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Die Elite

Die Elite

Titel: Die Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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erschöpft sein müssen, doch stattdessen gingen mir ständig Maxons Worte im Kopf herum.
    Wie war das mit Kriss passiert? Warum stand sie ihm plötzlich so nah? Und warum kümmerte mich das überhaupt?
    Aber es ging schließlich um Maxon. Sosehr ich mich auch bemühte, auf Abstand zu gehen, musste ich doch zugeben, dass er mir noch immer etwas bedeutete. Ich war nicht bereit, ihn völlig aufzugeben.
    Es musste doch irgendwie möglich sein, dieses ganze Gefühlschaos in den Griff zu bekommen. Während ich alles, was geschehen war, noch einmal Revue passieren ließ, versuchte ich, die einzelnen Aspekte voneinander zu trennen. Und wirklich – es schien, als ließen sie sich allesamt jeweils einer von vier Kategorien zuordnen: meinen Gefühlen für Maxon, Maxons Gefühlen für mich, dem was zwischen Aspen und mir war, und wie ich dazu stand, Prinzessin zu werden.
    Von allem, was in meinem Kopf durcheinanderwirbelte, schien die Prinzessinnenfrage am leichtesten lösbar zu sein. Zumindest in diesem Bereich konnte ich auf etwas zurückgreifen, was die anderen Mädchen nicht besaßen. Ich hatte Gregory Illeá.
    Ich ging hinüber zum Klavierhocker, zog sein Tagebuch hervor und hoffte inständig, dass er ein paar Weisheiten für mich parat hatte. Er war nicht als König geboren worden, sicher hatte er sich erst daran gewöhnen müssen. Nach dem, was er in seinem Halloween-Eintrag geschrieben hatte, bereitete er sich auf eine große Veränderung in seinem Leben vor.
    Ich legte mich wieder ins Bett, zog die Decke hoch und vertiefte mich in seine Aufzeichnungen.
    Ich würde gern das altmodische amerikanische Ideal verkörpern. Ich habe eine attraktive Familie, und ich bin sehr vermögend. Diese beiden Umstände stützen dieses Bild, denn sie wurden mir nicht in die Wiege gelegt. Jeder, der mich heute sieht, weiß, wie hart ich dafür gearbeitet habe.
    Doch die Tatsache, dass ich meine Position dazu genutzt habe, so viel zu geben, während andere es nicht taten oder nicht tun konnten, hat aus dem gesichtslosen Milliardär einen Wohltäter gemacht. Aber darauf kann ich mich nicht ausruhen. Ich muss mehr tun, muss mehr sein. Wallis führt das Land, nicht ich, und ich muss herausfinden, wie ich dem Volk geben kann, was es braucht, ohne gleichzeitig als Usurpator dazustehen. Vielleicht kommt irgendwann die Zeit, in der ich an der Macht bin und tun kann, was ich für richtig halte. Einstweilen unterwerfe ich mich den geltenden Regeln, werde diesen Rahmen aber so weit wie möglich ausschöpfen.
    Ich versuchte aus seinen Worten ein paar nützliche Ratschläge für mich und meine Situation herauszuziehen. Er war der Meinung, man solle seine Position nutzen. Und sich an die Regeln halten. Vielleicht hätte mir das reichen müssen. Tat es aber nicht. Da Gregory Illeá also keine echte Hilfe war, konnte ich jetzt nur noch auf einen einzigen Mann zählen. Ich ging hinüber zum Schreibtisch, zog Füller und Papier hervor und schrieb einen Brief an meinen Vater.

19
    D er Dienstag verging wie im Flug, und am Mittwoch machten Kriss und ich uns in konservativen grauen Kleidern auf den Weg zum Empfang der anderen Mädchen.
    »Wie verhalten wir uns?«, fragte Kriss, als wir den Flur entlanggingen.
    Ich überlegte einen Moment. Ich konnte Celeste nicht ausstehen, und es würde mir nichts ausmachen, wenn sie versagte. Doch ich war mir nicht sicher, ob ich mir wünschte, dass es gleich in so großem Stil geschah.
    »Wir sollten höflich sein, ihnen aber nicht helfen. Außerdem müssen wir auf die Reaktionen von Silvia und der Königin achten. Kein noch so kleines Detail darf uns entgehen. Und dann setzen wir alles daran, dass unser Empfang besser wird.«
    »Einverstanden.« Kriss holte tief Luft. »Los, komm.«
    Wir hatten uns extra bemüht, pünktlich zu sein, weil das in der Kultur der Gäste besonders wichtig war, doch bei unserem Eintreffen steckten die Mädchen bereits in Schwierigkeiten. Es war, als hätte Celeste sich selbst sabotiert. Während Elise und Natalie seriöse dunkelblaue Kleider trugen, hatte Celeste ein schneeweißes gewählt. Hätte man ihr einen Schleier aufgesetzt, wäre es glatt als Hochzeitskleid durchgegangen. Ganz zu schweigen, wie freizügig es wirkte – vor allem, wenn sie neben einer der deutschen Frauen stand. Trotz des warmen Wetters trugen die meisten von ihnen langärmelige Kleider.
    Natalie war für die Blumen verantwortlich und hatte nicht beachtet, dass Lilien traditionell als Trauerschmuck galten. Alle

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