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Die elfte Jungfrau

Titel: Die elfte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sagte ich.«
    »Dennoch sind Eure Bedenken wohl berechtigt. Denn bisher wirkt das alles zwar dank Eurer logischen Webkunst schlüssig. Aber um den Schreinemaker - oder wen auch immer - dieser Morde beschuldigen zu wollen, brauchen wir mehr als das.«
    Und Almut fügte hinzu: »Zumal der Turmmeister den Fall von Sanna abgeschlossen hat und einen Unfall nennt. Die Steinheuers verfolgen es nicht weiter, weil sie sich wegen ihres Verhaltens schämen.«
    »Bleibt Pia.«
    »Ihre Eltern haben es gemeldet, aber die Nonnen fallen nicht unter die weltliche Gerichtsbarkeit, und Mutter Mabilia wird versuchen, es zu vertuschen.«
    »Wenn es Mord war, wird sie es nicht können.«
    »Aber wer sollte den Schreinemaker ins Spiel bringen? Ohne jeden Anhaltspunkt außer der Vision einer Begine und den Anfällen eines Fallsüchtigen.«
    »Der nun ja auch noch aus der Tollkammer ausgebrochen ist.« Pater Ivo nickte »Das macht es nicht eben einfacher. Ich denke, wir sollten unser Hauptaugenmerk auf die Sicherheit des Jungen legen. Pater Leonhard wird nahegelegt werden, seine Anzeige zurückzuziehen. Theo kümmert sich darum. Er spricht heute - aus verschiedenen Gründen - mit dem Probst von Sankt Kunibert über den Pater.«
    »Das wird unsere Meisterin gerne hören. Dennoch, was ist, wenn er sich an dem nächsten Mädchen vergreift?«
    »Ihr könnt nur die schützen, Begine, die Euch nahestehen. Nicht alle Jungfrauen der Stadt Köln.«
    »Trine!«
    »Keine Sorge, Almut. Mich kriegt er nicht!«
    »Hoffentlich. Willst du nicht doch lieber zu uns ziehen?«
    »Nein, ich bleibe hier.«
    Almut seufzte. Aber vermutlich würde Krudener auf seine Gehilfin so gut achten wie sie auch. Der Pöbel schien sich inzwischen beruhigt zu haben, und sie hatte keine neuen Gerüchte gehört.
    »Trotzdem macht es mich unruhig, dass wir anscheinend so gar nichts tun können!«, begehrte Almut auf.
    »Wir können, ja wir müssen sogar etwas tun, Frau Almut. Nur ist es derzeit nicht möglich, die Obrigkeit davon zu überzeugen, dass sie den Schreinemaker festsetzen müssen. Um das zu bewirken, brauchen wir -«, deutete Meister Krudener auf die Borte an Trines Ärmel, »ein Stückchen handfeste Webarbeit.«
    »Richtig. Begine, Ihr habt die Fäden entwirrt und die Arbeit vorbereitet. Was ist Euer nächster Schritt?«
    »Wenn ich die Brettchen in der richtigen Reihenfolge habe, und das haben wir, glaube ich nun, und auch weiß, wie sie zu drehen sind - das ahnen wir jetzt -, dann muss man etwas tun, Pater. Denn das Muster entsteht erst wirklich, wenn das Weberschiffchen hin- und herwandert.« Sie hielt inne und sagte dann mit einem Ausdruck des Schreckens: »Aber das ist ja entsetzlich, Pater Ivo! Denn das heißt, wir finden es erst heraus, wenn der Mörder wieder zuschlägt.«
    »Nicht unbedingt, Begine. Es reicht wohl schon ein Stück fertigen Bandes. Also ein Beweis.«
    Krudener nickte dazu.
    »Ja, Ivo, darauf müssen wir unseren Sinn richten. Frau Almut hat schon eine ganze Reihe Dinge zusammengetragen, ohne zu wissen, wer sich hinter diesen Morden verbirgt. Nun sind wir wirklich ein Stück weiter und können eine bestimmte Spur verfolgen. Auch wenn Ihr zögert, ihn als möglichen Schuldigen zu sehen, sollten wir uns mit dem Schreinemaker beschäftigen. Was wissen wir über ihn?«
    »Er riecht nach Holz. Nach frischem Holz und Harz und Bienenwachs. Angenehm. Und er riecht nach sauberer Wäsche.«
    Das war Trines Anmerkung.
    »Stimmt, Trine. Er pflegt sich, denn seine Haare sind glänzend, seine Wangen glatt rasiert. Er hat weiße Zähne, und davon noch alle. Er scheint auch mit seinem Handwerk recht ordentlich zu verdienen, denn er ist gut gekleidet und besitzt ein kleines Haus.«
    »Ein eitler Mann?«
    »Zumindest achtet er auf seinen Leib … Ach, da fällt mir noch etwas ein! Als Florens seine Schwester suchte, klopfte er vergeblich an Schreinemakers Tür. Es hieß, er besuche am Freitag immer das Badehaus. Ich frage mich...!
    »Begine, Ihr werdet nicht schon wieder in eine öffentliche Badestube gehen!«, fuhr Pater Ivo sie harsch an.
    »Schade.«
    Düster zusammengezogene Augenbrauen begegneten einem kecken Blick.
    Der Apotheker ignorierte die zur Schau getragene Herausforderung, die zwischen Pater und Begine schwelte, und fragte sachlich: »War er denn an jenem Freitag im Badehaus? Kann es jemand bezeugen?«
    Des Paters Augenbrauen entspannten sich, und er zuckte mit den Schultern: »Wir können nicht alle Badehäuser aufsuchen und uns nach ihm

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