Die Elite
Blumengestecke mussten daraufhin eiligst entfernt werden.
Nur Elise schien ein Bild der Ruhe zu sein, obwohl sie aufgeregter als gewöhnlich war. Unseren Gästen musste sie wie der Star der Elite vorkommen.
Da sie nur gebrochen Englisch sprachen, machte ich mir Sorgen um die Verständigung mit den Damen der Deutschen Föderation und versuchte, mich besonders gastfreundlich zu zeigen. Doch zum Glück erwiesen sich die Damen trotz ihres strengen Auftretens als sehr freundlich.
Schnell war klar, dass die eigentliche Gefahr von Silvia und ihrem Klemmbrett drohte. Während die Königin den Mädchen gütigerweise dabei half, die deutschen Gäste zu bewirten, schlich Silvia immer wieder prüfend herum, und ihren scharfen Augen entging nichts. Noch bevor der Empfang zu Ende war, schien sie sich seitenweise Notizen gemacht zu haben. Kriss und ich wussten also, dass unsere einzige Chance darin bestand, Silvia am Donnerstag für unseren Empfang zu begeistern.
Am nächsten Morgen kam Kriss mit ihren Zofen in mein Zimmer, und wir bereiteten uns gemeinsam vor. Wir wollten uns in ähnlicher Weise kleiden, damit deutlich wurde, wer die Verantwortung trug. Es war lustig mit so vielen Mädchen in meinem Zimmer. Die Zofen kannten sich untereinander und unterhielten sich angeregt, während sie uns zurecht machten. Es erinnerte mich fast ein wenig daran, wie es mit May gewesen war.
Bevor die Gäste eintrafen, begaben Kriss und ich uns zum Salon, um alles noch einmal zu überprüfen. Im Gegensatz zum gestrigen Empfang hatten wir auf Tischkärtchen verzichtet, so dass unsere Gäste ihren Platz frei wählen konnten. Die Band erschien, um einen Soundcheck durchzuführen, und der von uns ausgewählte Stoff für die Wanddekoration erwies sich als besonderer Glücksgriff, da er die Akustik günstig beeinflusste.
Ich richtete Kriss’ Halskette, und wir fragten einander ein letztes Mal italienische Höflichkeitsfloskeln ab. Dabei lobte ich ihr Italienisch. Es klang wirklich sehr natürlich.
»Danke«, sagte sie.
»Grazie«, erwiderte ich.
»Nein, nein«, entgegnete Kriss und sah mich ernst an. »Ich meine, ich danke dir. Du hast das wirklich toll gemacht. Ich dachte, nach dem, was mit Marlee passiert ist, würdest du vielleicht aufgeben. Und ich hatte Angst, ich müsste das hier alleine stemmen, aber du hast dir so viel Mühe gegeben. Du warst wirklich großartig.«
»Danke. Du aber auch. Ich weiß nicht, ob ich es überlebt hätte, mit Celeste zusammenzuarbeiten. Du hast es mir sehr leicht gemacht.« Kriss lächelte. »Aber du hast recht. Ohne Marlee wares sehr schwer für mich, trotzdem will ich nicht aufgeben. Das hier wird absolut phantastisch. Du wirst sehen.«
Kriss biss sich auf die Lippe und überlegte einen Augenblick. »Dann willst du also noch immer gewinnen? Das heißt, du willst Maxon noch immer?«, fügte sie schnell hinzu, als ob sie sonst den Mut verloren hätte.
Natürlich war es nicht so, als hätte ich nicht gewusst, was wir alle hier machten, doch bisher hatte noch keins der Mädchen so offen darüber gesprochen. Für einen Moment war ich sprachlos und fragte mich, ob ich ihr antworten sollte. Und wenn ich es tat, was sollte ich ihr dann sagen?
Im selben Moment kam Silvia hereingeeilt. »Meine Damen!«, trällerte sie. Noch nie hatte ich mich so über ihr Erscheinen gefreut. »Es ist bald so weit. Sind Sie fertig?«
Hinter ihr trat die Königin ein. Sie sah sich im Salon um und bewunderte sichtlich zufrieden unser Werk. Es war eine Riesenerleichterung, sie lächeln zu sehen.
»Fast fertig«, erklärte Kriss. »Wir müssen uns nur noch um ein paar Details kümmern. Und dafür brauchen wir Sie und die Königin.«
»Ach ja?«, entgegnete Silvia neugierig.
Die Königin kam zu uns herüber, ihre dunklen Augen leuchteten vor Stolz. »Es ist alles wunderschön. Und Sie beide sehen hinreißend aus.«
»Danke«, erwiderten wir im Chor. Die blassblauen Kleider mit den üppigen goldenen Accessoires waren meine Idee gewesen. Festlich und hübsch, aber nicht übertrieben.
»Nun, Sie haben vielleicht unsere Halsketten bemerkt«, sagte Kriss. »Wir haben uns überlegt, dass sie den Leuten helfen werden, uns als Gastgeberinnen zu erkennen.«
»Eine hervorragende Idee«, bemerkte Silvia und kritzelte emsig auf ihrem Klemmbrett herum.
Kriss und ich lächelten uns an. »Und da Sie beide ebenfalls Gastgeberinnen sind, sind wir der Meinung, Sie sollten auch solche Ketten tragen«, sagte ich, und Kriss nahm zwei Schachteln vom
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