vater von Alfadas saß? Nun, er würde es ihm nicht verraten. Schwermütiger Stolz ergriff ihn, als der Herzog von den Schlachten erzählte, in denen sein Sohn gekämpft hatte.
Endlich wurde den beiden aufgetragen. Ein aufgedunsener, speckwangiger Troll brachte zwei große Holzplatten herein. Auf ihnen lag duftender Braten, garniert mit goldbraunen Zwiebelringen. Das größere der beiden Bratenstücke hätte ohne Mühe ausgereicht, drei ausgehungerte Männer satt zu machen. Der kleinere Braten mochte vielleicht zwei Pfund wiegen, schätzte Mandred.
»Als Gast steht dir die Wahl zu.« Orgrim wies auf die Holzbretter. »Welchen der beiden Braten möchtest du?«
Der Jarl dachte an Farodins warnende Worte. Wenn er das größere Stück nahm und nur einen kleinen Teil davon aß, mochten die Trolle das als Beleidigung auffassen. »In Anbetracht meiner Statur wäre es mehr als vermessen, nach dem größeren Stück zu fragen«, sagte Mandred gestelzt. Der Bratenduft ließ ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen. »Ich wähle deshalb das kleinere Stück.«
»So sei es.« Der Trollfürst nickte dem fetten Koch zu, und dieser setzte die schweren Holzplatten vor ihnen auf den Tisch.
Orgrim aß mit den Fingern. Ohne Mühe zerrupfte er das Fleisch und schob es sich in großen Stücken in den Schlund. Dazu wurde ihnen frisch gebackenes Brot aufgetragen, das sie in die Soße tunkten.
Mandred zog das Messer aus seinem Gürtel und zerteilte den Braten in sechs dicke Scheiben. Als er das Fleisch anschnitt, quoll dunkles Blut in die schwere Zwiebelsoße. Der Braten war köstlich. Er hatte eine gute Kruste, war im Innern aber noch zart und blutig. Begierig aß Mandred. In den langen Tagen auf dem Boot hatte es nichts Warmes mehr zu essen gegeben. Der Bratensaft troff ihm von den Mundwinkeln, während er kaute. Genüsslich tupfte er mit dem frischen Brot Soße und Zwiebeln auf. Dazu trank er den schweren Met. Orgrim verstand sich wahrlich darauf, seine Gäste zu verwöhnen.
Die übrigen Trolle verhielten sich allerdings merkwürdig. Im Laufe des Festmahls wurden sie immer stiller. Einige brieten ihrerseits Fleisch auf langen hölzernen Spießen. Die meisten jedoch starrten einfach nur zu Mandred. Ob sie ihn wohl um sein köstliches Mahl beneideten? Langsam fühlte er sich unter ihren drängenden Blicken unwohl.
Mit einem stattlichen Rülpser beendete Mandred sein Mahl. Er hatte nicht alles Fleisch essen können. Er saß vornübergebeugt auf der Holzbank und stöhnte leise.
»Darf ich dir noch etwas anbieten?«, fragte Orgrim höflich. »In Honig eingelegte Apfelstücke vielleicht? Köstlich, sage ich dir. Wirklich köstlich! Scandrag, mein Koch, ist ein wahrer Künstler.«
Mandred strich sich über den Bauch. »Bitte verzeih mir. Wie sagtest du gleich? Ich bin nur ein Menschlein. Ich kann nicht mehr.«
Orgrim klatschte in die Hände. Wenig später erschien der Troll, der ihnen aufgetragen hatte, mit einer zweiten, großen Holzplatte. Darauf ruhten zwei umgestülpte Körbe. Die Platte war dunkel von geronnenem Blut.
»Bei uns ist es Sitte, dem, was man gegessen hat, ins Auge zu blicken. Ein Brauch der Jäger, wenn du so willst.« Orgrim schnippte mit den Fingern, und der Troll stellte die Platte auf einen benachbarten Tisch. Dann hob er den größeren der beiden Körbe. Darunter lag ein Wildschweinkopf mit weit klaffendem Maul. Seine Hauer waren lang wie Dolche, so wie beim Manneber. Es musste ein außergewöhnlich großes Tier gewesen sein.
Der Herzog beglückwünschte seinen Koch zu dem vorzüglich zubereiteten Mahl. Dann hob dieser den zweiten Korb. Darunter lag der Kopf einer Frau mit kurzem blondem Haar.
Ihre Stirn war aufgeplatzt, die linke Augenbraue völlig zerschunden. Spitze Ohren stachen durch das kurze Haar. Ihre Haut war so blass, wie Mandred es noch nie bei
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