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Die Elite

Die Elite

Titel: Die Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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ähnlich. Alles an ihnen war nur Show. Sein Leben lang würde er die Leute um den Finger wickeln, damit sie ihn toll fanden, während er sie in Wahrheit unterdrückte. Genau wie Gregory Illeá.
    Ich setzte mich aufrecht hin und kreuzte die Beine unter meinem Nachthemd. So wütend ich auch auf Maxon war, auf mich selbst war ich noch viel wütender.
Ich hätte härter kämpfen sollen. Ich hätte mehr bewirken müssen. Und ich sollte hier nicht geschlagen herumsitzen
, schoss es mir durch den Kopf.
    Entschlossen wischte ich mir die Tränen ab und dachte über meine Lage nach. Ich war fertig mit Maxon, aber ich war noch hier. Das Wetteifern mit den anderen Mädchen war vorbei, aber ich hatte noch immer die Präsentation vor mir. Auch wenn Aspen der Meinung war, dass ich nicht das Zeug zur Prinzessin besaß – womit er recht hatte –, glaubte er dennoch an mich. Und mein Vater ebenfalls. Und nicht zuletzt Nicoletta.
    Ich war nicht mehr hier, um zu gewinnen. Was sprach also dagegen, mich mit einem ordentlichen Knall zu verabschieden?

27
    A ls Silvia mich fragte, welche Hilfsmittel ich für meine Präsentation benötigte, bat ich sie um ein kleines Pult für ein paar Bücher und eine Staffelei für das Plakat, das ich gestalten wollte. Die Idee mit dem Plakat begeisterte sie besonders, denn ich war das einzige Mädchen der Elite, das im künstlerischen Bereich Erfahrung hatte.
    Ich verbrachte Stunden damit, meine Rede auf kleine Kärtchen zu schreiben, damit ich nichts vergaß. Sorgfältig kennzeichnete ich einzelne Passagen in den Büchern, um sie während der Präsentation als Quelle heranziehen zu können, und probte vor dem Spiegel die Teile meiner Rede, vor denen ich mich besonders fürchtete. Außerdem versuchte ich, nicht zu intensiv über mein Vorhaben nachzudenken, denn sonst fing ich am ganzen Körper zu zittern an. Schließlich bat ich Anne, mir ein Kleid zu nähen, das möglichst unschuldig aussah.
    Sie zog die Augenbrauen zusammen. »Das hört sich ja so an, als hätten wir Sie zuvor immer in Dessous losgeschickt«, sagte sie in scherzhaftem Ton.
    Ich schmunzelte. »Das habe ich damit nicht gemeint. Sie wissen doch, dass ich all Ihre Kleider großartig fand. Ich möchte einfach nur … sagen wir, engelsgleich erscheinen.«
    Sie lächelte still in sich hinein. »Ich glaube, da fällt uns schon etwas ein.«
    Die drei mussten wie besessen daran gearbeitet haben, denn ich bekam Anne, Mary und Lucy am Tag des
Berichts
überhaupt nicht zu Gesicht. Erst eine Stunde, bevor es losging, rauschten sie mit dem Kleid ins Zimmer. Es war weiß, leicht und duftig und auf der rechten Seite mit langen Streifen grünen und blauen Tülls verziert. Der untere Teil fiel bauschig herab, und die Empire-Taille verlieh ihm zugleich Sittsamkeit und Anmut. Ich fühlte mich wunderbar darin. Von allen Kleidern war es mit Abstand mein liebstes. Auch wenn es wahrscheinlich das letzte von meinen Zofen genähte Kleid war, das ich trug.
    Es war zwar schwierig gewesen, meinen Plan geheim zu halten, aber ich hatte es geschafft. Als mich die anderen Mädchen nach meiner Präsentation fragten, sagte ich nur, es wäre eine Überraschung. Dafür erntete ich zwar skeptische Blicke, aber das war mir egal. Ich bat außerdem meine Zofen, die Dinge auf meinem Schreibtisch nicht anzurühren, ja noch nicht einmal abzustauben. Sie gehorchten und ließen alle Aufzeichnungen unberührt liegen.
    Niemand war eingeweiht. Niemand wusste Bescheid. Aspen hätte ich gern von meinem Vorhaben erzählt, doch ich ließ es bleiben. Ein Teil von mir befürchtete, er würde mir die Sache ausreden, und ich würde schließlich klein beigeben. Und ein anderer Teil hatte die Sorge, er würde womöglich
allzu
begeistert sein.
    Während mich meine Zofen zurechtmachten, blickte ich in den Spiegel, und mir war klar, dass ich das Ganze allein durchstehen musste. Ich wollte nicht, dass irgendjemand – nicht meine Zofen, nicht die anderen Mädchen und vor allem nicht Aspen – meinetwegen Schwierigkeiten bekam.
    Jetzt blieb mir nichts weiter übrig, als die Dinge in Angriff zu nehmen und durchzuziehen.
    »Anne, Mary, würden Sie mir bitte Tee bringen?«
    Die beiden sahen einander verwundert an. »Wir beide?«, fragte Mary nach.
    »Ja bitte.«
    Sie blickten ein wenig misstrauisch drein, knicksten jedoch und verschwanden durch die Tür. Sobald sie weg waren, wandte ich mich an Lucy.
    »Setzen Sie sich zu mir«, forderte ich sie auf und zog sie neben mich auf die gepolsterte

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