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Die elfte Jungfrau

Titel: Die elfte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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am Kamin Ursula und Rigmundis ihren komplizierten Webarbeiten nachgingen. Sie nickten dem Benediktiner schweigend zu, vertieften sich dann aber wieder in ihre Handarbeiten.
    »Wenn ich es richtig verstanden habe, Begine, habt Ihr Euch weiter in die Angelegenheit der getöteten Jungfrauen verstrickt, die ihr mir vor meiner Abreise angedeutet habt. Und wie es weiterhin scheint, habt Ihr bedauerlicherweise mit Eurer Vermutung Recht behalten.«
    »Ja, Pater Ivo. Ich fürchte, das ist so.«
    »Unser Abt hat mir die undankbare Aufgabe aufgebürdet, mich mit Mutter Mabilia zu unterhalten. Ich komme soeben von ihr. Ihr habt, wie ich hörte, Euch in ihr keine Freundin gemacht.«
    »Nun, dann kann ich nur hoffen, sie hat Euch zum Freund auserkoren.«
    »Wäre dies so, bedeutete es einen unwiederbringlichen Schaden an meinem Ruf. Theo bat mich, ihr die Hölle heiß zu machen.«
    »Gelang es Euch?«
    »Als ich sie verließ, schwelte der Boden«, bemerkte er trocken.
    Almut drückte sich die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen, aber dann wurde sie ernst.
    »Habt Ihr etwas über Pia erfahren?«
    »Höchst Bedauerliches. Die Eltern des Kindes sind eingetroffen, sie haben Meldung beim Turmmeister gemacht, wie Eure Meisterin es empfohlen hat. Wie Ihr umsichtigerweise empfohlen habt, hat auch eine Hebamme sich ihrer angenommen. Der ehrwürdigen Mutter war das überhaupt nicht recht. Das Resultat zerstörte ihren Glauben an die Rechtschaffenheit ihrer Zöglinge dann aber zur Gänze.«
    »Pia war keine Jungfrau mehr.«
    »Richtig. Wie kamt Ihr auf diesen Verdacht?«
    »Die Parlerstochter …«
    »Ah ja. Wir haben es also mit einem Mann zu tun, der in Verbindung mit körperlicher Lust zum Mörder wird.«
    »Zumindest in den beiden letzten Fällen.«
    »Richtig. Wir wissen es bisher nur von diesen beiden Mädchen. Und Ihr habt einen Verdacht, Begine?«
    »Ja, aber …«
    »Bruder Jakob, nicht wahr?«
    Almut nickte.
    »Da mir Theodoricus auch davon kundtat, habe ich ihn nach seinem Verbleib in der Sonntagnacht gefragt. Er beschwor, nach der Komplet sein Bett aufgesucht und es bis Matutin nicht verlassen zu haben. Doch bei der Nachthore hat man ihn nicht in der Kirche gesehen. Aber das will nicht viel besagen, die meisten unserer Brüder befinden sich zu dieser Zeit im Halbschlaf.«
    »Was auch er weiß und sich möglicherweise aus dem Kloster gestohlen haben könnte.«
    »Natürlich. Es entlastet ihn nicht. Aber es macht es recht unwahrscheinlich. Unsere Pforte ist besser bewacht als die von Machabäern.«
    »Fragt mal Eure Novizen …«
    »Begine!«
    »Mit ihrer Hilfe fand ich schon einmal Einlass in Eure heiligen Mauern.« Pater Ivo nickte, und Almut fürchtete plötzlich um die Seelenruhe der jungen Männer im Kloster. »Nehmt sie nicht zu hart ins Gebet, Pater«, bat sie also.
    »Ihr verlangt Unmögliches. Man kann nicht gleichzeitig barmherzig sein und auf der anderen Seite einem gefährlichen Mörder das Handwerk legen.«
    »Ihr sollt nicht mit dem Mörder barmherzig sein, sondern Verständnis für die Novizen aufbringen!«
    »Faucht mich nicht an, Begine!«
    »Nein. Verzeiht. Hatte Bruder Jakob Beziehungen zu den Benediktinerinnen von Machabäern?«
    »Hatte er. Nicht viele, aber er kennt die Schwestern dort wie viele von uns. Wen verdächtigt Ihr noch?«
    »Alfi Selmecher. Doch der sitzt derzeit im Turm fest. Und - nun ja, Bertram.«
    »Den Fallsüchtigen?«
    Beklommen nickte Almut.
    »Aber Ihr tut es nicht gerne.«
    »Nein.«
    »Ein anderer ist Euch nicht in den Sinn gekommen?«
    »Es könnte ein völlig anderer sein. Nur - diese drei kenne ich.«
    »Wir sollten uns von diesen dreien lösen, Begine, denn es mögen dabei zu viele Gefühle im Weg stehen. Gehen wir die Sache andersherum an. Was verbindet die Mädchen miteinander?«
    Wieder breitete Almut alles aus, was sie wusste, und fügte auch solche Dinge wie das Holzfigürchen, die Blumensträußchen und das rosa Kleid hinzu.
    »Er scheint sie dazu zu bringen, sich in ihn zu verlieben, Pater.«
    »Also glaubt Ihr, wir müssen nach einem ansehnlichen Mann ausschauen?«
    »Nein, Pater. Frauen verlieben sich auch in unansehnliche Männer. Wenn sie denn ein gefälliges Wesen haben und mit den rechten Worten zu schmeicheln wissen.«
    »Tun Frauen das, Begine?«
    Ein seltsames Glitzern lag plötzlich in seinen Augen.
    Er hatte gewiss kein gefälliges Wesen, und zumeist waren seine Worte schroff. Allerdings war er ein ansehnlicher Mann. Almut senkte schnell den Blick.
    »Also

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