Die Eltern-Trickkiste
»Hör auf zu malen, das Essen ist fertig«, »Nintendo aus, wir fahren zu Tante Marion« – das Kind hat sich in seine eigene Welt eingesponnen, es ist aufs Malen konzentriert oder an der spannendsten Stelle vom Spiel. Und mitten hinein ertönt das elterliche Kommando und zerstört alles abrupt. Das bringt Frustund Protest. Und damit oftmals Geschrei, dicke Luft und Ärger.
Natürlich müssen Eltern ihre Pläne gegenüber dem Kind durchsetzen, denn sie organisieren den Alltag und sind die Erzieher. Doch sie machen es ihrem Sprössling – und damit auch sich selbst – leichter, wenn sie ihn vorwarnen statt überrumpeln. Eine frühzeitige Ankündigung entstresst: »Nachher fahren wir zu Meiers« oder »Heute Nachmittag kommt die Susi zu dir«. Rückt ein Termin näher, trägt eine Art Countdown zum guten Klima bei: »In fünf Minuten gibt’s Essen«, »Komm zum Ende, gleich fahren wir in die Stadt«, »Du kannst noch zweimal auf das Lied tanzen, dann gehen wir zur Oma«.
Protestiert Ihr Kind mit guten Argumenten (»Ich will nur noch die paar Steine einbauen, dann ist die Garage fertig«), lässt sich vielleicht ein Kompromiss finden: »Okay, zehn Minuten gebe ich dir noch Zeit, aber dann geht’s auf jeden Fall los.« Während Sie beim Durchdrücken Ihres Zeitplans Gezeter oder zumindest Gemaule geerntet hätten, werden Sie beim Kompromiss mitunter erstaunt sein über ein frohes »Danke!«.
ELTERN ENTSCHEIDEN
»… weil ich deine Mutter/dein Vater bin«
»DU BIST NICHT DER BESTIMMER!«, schleuderte meine Tochter mir entgegen. Aber da lag sie falsch. Natürlich sind Eltern die Bestimmer. Bei aller Liebe: Die Eltern entscheiden. Egal wie viel Kindern erklärt wird und wie häufig sie mitreden dürfen: Die Eltern sagen, wo es langgeht. Alles andere wäre fatal. Wer will sich den Alltag von einer Dreijährigen diktieren lassen? Wer möchte Diener eines Vierjährigen sein? Natürlich ist es wichtig, Ihr Kind schon früh zwischen A und B wählen zu lassen, um sein Selbstwertgefühl zu steigern. Ebenso ist es in Ordnung, wenn es Sie bisweilen durch geschicktes Argumentieren zu C überredet. Auch sollte ein etwas älteres Kind bei Dingen wie Ausflugsziel, Shoppingdauer oder Kinderzimmereinrichtung mitentscheiden dürfen. Doch die Fäden des Familienlebens haben Sie als Mutter und Vater in Händen. Sie bestimmen über Zubettgehen, Tischsitten, Ferienziele und viele kleine Alltäglichkeiten. Das passt Ihrem Kindlogischerweise nicht immer, was bisweilen zu langen Diskussionen führt. Diese lassen sich beenden, indem Sie dem kleinen Widersacher mitteilen: »Das bestimme ich jetzt so, weil ich deine Mutter/dein Vater bin.« Der Satz hat magische Qualitäten, weil es kein Gegenargument gibt. Empfehlenswert ist der versöhnliche Zusatz: »Wenn du eine Mutter/ein Vater bist, kannst du bestimmen.« So zu handeln ist nicht immer leicht, aber notwendig. Schließlich tragen wir Eltern die Verantwortung für alles. Diese dem Kind aufzuhalsen wäre unfair, denn dessen Schultern sind dafür noch zu schwach.
Und niemand will wohl der nächsten Generation beibringen, Entscheidungen zu fällen, ohne Verantwortung dafür zu übernehmen.
ELTERN EXTRA
Ein freier Nachmittag
Speziell wenn Kinder im Säuglings- und Kleinkindalter sind, haben Mütter oft das
Gefühl, sehr fremdbestimmt zu sein. Windeln wechseln, Hunger stillen, auf den Arm nehmen, Spiellust
befriedigen: Da taucht bei Mama ganz schnell die Frage auf: »Wo bleibe ich?« Gibt’s dafür keine adäquate Lösung, kann Unzufriedenheit ein unschönes
Feuer unter der Familienoberfläche schüren. Für Männer, die in Elternzeit zu Hause sind, gilt dasselbe. Aber auch bei berufstätigen Ehepartnern
kommt unter Umständen das Gefühl hoch, außer Arbeit und Familie liefe nicht mehr viel. Wo ist die Zeit für eigene Wege geblieben? Ein Gedanke, der
am glücklichen Familienleben tückisch nagen kann. Um solchem Frust vorzubeugen, ist für jeden Ehepartner ein familienfreier Nachmittag eine praktikable Lösung (sofern sich das beruflich machen lässt), denn abends sind speziell Mütter oft zu müde für Unternehmungen.
In dieser familienfreien Zeit kümmern andere sich ums Kind: Partner, Oma oder Babysitter. Und Mutter/Vater entscheidet ganz allein, wie die Stunden gefüllt werden: mit Kino oder Freunde-Treff, Stadtbummel oder Sauna. Hauptsache, von der Familie ist niemand dabei.
Die Auszeit jedes Mal aufs Neue zu diskutieren und zu erstreiten wäre
anstrengend. Ideal ist
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