Die Elfen
hinab. Hinter ihnen ertönten höhnische Rufe der Ordensritter. Der Jarl musste an den goldbeschlagenen Dolch denken, den Liodred seinem Weib gegeben hatte. »Lass die Elfen kommen, Luth!«, murmelte er verzweifelt. »Schick uns unsere Verbündeten, und ich werde nie wieder ein Methorn anrühren.«
AUF DEM SCHIFF DER KÖNIGIN
Nuramon stand an der Reling der Elfenglanz, des Flaggschiffs der Königin. Hier auf der Steuerbordseite konnte er die Firnstayner Schiffe sehen, die aneinander gebunden waren und wie eine Mauer den sicheren Zugang zum Fjord versperrten. Jenseits davon wölbten sich die mächtigen Segel der feindlichen Flotte, von denen jedes das Zeichen Tjureds trug, den schwarzen Baum. Kaum die Hälfte von ihnen hatten an die Schiffe der Firnstayner angelegt und diese in einen Kampf verwickelt. In der Enge des Fjords konnten die Ordensritter ihre Übermacht nicht nutzen. Liodred und Mandred hatten die Feinde in einen blutigen Kampf Mann gegen Mann gezwungen, und es war Nuramon unmöglich einzuschätzen, wie gut die Fjordländer sich hielten. Er konnte nur sehen, dass sich dort auf den Schiffen etwas bewegte und es offensichtlich ein großes Gedränge ohne Ausweichmöglichkeiten gab.
Ein Teil der gegnerischen Schiffe versuchte, den Sperrriegel der Fjordländer zu umfahren und zwischen den Langschiffen und den Klippen eine Fahrrinne durch das Riff zu finden. Eine Kogge lag bereits mit aufgerissenem Rumpf auf den Felsen. Die Besatzung schien über Bord gegangen zu sein. Doch das Schicksal der Kogge schreckte die Feinde nicht ab. Noch immer versuchten Schiffe, einen Weg durch das Riff zu finden, um die Fjordländer einzukreisen oder aber die Schiffe der Königin anzugreifen.
Nuramon hoffte, dass Mandred und Liodred nichts zugestoßen war. Schlachten gehorchten anderen Gesetzen als Zweikämpfe. Ein Zufall mochte über Leben oder Tod entscheiden. Wenn die Elfenglanz doch nur schneller wäre! Nuramon schaute die Riemen des Schiffes entlang, die unter ihm in der Bordwand verschwanden. Es mochten gewiss vierzig sein. Er hatte gesehen, wie etwa zweihundert Ruderer unter Deck gegangen waren. Sie gaben dort unten an ihren Bänken bestimmt ihr Bestes, doch das riesige Schiff der Königin kam nur langsam vorwärts. Die kleinen Galeeren aus Reilimee waren ihnen weit voraus und würden die Fjordländer bald erreichen. Nuramon hatte gehört, dass die Zauberin aus dem Meer, deren Namen niemand kannte, die Schiffe ausgestattet hatte. Dahinter fuhren die Triremen aus Alvemer. Nuramon war überrascht, wie schnell die Flotten Albenmarks hatten in See stechen können. Es hatte nur zwölf Tage gedauert, all die Schiffe auszurüsten und zusammenzuführen.
Das Tor, durch das sie gekommen waren, hatte sich längst wieder geschlossen. Nie würde er das wunderbare Farbenspiel über dem Meer Albenmarks vergessen, das Emerelle mit ihrem Zauber bewirkt hatte. Das Tor war so breit gewesen, dass die gesamte Flotte im Morgengrauen in einer Linie hin durch gefahren war.
Über Emerelle kursierten unter den Kriegern allerlei Gerüchte. So erklärten manche die Tatsache, dass die Galeere der Königin ohne Begleitschiffe fuhr, damit, dass sie die Feinde auf sich ziehen wollte. Wenn Nuramon sich umschaute, dann konnte er sich vorstellen, dass dieses Gerücht stimmte. Die Elfenglanz war wie ein fahrendes Schlachtfeld. Die Ruderer saßen im Rumpf an den Riemen, während sich auf dem Deck die Krieger sammelten. Es waren mehr als dreihundert Elfen, die auf den sechzig Schritt zwischen Heck und Bug auf den Kampf warteten. Die Königin hatte sogar auf die Seeleute für die Segel verzichtet, damit mehr Krieger an Bord kommen konnten. Es hieß, die Segel würden in dieser Schlacht nicht gebraucht, und so hatte man die Masten der Galeere flach gelegt.
Das Schiff würde auf die linke Flanke der Fjordländer zuhalten, um diese dort zu unterstützen. Obilee hatte Nuramon die Strategie erklärt: Sie und die Krieger der anderen Galeeren würden auf die Langschiffe der Fjordländer stürmen und die Kampflinie der Verbündeten entlasten. Diese sollten sich dann auf die Galeeren zurückziehen, sich ausruhen und später wieder in die Schlacht eingreifen.
Jemand klopfte Nuramon auf die Schulter. Er wandte sich um und sah Meister Alvias. »Die Königin möchte dich sehen«, sagte er.
Nuramon nahm seinen Bogen und folgte dem Vertrauten Emerelles durch das Gedränge. Alvias wirkte ungewohnt kriegerisch in seiner Lederrüstung und mit dem Schwert an der Hüfte. Es
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