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Die Elite

Die Elite

Titel: Die Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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einfache Geste der Freundlichkeit. Ich wartete einen Moment, um ihr ein wenig Vorsprung zu lassen, dann ging auch ich nach unten.
    Der Große Saal stand offen, war aber leer, das Gleiche galt für den Speisesaal. Ich sah im Damensalon nach, obwohl das in meinen Augen ein seltsamer Ort für eine Verabredung war, doch auch dort waren sie nicht. Ich fragte die Wachen an den Glastüren, aber sie beteuerten, Maxon sei nicht in den Garten gegangen. Also überprüfte ich ein paar der Bibliothekszimmer und Salons, bis ich zu dem Schluss kam, dass er und Kriss sich entweder getrennt hatten oder zurück in sein Zimmer gegangen waren.
    Schließlich gab ich auf, bog um die Ecke und steuerte auf die Hintertreppe zu, die von hier aus schneller zu erreichen war. Sehen konnte ich nichts, doch beim Näherkommen hörte ich Geflüster. Ich verlangsamte meine Schritte, weil ich nicht stören wollte und auch nicht ganz sicher war, woher die Geräusche kamen.
    Wieder Geflüster.
    Dann ein kokettes Kichern.
    Ein wohliger Seufzer.
    Die Geräusche ließen sich nun genau lokalisieren, also machte ich noch einen Schritt nach vorn und entdeckte ein Pärchen, das sich umarmte. Selbst im Dunkeln waren Maxons blonde Haare unverwechselbar. Wie oft hatte ich sie genau so im Dämmerlicht des Gartens gesehen? Doch was ich zuvor noch nie gesehen hatte, was ich mir zuvor auch nie
vorgestellt
hatte, das waren Celestes rot lackierte Finger, die darin herumwühlten.
    Celeste presste Maxon mit ihrem Körper gegen die Wand. Ihre freie Hand lag auf seiner Brust, und ihr Bein schlang sich um seins. Der Schlitz in ihrem Kleid gab es völlig frei, und die Haut wirkte im Dunkel des Flurs leicht bläulich. Plötzlich löste sie sich ein wenig von ihm, um sich dann ganz langsam wieder gegen ihn fallen zu lassen.
    Ich wartete darauf, dass er sagte, sie solle ihn loslassen, sie sei nicht diejenige, die er wollte. Aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen küsste er sie. Und sie gab sich ihm hin und kicherte wieder über seine Zärtlichkeiten.
    Maxon flüsterte ihr etwas ins Ohr, und Celeste beugte sich vor und küsste ihn noch einmal, intensiver und leidenschaftlicher als zuvor. Der Träger ihres Kleids rutschte ihr dabei von der Schulter und entblößte jede Menge nackter Haut an ihrem Rücken. Doch keiner von beiden machte sich die Mühe, ihn wieder hochzuschieben.
    Ich war wie erstarrt. Ich wollte schreien, doch meine Kehle war wie zugeschnürt. Warum musste es ausgerechnet Celeste sein? Ihre Lippen lösten sich von Maxons Mund und glitten nun an seinem Hals herab. Wieder gab sie ein widerwärtiges Kichern von sich. Maxon schloss die Augen und lächelte genüsslich. Durch Celestes veränderte Körperhaltung war ich nun genau in seinem Blickfeld.
    Ich wollte weglaufen. Am liebsten hätte ich mich in Luft aufgelöst. Stattdessen stand ich einfach nur wie gelähmt da. Und als Maxon seine Augen wieder öffnete, erblickte er mich.
    Während Celeste seinen Hals weiter mit Küssen bedeckte, starrten er und ich uns an. Sein Lächeln war verschwunden, und er war plötzlich stocksteif. Der Schock in seinen Augen befreite mich aus meiner eigenen Starre. Celeste hatte nichts bemerkt, deshalb zog ich mich leise zurück, wobei ich kaum zu atmen wagte.
    Sobald ich außer Hörweite war, rannte ich los und schoss an all den Wachen und Dienern vorbei, die bis spät in die Nacht Dienst taten. Noch bevor ich die zweite Etage erreicht hatte, liefen mir die Tränen ungehindert übers Gesicht.
    Ich lief eilig auf mein Zimmer zu. Dort angekommen, schob ich mich an dem besorgt dreinschauenden Wachposten vorbei durch die Tür und warf mich aufs Bett. In der Stille meines Zimmers spürte ich den Schmerz umso heftiger.
Du bist so blöd, America. So blöd.
    Ich würde nach Hause fahren und all das hier vergessen. Und ich würde Aspen heiraten. Er war der einzige Mensch, auf den ich zählen konnte.
    Es dauerte nicht lange, bis es an meiner Tür klopfte und Maxon, ohne auf eine Reaktion zu warten, ins Zimmer stürmte. Er sah genauso wütend aus wie ich.
    Doch bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, fuhr ich ihn an. »Du hast mich angelogen.«
    »Was? Wann?«
    »Wie kann der gleiche Mensch, der davon gesprochen hat, mir einen Antrag zu machen, es darauf anlegen, mit jemandem wie Celeste knutschend in einem dunklen Gang erwischt zu werden?«
    »Was ich mit ihr mache, hat nichts mit dem zu tun, was ich für dich empfinde.«
    »Das soll wohl ein Witz sein, was? Oder ist es ganz normal für

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