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Die elfte Jungfrau

Titel: Die elfte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Männer.«
    Magda ging langsam, aber beharrlich neben Almut her und nickte zu deren Ausführungen.
    »Sie hat viele unerwartete Seiten, deine Schwester.«
    »Ja, mich überrascht sie auch noch immer.«
    Sie passierten das Kloster der Benediktinerinnen bei Machabäern und sahen Sankt Ursula vor sich aufragen. Dahinter begannen die Gärten am Clingelmanns Pütz. Der Weg war feucht und matschig, und Almut war froh darum, die hohen Trippen an den Füßen zu haben. Es war notwendig, jeden Schritt mit Achtsamkeit zu setzen, um nicht auszurutschen, und so erstarb ihre Unterhaltung für eine ganze Weile. Schließlich hatten sie ihr Ziel erreicht, und Magda stellte fest: »Er hat sich seinen Wohnsitz offensichtlich mit großem Bedacht gewählt, der Reliquienhändler. Es kommen doch immer wieder Wallfahrer zur Kapelle des Corporis Christi, seit dort das Hostienwunder geschehen ist.«
    Die Meisterin empfand für geschäftstüchtige Menschen hohe Achtung.
    Estebans Häuschen stand in einer Reihe mit anderen entlang des Weges, und Fabio öffnete ihnen, kaum dass sie die Hand zum Klopfen an die Tür gelegt hatten. Sie traten in das warme Innere und fanden eine gemütliche Diele vor. Zwei von Azizas delikat gewebten Teppichen hingen an den Wänden, und mit Leder gepolsterte Bänke standen nahe am Kamin. Doch auch Spuren der Arbeit waren vorzufinden. Ein Schrank mit vielen Laden nahm großen Raum an der Wand ein. Auf dem Tisch waren Büchlein und Andachtsbilder ausgebreitet, und in einer flachen Schale kollerten bunte Holzperlen, die Fabio offensichtlich aufzufädeln gedachte.
    Esteban erhob sich und begrüßte Almut und Magda mit ausgesuchter Höflichkeit. Er trug eine grüne, reich gefältelte Schecke aus Barchent, deren üppige Ärmel seine Schultern betonten. In der Taille war sie eng gegürtet und fiel dann wieder in einem kurzen Schoß weit auseinander. Die hellen Beinlinge endeten in weichen Stiefeln, deren Spitzen jedoch nicht übertrieben lang waren. Auch wenn die Kleider modisch eng geschnitten waren, wirkte er lange nicht so geckenhaft wie Bruder Jakob, stellte Almut fest. Außerdem hatte er eine erheblich stattlichere Figur. Auf seinen schulterlangen, lockigen schwarzen Haaren saß eine ebenfalls grüne Hauskappe, und trotz der langen Wintermonate war sein Teint noch immer gebräunt.
    »Ihr kommt, um eine Reliquie zu erwerben, ließet Ihr mir ausrichten, Frau Magda.«
    »Ja, man empfahl uns Euer Angebot.«
    »Nun, Ihr habt einen guten Zeitpunkt gewählt. Ich bin dabei, meine nächste Reise vorzubereiten und habe einiges vorrätig. Wonach steht Euch der Sinn? Ich hätte hier zum Beispiel einen Halswirbel des heiligen Vinzenz von Saragossa.«
    Esteban zog eine Lade des Schrankes auf und zeigte ein bräunliches Knochenstück vor. Almut sah etwas ratlos zu Magda hin, aber auch die schüttelte den Kopf.
    »Der Heilige ist der Schutzpatron der Winzer und Seeleute. Nun ja, das mag für Euch nicht ganz zutreffend sein.« Esteban schob die Lade wieder zu und widmete sich dem Inhalt einer nächsten. Ein kristallenes Fläschchen zeigte er dann vor, hübsch anzusehen und mit Golddraht umwickelt. »Öl aus den Gebeinen der heiligen Walpurgis. Hilfreich gegen Husten und Hundebiss.«
    »Das könnte Elsa gefallen!«, überlegte Magda, aber Almut schüttelte den Kopf.
    »Dann könnte ich Euch einen Splitter vom Stab des heiligen Petrus anbieten. Patron der Maurer, Steinhauer, Jungfrauen...«
    Almut nickte, Magda verneinte.
    »Ah, und hier habe ich etwas Schönes - ein Fädchen aus der Decke der Ewaldi.«
    »Nein, ganz bestimmt nicht! Sankt Kunibert liegt gerade ein paar Schritte von uns entfernt.«
    »Natürlich, dann geht das nicht. Aber hier - ah, hier hab ich sie ja! Ein Handknöchelchen des heiligen Evergisil...
    Eine ungeschickte Bewegung brachte die Lade zum Kippen, und eine Flut kleiner Knochenfragmente polterte zu Boden.
    »Oh Vater!«
    Fabio war aufgestanden und half, die bräunlichen Stückchen wieder aufzusammeln.
    »Verratet mir mal, Esteban, wie viele Hände hatte der heilige Evergisil?«
    Ein schiefes Grinsen zeichnete sich auf Estebans dunklem Gesicht ab.
    »Ausreichend.«
    Almut, die ein erstaunlicher Gedanke anflog, sah sich suchend in dem Raum um und näherte sich dann dem Fenster, das nach hinten zum Hof hinausging. Und ja, richtig, da führte die Treppe hinab.
    »Lagern Eure Waren eigentlich auch in den Kellergewölben, Esteban?«, fragte sie vorsichtig nach.
    Mit einem langen Mittelhandknöchelchen kratzte der

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