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Die elfte Jungfrau

Titel: Die elfte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Verunglückte gekümmert, machten sie sich gemeinsam zu den Benediktinerinnen auf, um die traurige Nachricht zu überbringen. Magda übernahm es, der Äbtissin Meldung zu machen, Almut und Elsa suchten Schwester Ermentrude auf.
    »Das arme Kind. Die Schuld liegt bei mir, und ich werde dafür in der Hölle schmoren!«
    Die Nonne wirkte am Boden zerstört.
    »Ihr werdet Buße tun und Gnade finden, Schwester. Vor allem aber, wenn Ihr uns helft, herauszufinden, was dieses unselige Mädchen dazu getrieben hat, das Kloster zu verlassen.«
    Sie war unerwartet hilfsbereit, und Almut durfte alle Novizinnen befragen, die mit Pia im Dormitorium geschlafen hatten. Elsa befragte die anderen Nonnen. So konnten die Meisterin und sie später am Tag ihr Wissen zusammentragen und sich ein recht gutes Bild von dem Leben im Kloster zu Machabäern machen.
    »Sie ist eine selbstgefällige Frau, diese Äbtissin. Es fiel ihr schwer, mir Glauben zu schenken. Immer wieder versuchte sie sich einzureden, es müsse sich um eine Novizin eines anderen Klosters handeln. Aber dann kam Schwester Baptista, die bei den Klarissen war, und bestätigte, es handele sich um Pia. Das drückte ihre Nase ein wenig in den Staub.«
    Magda hatte einen Hauch Genugtuung in der Stimme.
    »Sie wurde danach recht entgegenkommend!«, erlaubte sich Elsa zu bemerken. »Ich durfte mich im ganzen Kloster umsehen. Und dabei haben wir dann ja auch das rosa Kleid gefunden.«
    »Ein rosa Kleid?«
    »Ja, es lag sauber zusammengefaltet und in ein Leintuch gewickelt in einer kleinen Nische in der Immunitätsmauer. Von den Nonnen und Novizinnen hatte es keine je gesehen.«
    »Vermutlich hat sie es getragen, wenn sie ausgerissen ist. Sie scheint das recht häufig praktiziert zu haben«, meinte Magda.
    »Das war wohl auch ein Kinderspiel.« Almut rümpfte missbilligend die Nase. »Es war ein stehender Witz unter den Novizinnen. Wenn Schwester Ermentrude Aufsicht im Dormitorium hatte, scheint ihr Schnarchen die Fensterläden zum Wackeln gebracht zu haben. Die Mädchen sind recht häufig rausgeschlüpft, meist aber nur in den Garten, um Äpfel oder gemopste Honigkuchen zu essen oder einen nächtlichen Plausch zu halten.«
    »Haben sie bemerkt, ob Pia das Gelände verlassen hat?«
    »Pia hatte den Ruf, äußerst fromm zu sein. Sie war nicht sehr beliebt, weil sie so überaus inbrünstig gebetet und sich den kleinen Vergnügungen nicht angeschlossen hat. Es heißt, sie sei auf Grund einer Vision ins Kloster eingetreten.«
    »Eine Vision?«
    »Ja, Jesus selbst ist ihr erschienen. Sie sprach immer davon, wie sehr sie sich danach sehnte, seine Braut zu werden.«
    »Sie war noch sehr jung, nicht wahr?«
    »Ja, gerade fünfzehn.«
    Magda nickte und meinte: »So etwas ist in diesem Alter gefährlich. Mädchen sollten sich wenn schon nach einem irdischen Bräutigam sehnen. Das hätte Mutter Mabilia bemerken sollen! So viele Schäfchen hat sie ja nicht zu hüten.«
    »Wie wahr, Magda. Sie hat ja dann wohl auch nach dem irdischen Bräutigam Ausschau gehalten. Sonst hätte sie sich nicht um den Liebestrank bemüht. Und eine der Novizinnen hat uns ihr Brevier gegeben. Darin fand sich ein Zettel mit einem Gebet an die heilige Ursula, was nicht ungewöhnlich ist, dagegen denke ich, die zwei Sträußchen getrockneter Blumen könnten auch von demjenigen stammen, der ihr das Kleid verschafft hat.«
    »Damit magst du sehr recht haben. Wie mag sie ihn kennengelernt haben?«
    Elsa zuckte mit den Schultern. »Sie besuchen die Messe, sie machen Krankenbesuche in der Stadt oder treffen sich mit Familienangehörigen. Es gibt immer Möglichkeiten.«
    »Und es gibt immer Männer, die hinter unschuldigen Jungfern her sind. Ja, Magda, es ist nicht so schwierig. Sie war ein süßes Geschöpfchen.«
    »Die Nonnen haben sie zwei, drei Male von der Mauer verscheuchen müssen. Abends, nach der Komplet«, fügte Elsa noch hinzu. »Erschreckend, wie blind sie waren.«
    »Kurz und schlecht, Meisterin, das Muster hat sich wiederholt - ein Mädchen verliebt sich, trifft sich heimlich mit einem Mann und wird ermordet.«
    »Leider, Almut, hast du Recht. Ich habe Mutter Mabilia ernsthaft nahegelegt, beim Turm den Vorfall zu melden. Sie war empört, aber ich werde morgen noch einmal nachdrücklich darauf bestehen.«
    »Und ich habe Schwester Ermentrude sehr nachdrücklich empfohlen, Pia von einer Hebamme untersuchen zu lassen. Sie war ebenfalls empört.«
    »Warum das?«
    »Sanna war keine Jungfrau mehr, als man sie

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