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Die Elite

Die Elite

Titel: Die Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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Ich blickte zu ihm auf und fragte mich, wie oft ich dieses Lächeln noch sehen würde. Er wischte mir die Tränen von den Wangen und schaute mir tief in die Augen. Ich tat das Gleiche, in der Hoffnung, diesen Moment so für immer festhalten zu können.
    »America … ich weiß nicht, wie viel Zeit uns noch zusammen bleibt, aber ich möchte sie nicht damit vergeuden, Dinge zu bedauern, die wir nicht getan haben.«
    »Ich auch nicht.« Ich legte mein Gesicht in seine Handfläche und küsste sie. Und Maxon vergrub seine Hand tief in meinem Haar und küsste mich sanft auf den Mund.
    Wie ich diese stillen, behütenden Küsse vermisst hatte. Mein ganzes Leben lang – ob ich nun Aspen oder jemand anderen heiratete – würde keiner außer ihm dieses Gefühl in mir wecken. Es war keine Explosion, kein Feuerwerk. Es war eher ein stilles Feuer, das langsam von innen nach außen brannte.
    Nach einer Weile holten wir die Decken aus dem Regal und bereiteten uns ein Nachtlager. Maxon hielt mich lange in seinen Armen und sah mir dabei in die Augen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir ewig so weitermachen können.
    Irgendwann war sein Hemd trocken, und er zog es an, wobei er die Flecken unter seiner Jacke verbarg. Dann schmiegte er sich wieder an mich. Ich wollte keine einzige Sekunde von dieser Nacht verschlafen, und ich spürte, dass es ihm genauso ging.
    »Wirst du zu ihm zurückkehren? Zu deinem Exfreund?«
    Ich wollte im Augenblick nicht über Aspen sprechen, aber ich dachte über Maxons Frage nach. »Er wäre zumindest eine gute Wahl. Klug, mutig und wahrscheinlich der einzige Mensch auf der Welt, der noch sturer ist als ich.«
    Maxon lachte leise.
    Ich hatte die Augen geschlossen, sprach aber weiter. »Es wird bestimmt eine ganze Weile dauern, bis ich auch nur einen Gedanken daran verschwenden kann.«
    »Mmmh.«
    Allmählich überkam uns doch die Müdigkeit. Maxon rieb mit dem Daumen über meine Handfläche.
    »Darf ich dir schreiben?«, fragte er.
    Ich überlegte. »Vielleicht wartest du ein paar Monate damit. Es könnte doch immerhin sein, dass du mich gar nicht vermisst.«
    Er gab etwas von sich, das fast wie ein Lachen klang.
    »Wenn du mir schreibst, dann musst du es Kriss sagen.«
    »Da hast du recht.«
    Er stellte nicht klar, ob das hieß, dass er es ihr erzählen oder mir einfach nicht schreiben würde. Aber im Moment wollte ich das auch gar nicht wissen. Ich konnte immer noch nicht fassen, dass all dies nur wegen eines blöden Buchs passierte.
    Plötzlich durchzuckte mich ein Geistesblitz, und ich riss die Augen auf. Ein Buch!
    »Und wenn die Nordrebellen nun nach den Tagebüchern suchen?«
    Maxon hatte die Augen geschlossen. »Was?«
    »Als sie damals den Palast gestürmt haben und mir bis in den Wald gefolgt sind, habe ich sie gesehen. Ein Mädchen hat eine Tasche voller Bücher fallen lassen. Sie stehlen Bücher. Was ist, wenn sie nach einem ganz speziellen Buch suchen?«
    Maxon öffnete die Augen und blinzelte. »Was stand denn nun genau in diesem Tagebuch?«
    »Eine ganze Menge. Wie Gregory Illeá das Land an sich gerissen und den Menschen das Kastensystem aufgezwungen hat. Es ist ganz schrecklich, Maxon.«
    »Aber der
Bericht aus dem Capitol
wurde abgeschaltet«, wandte er ein. »Selbst wenn es das ist, wonach sie suchen, wissen sie trotzdem nicht, ob es tatsächlich das Tagebuch gewesen ist oder was darin steht. Glaub mir, nach diesem Vorfall wird mein Vater todsicher dafür sorgen, dass diese Dinge noch mehr unter Verschluss gehalten werden als gewöhnlich.«
    »Das ist es.« Ich unterdrückte ein Gähnen. »Ich weiß es genau.«
    »Nun komm schon«, sagte er, »mach dich nicht verrückt. Soweit wir wissen, sind sie nur wild aufs Lesen.«
    Ich stöhnte über seinen Versuch, witzig zu sein. »Ich habe wirklich geglaubt, ich könnte es nicht noch schlimmer machen.«
    »Schsch«, sagte er und rückte näher an mich heran. »Mach dir keine Sorgen mehr. Am besten, du schläfst jetzt ein wenig.«
    »Aber ich will nicht«, flüsterte ich und kuschelte mich gleichzeitig noch enger an ihn.
    Maxon schloss wieder die Augen, hielt mich aber weiter im Arm. »Ich auch nicht. Selbst an guten Tagen macht mich schlafen nervös.«
    Was er sagte, tat mir in der Seele weh. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, immer so auf der Hut sein zu müssen. Insbesondere, wenn der Mensch, vor dem man sich in Acht nehmen musste, der eigene Vater war.
    Er ließ meine Hand los und griff in seine Hosentasche. Dann tastete er

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