Die Eltern-Trickkiste
klein, es fühlt sich ohnmächtig. Teilen ist dann für die Zukunft im Gefühl negativ verankert. Dabei sollte es etwas
Schönes und Freiwilliges sein!
Ein Junge und ein Mädchen streiten um einen Keks, so erzählt eine afrikanische Geschichte. Der Junge, der ihn in der Hand hält, gibt ihn der Mutter, damit sie die Sache klärt. Sie bricht den Keks einfach in zwei Teile und gibt wortlos beide Hälften dem Jungen zurück. Dieser versteht: Eine Hälfte reicht er dem Mädchen.
So viel Einsicht lässt sich bei kleinen Kindern noch nicht erwarten. Ein umstrittenes Spielzeug wird besser mit Erklärung weggeräumt: »Okay, dann darf jetzt keiner damit spielen, sucht euch etwas anderes.« Oder Sohn Paul wird gewarnt: »Gut, du willst Tim die Schaufel nicht geben. Nur denk dran: Vielleicht lässt er dich nächstes Mal auch nicht mehr mit seinem Laster spielen.« Häufig lenkt das Kind dann ein. Falls nicht, lässt sich Tim mit der Aussicht trösten: »Paul will das jetzt nicht abgeben. Das ist für dich doof. Aber wenn er demnächst von deinen Sachen etwas nicht benutzen darf, wird er merken, was für ein blödes Gefühl das ist.«
Will der Nachwuchs etwas Essbares, das ihm gehört, nicht teilen, lässt sich der Verzehr vielleicht verschieben: »Für Lea ist es nicht schön, dir beim Essen von Omas Pfirsich zuzugucken, iss ihn heute Abend.« Eventueller Zusatz: »Jetzt könnt ihr beide von mir eine Kiwi haben.« Fruchtet das nicht, lässt sich für das zuschauende Kind eine »Mitesser-Alternative« finden: »Lea will ihren Pfirsich nicht teilen. Ich spendiere dir ein paar Kirschen, dann habt ihr beide etwas zum Naschen.« Kann sein, dass dann doch der Pfirsich geteilt wird.
UNTERBRECHEN ABGEWÖHNEN
»Wir reden gerade«
»HOPPLA, HIER KOMM ICH!« Es ist sehr nervig, wenn jemand ungefragt in ein Gespräch platzt. Dass Kinder dies tun, ist ihnen nicht zu verübeln. Sie brausen mit Volldampf durchs Leben, haben kaum etwas von Rücksichtnahme gehört und kennen die Regeln der Kommunikation noch nicht. Damit sie diese lernen und verinnerlichen, brauchen sie Eltern, die sich nicht selbstverständlich unterbrechen lassen. Beobachten Sie mal, wie viele Mamas mitten im Satz innehalten, sobald ihr Sprössling das Wort ergreift. »King Kind« spricht – und alle anderen schweigen.
Angemessen ist, ein Kind durchaus mit einem Blick wahrzunehmen, wenn es ins Gespräch platzt, sich von ihm aber nicht unterbrechen zu lassen (eventuell legen Sie als Hinweis den Finger auf Ihre Lippen). Stattdessen gilt es, die Warte-Kompetenz des Kindes zu trainieren. Das geschieht anfangs am besten mit Ansage, damit es die Zusammenhänge lernen kann: »Ich unterhalte mich mit Oma. Gleich kommst du dran, warte einen Moment.« Nach etwa 20 Sekunden (beim wartegeübten Kind durchaus länger) können Sie dem Gegenüber signalisieren, dass eine kurze Gesprächspause angesagt ist, und Ihr Kind auffordern: »So, jetzt bist du an der Reihe. Was willst du mir sagen?« Toll ist, wenn der kleine Mensch es irgendwann sogar ohne mahnenden Blick schafft, still abzuwarten, bis die Redenden ihn ansprechen.
Ehrensache: Die Erwachsenen dürfen den Bogen nicht durch übertriebenes Wartenlassen überspannen. Das verleitet das Kind wieder zum Drängeln.
ÜBER GEFÜHLE SPRECHEN
»So lieb hab ich dich«
SIE WISSEN, WIE GUT ES IHNEN TUT, wenn Ihr Lebenspartner sagt, dass er Sie liebt. Vielleicht erinnern Sie sich auch daran, wie jemand eine Ihrer Charaktereigenschaften lobte. Dieses schöne Gefühl – können Sie es jetzt abrufen? Wer positive Gefühle in Worte (siehe >) kleidet und durch Gesten ausdrückt, richtet die Seele seines Gegenübers auf – bei Groß wie Klein.
Sagen Sie Ihrem Kind, wie lieb Sie es haben. Wie froh Sie sind, mit ihm zu leben. Wie hübsch Sie es finden oder wie geschickt, vielleicht verbunden mit einer kleinen Umarmung oder einem anerkennenden Übers-Haar-Strubbeln. Wohlgemerkt: Es geht um ehrliche Worte, hinter denen ehrliche Gefühle stehen. Wenn Eltern ihre positiven Empfindungen gegenüber dem Sprössling in liebevollen Worten und Gesten ausdrücken, macht ihn dies sicher. Und ein Kind, das innerlich stark ist, lässt sich von Ängsten und Viren nicht so schnell flachlegen wie jene Kinder, die im Bewusstsein aufwachsen, vieles falsch zu machen und für ihre Eltern eine Last zu sein. Für die Entwicklung des Kindes ist es ebenfalls wichtig, über negative Gefühle zu sprechen. Denn jeder hat sie, auch das Kind. Wenn es von Papa
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