Die elfte Jungfrau
erkundigen.«
»Nein, aber wir können versuchen, herauszufinden, welches Badehaus er besucht, und dort nachhorchen. Die Nachbarn werden es wissen. Oder Frau Lena. Ich werde sie fragen.«
»Nichts dergleichen werdet Ihr tun, Begine.«
»Aber …«
»Ivo, wer was tut, wer wen fragt, das legen wir fest, wenn wir genug zusammengetragen haben. Ich will die Aufgaben notieren, die wir erledigen müssen.«
Krudener nahm ein Wachstäfelchen und einen Griffel zur Hand und vermerkte das Wort Badehaus darauf.
»Vielleicht können wir auch herausfinden, wo er war, als Pia starb. Sie ist in der Nacht von Sonntag auf Montag entwischt, gefunden haben wir sie am Dienstag vergangener Woche. Am Tag davor hat der Schreinemaker den bestellten Schrein bei uns abgeliefert. Er hat sogar mitbekommen, wie Schwester Ermentrude nach Pia gefragt hat. Und - o Maria, gütiges Herz, er hat sogar noch gescherzt darüber.«
»Ein kaltblütiger Mann.«
»Oder einer, der sich seiner Untaten nicht bewusst ist«, fügte Pater Ivo hinzu.
»Glaubt Ihr, er weiß nicht, was er tut?«
»Ihr spracht selbst von dem Dämonen, der an ihm nagt. Möglicherweise verwirrt sich ihm der Geist zu solchen Gelegenheiten. Zum Beispiel, wenn er bei einer Frau liegt.«
Ein winziges Dämönchen tauchte aus dem Sündenpfuhl ihrer geheimen Gedanken auf, packte Almuts Zunge und ließ sie fragen: »Kann das einem Mann den Sinn verwirren?«
Der Benediktiner sah sie äußerst ernsthaft an und bestätigte ihr dann: »Ja, Begine. Das kann sogar einem gesunden Mann die Sinne verwirren.«
Mit einem Krächzen unterbrach der Apotheker wiederum die Spannung zwischen den beiden und bemerkte trocken: »Wir müssen den Dämonen suchen.«
Almut zwinkerte ihm zu und meinte: »Der Meister der Geister seid Ihr, Meister Krudener. So habt Ihr Euch einmal bezeichnet, und so sagen es die Gerüchte. Beschwört ihn, damit wir ihn kennenlernen. Oder besser sie, denn Rigmundis sprach von einer Dämonin.«
»Die Gerüchte, Frau Almut, werden Euch auch verraten haben, dass das Beschwören der Dämonen äußerst gefährlich ist.«
»Dennoch hat die Begine Recht, Krudener. Das Wesen der Besessenheit ist Euch nicht unbekannt.«
»Wir brauchen mehr Wissen über Schreinemakers Charakter, seine Herkunft, seine Vorlieben, seine Abneigungen. Es mag ihn beispielsweise einst eine Frau tief gedemütigt haben, eine haltlose Leidenschaft ihm verboten worden sein, eine zu hohe Forderung an ein Weib mit niederer Gesinnung ihn enttäuscht haben.«
Almut nickte dazu.
»Seine Schwester beklagte sich darüber, er wolle sich nicht binden. Sie hat versucht, ihn zu verheiraten.« Mit einem entsetzten Erkennen schlug sie die Hand vor den Mund. »Ei wei, sie hatte die Zöllnerstochter Maike für ihn ausersehen.«
»Ein Stückchen Muster mehr. Wen hat sie ihrem Bruder noch angedient? - Das müssen wir herausfinden.«
Krudener hatte etliches auf sein Wachstäfelchen gekritzelt und fasste jetzt zusammen: »Diejenigen, die Claas Schreinemaker am besten kennen, sind Bertram und seine Schwester. Das Problem besteht darin, sie zu befragen, ohne unseren Verdacht offenzulegen. Denn wenn der Schnitzer das bemerkt, wird er uns entwischen.«
»Oder uns umbringen, Krudener. Und aus diesem Grund wird die Begine sich vollständig aus dieser Sache heraushalten und kein einziges Wort über unsere Mutmaßungen verlieren. Niemandem gegenüber.«
Almut wollte aufbegehren, aber der Apotheker stimmte dem Benediktiner sehr ernst zu.
»Ja, Frau Almut. Ihr bringt Euch in eine entsetzliche Gefahr. Genau wie Trine! Der Mann hat keine Hemmung zu morden.«
»Begine, versprecht es mir!«
Es lag etwas Eindringliches in Pater Ivos Blick, und in seiner Stimme klang nicht der übliche Befehlston mit.
»Ja, Pater, ich verspreche es Euch.«
»Danke.«
»Ich werde Bertram, Euer Einverständnis vorausgesetzt, Ivo, noch bis Montag hierbehalten und zusammen mit Trine sehr vorsichtig versuchen, so viel wie möglich von ihm zu erfahren. Wir müssen auf jeden Fall darauf achten, dass er nicht wieder von Krämpfen geschüttelt wird.«
»Und ich, Krudener, werde der Pastetenbäckerin die Nachricht überbringen, dass er in unseren Orden einzutreten wünscht. Mal sehen, was ich bei der Gelegenheit herausbekomme.«
»Aber Ihr gebt mir Eure Erkenntnisse weiter, Pater? Meister Krudener?«
»Natürlich, Frau Almut. Denn Eure Aufgabe wird es sein, daraus das Muster weiterzuweben und auf Eure Schützlinge zu achten.«
Pater Ivo erhob sich und
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