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Die Elite

Die Elite

Titel: Die Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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näher zu sich heran, hielt jedoch noch immer gebührenden Abstand. Ich wusste, er hätte gern enger mit mir getanzt. »Glaub mir, Mer, der Mann, der sich die Chance entgehen lässt, mit dir zusammen zu sein, ist ein Dummkopf.«
    »Wenn mich nicht alles täuscht, wolltest du dir diese Chance entgehen lassen«, erinnerte ich ihn.
    »Deshalb kann ich es ja beurteilen«, erwiderte er mit einem Lächeln.
    Ich war froh, dass wir mittlerweile darüber lachen konnten. Über Aspens Schulter hinweg sah ich Maxon mit Kriss tanzen. Schon wieder. Würde er mich denn nicht wenigstens ein einziges Mal auffordern?
    Plötzlich beugte sich Aspen vor. »Weißt du, woran mich dieser Tanz erinnert? An den sechzehnten Geburtstag von Fern Tally.«
    Ich sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Fern war eine Sechs, und sie half manchmal aus, wenn Aspens Mutter viel zu tun hatte. An ihrem sechzehnten Geburtstag waren Aspen und ich schon seit sieben Monaten zusammen. Wir waren beide eingeladen, aber es war nicht gerade ein rauschendes Fest. Es gab einen Kuchen und Wasser und das Radio lief, weil sie keine CD s besaß. Die Lampen in ihrem noch nicht fertig ausgebauten Keller waren abgedunkelt. Dennoch war es insofern bemerkenswert, weil ich das erste Mal an einem Fest teilnahm, das kein
Familien
fest war. Nur wir Jugendlichen zusammen in einem Raum, das war schon ziemlich aufregend. Gleichwohl konnte man es in keiner Weise mit der Pracht vergleichen, die uns hier umgab.
    »Wie um Himmels willen kann dieses Fest wie das von damals sein?«, fragte ich ungläubig.
    Aspen schluckte. »Wir haben damals auch getanzt. Erinnerst du dich? Ich war so stolz darauf, dass du in meinen Armen lagst, und das vor den Augen aller anderen. Auch wenn du dabei aussahst, als hättest du einen Krampf.« Er zwinkerte mir zu.
    Seine Worte trafen mich mitten ins Herz. Natürlich erinnerte ich mich daran. Von diesem Moment hatte ich Wochen gezehrt.
    Unwillkürlich kamen mir all die kleinen Geheimnisse in den Sinn, die zwischen Aspen und mir entstanden waren und die wir uns bewahrt hatten. Die Namen, die wir uns für unsere zukünftigen Kinder ausgedacht hatten, unser Baumhaus, die kitzlige Stelle an seinem Nacken, die geheimen Botschaften, die wir uns geschrieben und die wir versteckt hatten, meine vergeblichen Versuche, selbst Seife herzustellen, wie wir auf seinem Bauch mit unseren Fingern
Drei gewinnt
gespielt hatten. Spiele, bei denen wir uns an unsere imaginären Züge nicht mehr erinnern konnten. Spiele, bei denen er mich immer gewinnen ließ.
    »Sag mir, dass du auf mich warten wirst, Mer, dann werde ich mit allem anderen fertig«, hauchte er in mein Ohr.
    Die Musik wechselte, ein traditionelles Lied erklang, und ein Officer, der in unserer Nähe stand, bat mich um den nächsten Tanz. Und ohne Aspen oder mir eine Antwort gegeben zu haben, wurde ich von ihm fortgeführt.
    Im Verlauf des Abends ertappte ich mich immer wieder dabei, wie ich nach Maxon Ausschau hielt. Obwohl ich mich bemühte, es möglichst unauffällig zu tun, hätte ich wetten können, dass es jedem, der wirklich drauf geachtet hätte, aufgefallen wäre. Vor allem meinem Dad, wenn er denn im Saal gewesen wäre. Doch er schien mehr Interesse an der Erkundung des Palastes als am Tanzen zu haben.
    Ich versuchte mich abzulenken, indem ich das Fest in vollen Zügen genoss. Ich tanzte wahrscheinlich mit allen Männern im Saal, außer mit Maxon. Als ich mich hinsetzte, damit meine müden Füße sich etwas ausruhen konnten, ertönte plötzlich seine Stimme hinter mir.
    »Meine Dame?« Ich drehte mich um. »Würden Sie mir diesen Tanz gewähren?«
    Ein ungeheures Glücksgefühl durchströmte mich. So zurückgewiesen ich mich auch fühlte, so beschämt ich auch war – diese Gelegenheit musste ich ergreifen.
    »Aber gern.«
    Maxon nahm meine Hand und führte mich auf die Tanzfläche, wo die Band gerade ein langsames Stück anstimmte. Er schien weder bedrückt zu sein noch sich unwohl zu fühlen. Im Gegenteil, er zog mich so fest an sich, dass ich sein Parfüm riechen konnte und seine Bartstoppeln an meiner Wange spürte.
    »Ich habe mich schon gefragt, ob überhaupt noch ein Tanz für mich übrig bleiben würde«, bemerkte ich und schlug dabei einen scherzhaften Ton an.
    Maxon zog mich noch fester an sich. »Diesen Tanz habe ich mir extra aufgespart. Ich habe allen anderen Mädchen ausreichend Zeit gewidmet und damit meine Verpflichtungen erfüllt. Jetzt kann ich den Rest des Abends mit dir

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