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Die Eltern-Trickkiste

Die Eltern-Trickkiste

Titel: Die Eltern-Trickkiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfe und Unzer <München>
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Motivationshelfer einsetzen: »Wenn du es schaffst, allein zu spielen, bis der große Zeiger oben steht, dann habe ich danach Zeit, mit dir Fahrrad zu fahren.«
    Eine wirkungsvolle Variante des Tags X als Ziellinie sind Festtage, die mit Figuren verknüpft sind. Dadurch erhält das Datum fürs Kind ein Gesicht, für das es sich anzustrengen lohnt. Nikolaus, Christkind und sogar der Osterhase lassen sich von Eltern nutzen, um wichtige Lernziele zu erreichen. Wer es nicht schafft, sich für die Eltern vom Nuckeltuch zu trennen, dem gelingt es vielleicht dem Nikolaus zuliebe, der ein Jahr herbeigesehnt wurde.
     
    André war bereits drei Jahre alt, wurde aber partout nicht trocken. Und der Kindergarten rückte näher … Auf ihn freute sich der Junge so sehr, dass seine Mama dies eines Tages klug nutzte: In den Kindergarten dürften nur Kinder ohne Windel gehen, erklärte sie dem Sohn. Einen Tag vorm Stichdatum war André trocken.
    SINNVOLLES VERWEIGERN
    Das Leben ist kein Wunschkonzert
    DIESER TRICK aus der elterlichen Erziehungskiste ist vielleicht am schwierigsten umzusetzen: Verweigern! Denn klar ist, dass sich diejenigen (zunächst) nicht beliebt machen, die den Wünschen ihres Kindes in die Quere kommen. Es wird Protest hageln. Der kleine Mensch wird betteln, quengeln, weinen oder schreien, sich möglicherweise in der Fußgängerzone auf die Erde schmeißen oder mit anderen Dingen überraschen, die dem Erwachsenen zeigen: »Ich bin sauer, weil du nicht tust, was ich will.Du bist doof!« Manchmal hört man das auch. Eins ist klar: Wer dem Bitten und Betteln nachgibt, hat zunächst einmal Ruhe. Aber diese ist meist nur kurz- und keineswegs langfristig. Denn der prompte (Bettel-)Erfolg lehrt Kinder, diese Methode möglichst bald wieder anzuwenden. Das Betteln wurde schließlich belohnt. Ein guter Grund, es öfters und auch in anderen Situationen einzusetzen. Und der Erwachsene steht somit immer wieder vor der Frage: Bin ich Erfüller oder verweigernder Erzieher?
    Verweigern lohnt sich. Es ist wichtig, einem Kind Grenzen zu setzen, damit es sich mit ihnen auseinandersetzen und an ihnen entwickeln kann: materielle Grenzen, indem manche Wünsche verweigert werden, und soziale Grenzen, indem bestimmte Verhaltensweisen abgelehnt werden. Dieses Verweigern geschieht natürlich nicht nach dem Gießkannenprinzip (stände es sonst im Kapitel »Konsequenz«?), sondern es gehört wie ein Puzzleteil zum Erziehungsstil der Eltern, die ihre Vorstellungen von einem glücklichen Kind in einer glücklichen Familie verwirklichen.
    Schwer fällt es einem natürlich trotzdem. Einerseits weil man bittenden Augen ungern widersteht, und andererseits weil man Kinderwünsche manchmal so leicht erfüllen könnte (denn warum soll die Kleine nicht noch ein Eis bekommen, da es in der Tiefkühltruhe liegt und nicht mal 50 Cent kostet?). Aber nur Mut, machen Sie sich ruhig unbeliebt bei Ihrem Kind mit manchen Entscheidungen – für ein höheres Ziel. Das tut der Liebe keinen Abbruch. Vor allem wenn Sie zweierlei beherzigen: einerseits Ihrem Kind zeigen, dass Sie Verständnis für sein Anliegen haben. Und andererseits Ihre Entscheidung erläutern und so vermitteln, dass das Verweigern einen Grund hat, vielleicht sogar zum Besten des Kindes ist: »Dass dein Freund die TV-Show sehen darf, ist Sache seiner Eltern, du jedenfalls gehst ins Bett, weil ich will, dass du morgen in der Schule ausgeschlafen bist.« – »Kirmes gibt’s heute nicht, wir waren gestern dort, und das war teuer genug.« Noch ein Aspekt, der dem sinnvollen Verweigern Rückenwind gibt: Die häufige »reibungslose« Wunscherfüllung löst beim Kind keine nachhaltigen Glücksgefühle aus. Diese leben viel vom Überraschungsmoment.
     
    Stella besuchte schon im Kindergarten gern Freundinnen. Manchmal wollte ich aber, dass sie einen Nachmittag in Ruhe zu Hause verbrachte. Hatte sie dazu keine Lust, wurde getobt und gebettelt. Ich blieb hart, erklärte allerdings, ich könne sie verstehen und sie dürfe gern an einem anderen Tag mit Freundin X spielen. Das Erstaunliche: Kurz darauf war die Wut verraucht und das Töchterchen hochzufrieden zu Hause beschäftigt.

    DENKZETTEL FÜR ÜBLES
    Die selbst eingebrockte Suppe auslöffeln
    ZU KONSEQUENTEM HANDELN gehört, dass Angekündigtes eintritt. Das schließt auch die negative Seite ein: das, was früher »Strafe« hieß. Das Wort ist heute verpönt, aber der Sachverhalt bleibt: Wer gegen das freundliche Zusammenleben inner- oder außerhalb

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