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Die elfte Jungfrau

Titel: Die elfte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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fand.«
    »Heilige Mutter Maria!«

31. Kapitel
    P ater Ivo legte die Reisekleidung ab und hüllte sich wieder in die schwarze Mönchskutte. Er tat es mit einem gewissen Bedauern, doch das schob er resolut zur Seite, denn wie es schien, hatte Theodoricus einen wichtigen Grund, ihn zurückzubeordern. Mit energischen Schritten machte er sich zur Abtswohnung auf.
    »Du siehst gut aus, Ivo. Das Landleben scheint dir zu bekommen.«
    »Die Luft und die Arbeit ja, nicht die dortige Gesellschaft!«, entgegnete der Pater unwirsch.
    »Berichte!«
    Die Aufzählung der Missstände brauchte ihre Zeit, und als er geendet hatte, zeichnete sich auch auf des Abtes normalerweise gelassenen Zügen so etwas wie Unwillen ab.
    »Unser Bruder Godefried wird sich vor mir zu verantworten haben. Du wirst nächste Woche zurückkehren und ihn herschicken. Es geht nicht an, dass unsere Pfründen heruntergewirtschaftet werden.«
    »Wer soll die Verwaltung an seiner Stelle übernehmen?«
    »Mach einen Vorschlag, Ivo!«
    Es spielte ein leichtes herausforderndes Lächeln um Theos Mundwinkel.
    »Du willst, dass ich es übernehme?«
    »Du würdest es zumindest gut machen.«
    Ivo zuckte mit den Schultern.
    »Sicher, wenn du es wünschst.«
    »Aber du wünschst es nicht, oder täusche ich mich da?«
    »Meine Wünsche spielen keine Rolle, ehrwürdiger Vater.«
    »Wenn du so mit mir sprichst, Bruder, dann spüre ich Widersetzlichkeit in dir. Nein, du sollst nicht unsere Pfründen verwalten, zumindest nicht auf Dauer. Es gibt hier Aufgaben, die mir wichtiger erscheinen. Ich werde dir einen fähigen Verwalter mitgeben. Zusammen mit dem von dir gelobten Bruder Barthel wird er die Aufgabe wohl zufrieden stellend erfüllen.«
    »An wen denkst du, Theo? Wir haben nicht so viele Brüder, die sich in diesen Dingen auskennen.«
    »Jakob!«
    »Der Geck?«
    Fassungslos sah Ivo den Abt an.
    »Aus den verschiedensten Gründen genau der. Er macht seine Sache in Rolandswerth gut, das bestätigt die Äbtissin Margarethe. Und er hat eine Buße auf sich zu nehmen, denn er hat seine Verfehlungen gebeichtet.«
    »Er hat seine weltliche Eitelkeit zugegeben? Erstaunlich.«
    »Er hat es, denn man hat ihm ins Gewissen geredet. Außerdem wäre es sehr wünschenswert, wenn er einige Zeit aus Köln verschwände und unter deiner Aufsicht bliebe.«
    »Himmel, Theo, was ist hier vorgefallen?«
    »Deine Begine hat wieder einmal in das Klosterleben eingegriffen!«, schmunzelte der Abt.
    »Ein unbotmäßiges Weib!«
    »Ohne Zweifel. Aber sehr klug. Höre, was geschehen ist.«
    Diesmal war es Pater Ivo, der stumm lauschte und dessen schwarze Brauen sich mehr und mehr im Grimm zusammenzogen.
    »Sie ist einem Jungfrauenmörder auf der Spur, dessen letztes Opfer eine unserer jungen Schwestern ist, habe ich das richtig verstanden?«
    »Genau so.«
    »Und sie verdächtigt Bruder Jakob, dieser Mann zu sein.«
    »Unter anderem. Zumindest liegt sie in gewissen Annahmen dabei nicht falsch. Jakob legt ein seltsames Verhalten an den Tag, und seine Reaktionen können überaus heftig sein. Eitelkeit, Schuldgefühle, Geltungssucht und übertriebene Empfindlichkeit sind keine gute Mixtur für einen Mönch. Ich habe in unseren ausführlichen Gesprächen erstaunliche Seiten an ihm kennengelernt.«
    »Sie hat sich in Gefahr begeben.«
    »Ich fürchte, das ist ein Zug an ihr, den man nicht ändern kann. Sie sorgt sich um die jungen Frauen.«
    »Ich weiß!«
    »Ich habe versucht, ihr zu helfen.«
    »Danke.«
    »Ich schlage vor, du kümmerst dich jetzt darum. Mit unserer Schwester in Gott, der ehrwürdigen Mutter Mabilia, kommt sie nicht besonders gut zurecht.«
    »Ach. Und du glaubst, ich könnte dieses dumme Huhn handzahm machen?«
    »Ivo, mein Freund, ich glaube nicht, ich weiß. Keiner kann so gut wie du die höllischen Mächte beschwören!«
    In dem grummelnden Geräusch, das Pater Ivo daraufhin von sich gab, klang eine gewisse Zufriedenheit mit.
    »Zuvor aber solltest du den Konvent am Eigelstein aufsuchen und mit Frau Almut sprechen. Sie hat noch eine wichtige Botschaft für dich.«
    »Worum geht es? Hat sie sich in noch mehr Ungelegenheiten verwickelt?«
    »Nein. Aber sie soll es dir selbst erzählen. Es ist, denke ich, bedeutsamer für dich als für sie.«
    »Nun gut. Ich werde sie morgen aufsuchen.«
    »In jener anderen Angelegenheit, Ivo, haben wir einige Fortschritte erzielt. Auch das solltest du wissen. Der Erzbischof ist grundlegend bereit, einen Dispens zu empfehlen. Doch man spricht davon, man

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