Die Elfen
anrichten.« Liodred wies mit weit ausholender Geste auf die Steilklippen rechts und links des Fjords. »Hier oben werden die Alten stehen, die nicht mehr kämpfen können, und Knaben, die noch zu jung für die Schlacht sind. Wir haben zehn Karrenladungen Pfeile aus dem Königreich zusammenbringen lassen. Sie werden die Schiffe unserer Feinde mit einem Pfeilhagel eindecken, wenn sie der Küste zu nahe kommen.« Liodred sprach so laut, dass alle Leibwachen rings herum ihn gut verstehen konnten. »Im Grunde tun uns diese Priester einen Gefallen, indem sie Firnstayn angreifen wollen. Hier im Fjord schlagen wir eine Seeschlacht zu unseren Bedingungen. In dem engen Gewässer können sie ihre Übermacht nicht nutzen. Sobald sie die Schiffsbarriere entern, steht es Mann gegen Mann.«
Der König winkte Mandred, ihm zu den Pferden zu folgen. Als Liodred sich in den Sattel schwang, sagte er leiser: »Ich hoffe, die Elfen werden rechtzeitig kommen. Der Feind ist uns um das Fünffache oder mehr überlegen.«
»Wenn es einen Weg gibt zu kommen, dann werden sie hier sein«, erwiderte Mandred entschieden. Doch er wusste nur zu gut, wie viele Unwägbarkeiten dies verhindern mochten. Würde Emerelle seine beiden Gefährten überhaupt empfangen? Und wie lange mochte es dauern, eine Flotte auszurüsten und durch einen Albenstern zu bringen?
Sie ritten den Pfad die Klippe hinab. Auf halben Weg kamen ihnen ältere Krieger entgegen, die Weidenkörbe mit Pfeilbündeln auf dem Rücken trugen. Liodred zügelte seinen Rappen und winkte einem Mann mit Augenklappe zu. »Heho, Gombart, was bringt dich denn dazu, deine hübsche Frau zu verlassen?«
»Hab gehört, du hättest jeden alten Knochen eingeladen, heute ein paar Ritter zu schießen.« Er bedachte den König mit einem zahnlosen Grinsen und klopfte sich auf die schwarze Stoffbinde über seinem linken Auge. »Außerdem heißt es, sie werden so dicht auf ihren Decks stehen, dass nicht einmal ich danebenschießen kann. Und für jeden, den wir erlegen, gibt es ein Horn voll Met in deiner goldenen Halle.«
Liodred brach in schallendes Gelächter aus. »Na, das wird wohl kaum mein Mundschenk gewesen sein, der diese Geschichte verbreitet hat. Doch ich nehme euch beim Wort, Männer. Ein Horn voll Met für jeden Ordensritter!« Er grinste breit. »Aber denkt nicht, dass ich euch nicht kenne, ihr Gaunerpack. Ich stehe unten auf der Albenstern und zähle mit!«
Die Männer lachten und machten weitere Späße. Der König winkte ihnen noch einmal, dann trieb er seinen großen Rappen weiter den Klippenpfad hinab.
»Manchmal denke ich, es ist besser für einen Mann, jung und im Vollbesitz seiner Kräfte zu sterben«, rief der König, sobald sie außer Hörweite waren.
»Nein«, widersprach ihm Mandred. »Das größte Geschenk ist, seine Kinder aufwachsen zu sehen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.« Bitter dachte er daran, wie wenig er von Alfadas gehabt hatte.
Auf dem letzten Stück Wegs bis zur Bucht, in der ein Ruderboot auf sie wartete, hing jeder stumm seinen Gedanken nach. Wo blieben nur die Elfen?, dachte Mandred. Würden sie Firnstayn im Stich lassen?
Am Strand stand Valgerd, Liodreds Weib. Sie trug ein Kleid in der Farbe von Sommerblumen, das von zwei goldenen Fibeln an den Schultern zusammengehalten wurde. Auf dem Arm hielt sie ein Kind, das keine fünf Monde alt war. Es war Aslak, Liodreds Sohn.
Der König ging zu den beiden und küsste den Jungen zärtlich auf die Stirn. Dann schnallte er ein Messer mit goldbeschlagener Scheide von seinem Gürtel und reichte es Valgerd. Die große blonde Frau nickte.
Liodred strich ihr zärtlich durchs Haar, dann kam er zum Boot, wo Mandred schon wartete. Der Jarl fühlte sich schlecht. Hatte der König Angst zu sterben? War das ein Abschiedsgeschenk für einen Sohn, der seinen Vater vielleicht nie kennen würde? Liodred war so verbunden mit all den Leuten hier. Er war beliebt! Ihm wird nichts geschehen, schwor sich Mandred.
Die beiden stiegen in das Boot. Die Ruderer grüßten den König, der dem Jüngsten von ihnen im Vorübergehen das Haar zerzauste. Sie stießen vom Strand ab und eilten mit kraftvollen Ruderschlägen dem Flaggschiff zu.
»Ein Erbstück?«, fragte Mandred.
Liodred schreckte aus seinen Gedanken auf. »Was?«
»Das Messer.«
»Ja… auch ein Erbstück.«
»Und was noch?«, hakte Mandred nach.
Liodred senkte die Stimme. »Ich weiß, wie sie sind, diese Priester. Es ist … Wenn sie siegen, wird Valgerd versuchen zu
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