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Die elfte Jungfrau

Titel: Die elfte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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tauchte mit einem Steingutkrug wieder auf. »Probiert es.«
    Bela und Almut nahmen die Becher an und tranken davon. Bela nahm gleich noch einen herzhaften Schluck, aber Almut verzog das Gesicht.
    »Brrr. Ich ziehe süßen Wein vor. Das Gebräu mag schäumen und die heißen Körpersäfte kühlen, aber es ist mir zu bitter.«
    Schon hatte die Wirtin einen neuen Becher mit klarem Würzwein gefüllt und stellte ihn vor die Begine. Dabei wippte sie ungeduldig auf den Zehen.
    »Also, Almut, wenn Ihr jetzt nicht endlich fragt, was los ist, dann platze ich!«
    »Je nun, Ihr strahlt und singt und braucht seidene Hemdchen - sollte es wohl ein Fest zu Ehren der Adler-Wirtin werden?«
    Das Funkeln in Franziskas Augen wurde noch heller, und sie nickte heftig.
    »Ja, ja! Der Simon hat mich ganz förmlich gebeten, seine Frau zu werden. Lange brauchte ich mich ja nicht zu zieren, ich habe zugestimmt.«
    »Tatsächlich? Und Ihr habt ihn kein einziges Mal gekratzt?«
    »Ich war sanft wie ein sattes Kätzchen. Na ja, beinahe. Zu sanft darf man mit dem großen Jungen ja nicht umgehen. Am Sonntag werden wir mit Gottes Segen getraut. Bis dahin werde ich vor lauter Aufregung kein Auge mehr zumachen.«
    »Das freut mich für Euch beide!«, sagte Almut und drückte die kleine Wirtin kurz an sich. »Wo gebt Ihr Euch das Eheversprechen?«
    »Bei Sankt Brigiden. Dieser Pater Ivo wird die Brautmesse halten. Simon hat ihn darum gebeten, und gestern haben wir erfahren, dass er zugestimmt hat.«
    Franziska war zu aufgeregt, um zu bemerken, wie Almuts Miene starr wurde. Sie wandte sich an Bela und fuhr eifrig fort: »Morgen werde ich persönlich im Konvent vorsprechen, aber Ihr solltet jetzt schon wissen, dass wir uns freuen, wenn Ihr kommen würdet. Es liegt mir viel daran. Ihr, Almut, und auch die anderen Beginen wart für mich da, als ich hier niemanden kannte. Ohne Euch hätte ich wahrscheinlich meinen Simon nicht kennengelernt. Ihr seid mir so wichtig wie meine Familie. Nach der Messe wollen wir hier feiern und etwas Leckeres essen. Simon hat zufällig im Forst einige Stücke Wild gefunden. Was soll man da machen - ehe das Fleisch verdirbt und Wölfe anlockt, habe ich es in ein Rotweinbad gelegt.«
    Bevor Almut oder Bela etwas antworten konnten, trat der glückliche Bräutigam durch die hintere Tür in den Schankraum. Hochgewachsen, die muskulösen Arme trotz der Kälte entblößt, das helle blonde Haar unbedeckt, bot er den unverfälschten Anblick prachtvoller Männlichkeit. Er begrüßte die Beginen in aufgeräumter Laune und sprach auch noch einmal die Einladung aus.
    »Das Geschäft läuft gut, seit Ihr diese kleine Leihköchin bekehrt habt, Frau Almut!«
    »Bekehrt? Mich? Da ist aber eher der Heilige Geist über dich gekommen, Simon!«
    »Vielleicht war es auch ein böser Geist, der es mir eingab, eine solche Scheuerbürste zum Weib zu begehren!« Er drohte seiner Liebsten mit ebendiesem Reinigungsgerät. »Aber, werte Frauen, wie Ihr seht, hält sie die Stube reinlich, hat immer einen wohlgefüllten Kessel auf dem Feuer und braut ein anständiges Bier. Sogar unsere Gäste sind vornehmer geworden, seit sie hier schaltet und waltet.«
    »Na ja, Simon - vornehmer?«
    »Gesetzte Handwerker, wohlhabende Reisende, die Nordmänner aus dem Wik und inzwischen auch wieder der eine oder andere Kleriker von reichen Pfründen. Und ein entlaufenes Nönnchen!«
    »Oh!«, entfuhr es Almut, die mit einem solchen schon überaus schlechte Erfahrungen gemacht hatte.
    »Doch, doch, das gibt es«, kicherte Franziska, die nichts von jener Angelika wusste, der Almut ein paar höchst unangenehme Erfahrungen verdankte. »Ich könnte schwören, die Kleine, die gestern zur Non dort drüben saß, ist aus einem Kloster entwischt.«
    »Seid Ihr sicher? Gewöhnlich streifen solche Mädchen nicht alleine durch die Stadt, und Schenken suchen sie erst recht nicht auf.«
    »Na ja, es war nur so eine Vermutung. Aber dem Mädchen verrutschte ständig die Haube auf den kurzen Haaren, und sie traute sich kaum, einem Menschen ins Gesicht zu schauen, als hätte sie ein schlechtes Gewissen. Womöglich hatte die Ärmste aber auch nur eine Läuseschur überstanden oder schämte sich ihrer vorstehenden Schneidezähne. Sie sah aus wie ein verschrecktes Häschen. Ich war drauf und dran, ihr eine saftige Mohrrübe anzubieten!«
    Almut musste über das Bild lächeln, aber dann hörte sie die Glocken von Machabäern die Sext schlagen, und sie nickte Bela auffordernd zu, die ganz

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