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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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Diesmal werdet ihr nicht als Elfenjagd reiten, sondern allein im Auftrag der Königin.«
    Nuramon dachte an die Ausrüstung, die Emerelle ihm gewährt hatte. »Ich möchte dir die Rüstung, den Mantel und das Schwert zurückgeben.«
    »Ich sehe, die Drachenrüstung und der Mantel haben dir gute Dienste geleistet. Lass sie in deiner Kammer zurück, wie es Brauch ist. Das Schwert aber soll deines sein. Es ist ein Geschenk.« Emerelle stellte sich auf ihre Zehenspitzen und küsste ihn auf die Stirn. »Nun geh und vertraue deiner Königin.«
    Nuramon befolgte ihre Worte. Er blickte noch einmal zu ihr zurück, bevor er den Saal verließ. Sie lächelte freundschaftlich. Als er draußen vor den anderen stand, konnte er nicht fassen, welche Wendung das Gespräch genommen hatte. Emerelle hatte ihn wie eine wohlwollende Mutter empfangen, wie eine kaltherzige Königin über ihn gerichtet und ihn wie eine gute Freundin entlassen.

DREI SANDKÖRNER

    Farodin lehnte den Kopf an die Wand. Ein schmaler Lichtstreif fiel durch das geheime Schlupfloch, das hinaus auf den Balkon vor dem Gemach der Königin führte. Er dürfte nicht hier sein…
    Er trug ein unscheinbares graues Wams, eng anliegende graue Hosen und einen weiten grauen Kapuzenumhang, dazu dünne Lederhandschuhe sowie einen breiten Gürtel und Armschienen, in denen Dolche steckten. Er hoffte, dass er von den Waffen keinen Gebrauch machen musste. Tief unter sich hörte Farodin im Labyrinth der verborgenen Stiegen und Gänge das Gelächter der Kobolde. Eine ganze Generation von ihnen war heran ge wachsen seit dem Tag, an dem Noroelle verurteilt worden war.
    In hilfloser Wut ballte Farodin die Fäuste. Zu frisch war der Schmerz. So oft hatte er der Königin als geheimer Henker gedient, und nie hatte er dabei an ihrem höheren Verständnis der Gerechtigkeit gezweifelt. Nicht einen Gedanken hatte er daran verschwendet, dass ihre geheimen Todesurteile womöglich nichts anderes als Willkür waren. Nun hatte ihr Urteil sein Leben vernichtet, auch wenn er noch stand und atmete.
    Niemand kannte Noroelle so, wie er sie kannte. Niemand wusste, dass sie einst Aileen gewesen war, die an seiner Seite im Kampf gegen die Trolle ihr Leben gelassen hatte. Jahrhunderte hatte er nach ihr gesucht, und nun, da er sie gefunden hatte, war sie ihm erneut entrissen worden. Dieses Mal konnte er nicht auf Aileens Wiedergeburt hoffen. Stürbe sie an ihrem Verbannungsort, dann gäbe es keinen Weg zurück. Ihre Seele wäre für immer an jenem Ort gefangen.
    Tränen der Wut rannen Farodin über die Wangen. Noroelle war getäuscht worden durch einen Devanthar, eine Kreatur, die doch als Meister der Täuschung galt! Und der Dämon hatte sich ihrer Liebe bedient .
    Warum hatte er Nuramons Gestalt angenommen? Farodin bemühte sich, die auf keimenden Zweifel zu unterdrücken. Vergebens. Hatte der Devanthar vielleicht etwas gewusst? Hätte Noroelle bei der Rückkehr der Elfenjagd Nuramon erwählt? Waren ihre Worte an Obilee nur ein Trost für ihn gewesen, leicht dahingesprochen in der Gewissheit, dass sie beide sich nie wiedersehen würden?
    Immerhin musste sie sich dem falschen Nuramon sehr schnell hingegeben haben. So viele Jahre hatten sie beide um sie gefreit, und sie hatte keine Entscheidung treffen können . Und dann konnte sie es in einer Nacht. Es musste der Zauber des Devanthars gewesen sein, versuchte Farodin sich einzureden.
    Noroelle war unschuldig! Sie war reinen Herzens . Sie ist reinen Herzens! Sie lebt! Und deshalb würde er sie finden, schwor sich Farodin. Ganz gleich, wie lange seine Suche auch dauern mochte! Die Königin hatte kein Recht dazu gehabt, die schwerste aller Strafen über Noroelle zu verhängen. Er würde das Urteil nicht akzeptieren. Farodin blickte zu dem schmalen Lichtstreif am Ende der Treppe. Er sollte wirklich nicht hier sein… Doch was galt das jetzt noch? Emerelle hatte ihn dazu benutzt, ihre Gerechtigkeit zu üben, wo gesprochenes Recht nicht mehr weiterhalf. Nun würde er seine Gerechtigkeit üben!
    Entschlossen zwängte sich Farodin durch den schmalen Spalt. Er schlich zum Geländer des Balkons und spähte in die Tiefe. Eine Kuppel von Eis verbarg den Thronsaal vor seinen Blicken, aber er wusste, dass Emerelle dort unten Hof hielt.
    Er trat an die breite Flügeltür zum Gemach der Königin und fand sie unverschlossen. Lag es an ihrer Überheblichkeit? Verließ sie sich darauf, dass ein Tabu sicherer war als jedes Schloss?
    Farodin verwischte die flachen Fußabdrücke,

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