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Die Elite

Die Elite

Titel: Die Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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herum und küsste mich. Seine Hand legte sich dabei auf meinen Hinterkopf und einen Augenblick lang presste er meine Lippen auf seine. Und dann – als hätte er die Gefahr völlig vergessen – drückte er mit der anderen Hand meine Taille gegen seinen Körper, und sein Kuss wurde noch leidenschaftlicher. Es war lange her, seit er mich so geküsst hatte. Doch in dieser Nacht verstand ich das nur zu gut. Vielleicht würde etwas Schlimmes passieren – dann wäre das unser letzter Kuss.
    Als wir uns voneinander lösten, hatten wir kaum Zeit, uns noch einmal anzusehen. Aspen legte mir die Hand auf den Arm und schob mich zur Tür hinaus. »Geh jetzt.«
    Ich rannte zu dem Geheimgang, der am Ende des Flurs verborgen war. So schnell ich konnte, lief ich die steilen, dunklen Stufen zum Schutzraum hinunter, der der königlichen Familie vorbehalten war.
    Während ich die Treppe hinabeilte, wurde es immer kälter. Ich wollte mir den Morgenmantel überwerfen, hatte jedoch Angst zu stolpern. Erst als ich die Lichter des Schutzraums sah, wurde ich mutiger. Ich sprang die letzte Stufe hinunter und sah eine Gestalt zwischen den Wachen stehen. Maxon. Obwohl es mitten in der Nacht war, trug er noch immer Anzughose und Hemd, alles zwar ein bisschen verknittert, aber vorzeigbar.
    »Bin ich die Letzte?«, fragte ich und streifte im Näherkommen meinen Morgenmantel über.
    »Nein«, erwiderte er. »Kriss ist noch da draußen. Und Elise auch.«
    Ich blickte angestrengt in den dämmrigen Gang, der sich endlos lang zu erstrecken schien. In beiden Richtungen konnte ich die Umrisse von Treppen ausmachen, die von irgendwoher im Palast hier herunterführten. Doch es war niemand zu sehen.
    So wie Maxon das sagte, schienen seine Gefühle für Kriss und Elise nicht besonders ausgeprägt zu sein. Dennoch entnahm ich seinem Blick, welche Sorgen er sich um sie machte. Er rieb sich die Augen und reckte den Hals, als ob ihm das in dieser Dunkelheit irgendetwas genutzt hätte. Angespannt beobachteten wir die Treppen, während sich die Wachen an der Tür versammelten und darauf drangen, sie zu verschließen.
    Plötzlich seufzte er und stemmte die Hände in die Hüften. Und dann umarmte er mich ohne jede Vorwarnung. Ich konnte nicht anders, als mich an ihn zu klammern.
    »Ich weiß, dass du wahrscheinlich immer noch traurig bist, und das ist vollkommen in Ordnung. Aber ich bin froh, dich in Sicherheit zu wissen.«
    Seit der Halloween-Party hatte Maxon mich nicht mehr berührt. Zwar war seither gerade einmal eine knappe Woche vergangen, aber aus irgendeinem Grund fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. Vielleicht weil in dieser Nacht und in der Folge so viel passiert war.
    »Ich bin auch froh, dass es dir gutgeht.«
    Er drückte mich noch fester an sich. Plötzlich keuchte er auf. »Da kommt Elise.«
    Ich wandte mich um und sah ihre schmale Gestalt eine der Treppen hinuntereilen. Doch wo war Kriss?
    »Du solltest hineingehen«, drängte mich Maxon sanft. »Silvia wartet schon.«
    »Wir sprechen uns bald wieder.«
    Er warf mir ein kurzes, hoffnungsvolles Lächeln zu und nickte. Ich betrat den Schutzraum, und Elise folgte mir. Als sie hereinkam, bemerkte ich, dass sie weinte. Ich legte ihr den Arm um die Schulter.
    »Wo warst du so lange?«
    »Ich glaube, meine Zofe ist krank. Es ging alles so langsam, als sie mir geholfen hat. Und dann hat mich die Sirene so erschreckt, dass ich für einen Moment ganz durcheinander war und nicht mehr wusste, wo ich hinsollte. Ich habe gegen vier verschiedene Wände gedrückt, bevor ich endlich die richtige gefunden habe.«
    »Hab keine Angst«, sagte ich und umarmte sie. »Jetzt bist du in Sicherheit.«
    Sie nickte langsam und versuchte gleichmäßig zu atmen. Von uns fünfen war sie eindeutig die Labilste.
    Weiter hinten im Schutzraum erblickte ich den König und die Königin, die nah beieinandersaßen. Beide trugen Morgenmäntel und Pantoffeln. Der König hatte einen kleinen Stoß Unterlagen auf dem Schoß, als ob er die Zeit hier unten zum Arbeiten nutzen wollte. Beide wirkten sehr ernst, und eine Zofe tätschelte der Königin beruhigend die Hand.
    »Was denn, diesmal ganz ohne Begleitung, Lady America?«, scherzte Silvia bei unserem Erscheinen.
    »Meine Zofen waren nicht bei mir«, erklärte ich und machte mir plötzlich Sorgen um die drei.
    Doch Silvia lächelte zuversichtlich. »Keine Angst. Ich bin sicher, es geht ihnen gut. Bitte kommen Sie hier entlang.«
    Wir folgten ihr zu einer Reihe von Pritschen, die an der

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