Die Elite
du dir anguckst, wer noch übrig ist, ist das mehr als offensichtlich.« Er zählte die Mädchen an seinen Fingern ab. »Natalie ist extrem gefügig, und das macht sie zur Favoritin meines Vaters, denn in seinen Augen bin ich viel zu eigensinnig. Und weil er so begeistert von ihr ist, muss ich den Drang bekämpfen, sie nicht automatisch zu hassen.
Elise hat Verbindungen zur Regierung von New Asia, aber ich bin mir nicht sicher, ob das überhaupt noch von Nutzen ist. Dieser Krieg …« Maxon rang mit sich und schüttelte den Kopf. Offenbar gab es da etwas, was er mir nicht sagen wollte. »Und außerdem ist sie so … mir fällt nicht einmal das richtige Wort dafür ein. Von Anfang an war mir klar, dass ich kein Mädchen wollte, das zu allem Ja und Amen sagt und mich einfach nur bewundert. Ich habe mehrfach versucht, Elises Widerspruch zu provozieren, aber sie hat jedes Mal eingelenkt. Das macht mich richtig wütend. Es ist fast so, als besäße sie kein Rückgrat.«
Er atmete tief durch. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie sehr sie ihm auf die Nerven ging. Er hatte während der ganzen Zeit immer so viel Geduld mit uns gezeigt. Schließlich richtete er den Blick wieder auf mich.
»Du wurdest von mir ausgewählt. Und zwar als Einzige. Mein Vater war zwar nicht besonders begeistert, doch zum damaligen Zeitpunkt hattest du noch nichts getan, was ihn verärgert hat. Solange du dich also still verhieltst, war es ihm recht, dass ich mich nur auf dich konzentrierte. Wenn du weiterhin brav und artig gewesen wärst, hätte er meine Wahl sogar gebilligt. Doch nun benutzt er dein Benehmen in den letzten Wochen als Vorwand, um mir mangelndes Urteilsvermögen vorzuhalten. Er besteht jetzt darauf, das letzte Wort zu haben.«
Maxon fuhr sich durchs Haar. »Doch ich schweife ab. Die anderen – Marlee, Kriss und Celeste – wurden von Beratern ausgewählt. Marlee war eine der Favoritinnen, genau wie Kriss. Sie wäre in der Tat eine sehr gute Wahl. Ich wünschte nur, sie würde mich ein bisschen näher an sich heranlassen – und sei es nur, um feststellen zu können, ob zwischen uns die Chemie stimmt. Dann hätte ich zumindest einen vagen Eindruck.
Und dann Celeste. Sie ist sehr einflussreich und hat sich ihren Ruhm selbst erarbeitet. Das kommt gut an. Für sie ist es nur natürlich, dass ich mich letztendlich für sie entscheide, weil sie fast auf der gleichen Stufe steht wie ich. Ich mag sie, und sei es nur wegen ihrer Beharrlichkeit.
Sie
hat nämlich Rückgrat. Aber ich merke auch, dass sie sehr berechnend ist und versucht, das Beste aus der Situation herauszuholen. Immer wenn sie mich in den Armen hält, geht es ihr in Wahrheit um die Krone.«
Maxon schloss die Augen, als ob jetzt der schlimmste Teil seiner Erklärung käme. »Sie benutzt mich, deshalb habe ich keine Skrupel, sie ebenfalls zu benutzen. Ich wäre nicht überrascht, wenn man sie ermutigt hätte, sich mir an den Hals zu werfen. Ich respektiere Kriss’ Zurückhaltung. Und im Grunde würde ich viel lieber in deinen Armen liegen, aber du hast ja kaum mehr mit mir gesprochen.
Ist es so schlimm, wenn ich mir auch mal ein paar unbeschwerte Stunden wünsche? Wenn ich mich gut fühlen möchte? Wenn ich mich der Illusion hingeben will, dass mich jemand liebt? Du kannst mich verurteilen, aber ich entschuldige mich nicht, nur weil ich mir auch ein kleines bisschen Normalität wünsche.«
Es schaute mir tief in die Augen und schien einerseits darauf zu warten, dass ich ihn tadelte, und gleichzeitig zu hoffen, ich würde es nicht tun.
»Das verstehe ich«, sagte ich und musste daran denken, wie ich in Aspens Armen lag. Hatte ich nicht genau das Gleiche getan? Ich sah, wie Maxon darüber brütete, wie er meine Antwort deuten sollte. Doch dieses Geheimnis konnte ich nicht mit ihm teilen. Auch wenn für mich jetzt alles aus war, konnte ich nicht ertragen, wie er dann über mich dachte.
»Würdest du dich für sie entscheiden? Für Celeste, meine ich?«
Vorsichtig setzte er sich neben mich. Ich konnte mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie sehr sein Rücken wohl schmerzte.
»Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich sie Elise oder Natalie eindeutig vorziehen. Doch das wird nicht geschehen, es sei denn, Kriss beschließt abzureisen.«
Ich nickte. »Kriss ist eine gute Wahl. Sie wird eine viel bessere Prinzessin abgeben, als ich es gekonnt hätte jemals.«
Maxon schmunzelte. »Sie ist zumindest keine Aufrührerin. Weiß der Himmel, was mit diesem Land geschehen
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