Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elvenbrücke

Die Elvenbrücke

Titel: Die Elvenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
Caer auf der Ebene der Krieger, bei dem O’Marn Freiheit und Leben für Mythor aufs Spiel gesetzt und verloren hatte.
    In O’Braenn war in der Tat ein wenig von Coerl O’Marn lebendig. Es war gut, diesen Ring wieder an einer lebenden Hand zu sehen, und es gab keine passendere.
    Arvog und seine Krieger lauschten atemlos. O’Braenn beantwortete damit die Fragen, die sie quälten, wenn sie vom Wall aus in ihrer Hilflosigkeit auf die Ruinen von Elvening gestarrt hatten. Was ging vor in dieser alten Stadt, über der sich die Finsternis zusammenzog?
    Hier war ein Mann, der es wußte; einer, der aus ihr kam; einer, der zurück wollte, um weiterzukämpfen!
    Wäre Zarathon nicht gewesen, so wäre’ O’Braenn ihr Gott geworden. Er mochte kein Gott sein, doch wo war der Unterschied zwischen Helden und Göttern?

7.
    Zarathon besuchte Elvening in dieser Nacht. Er hatte sich in ein langes weißes Gewand gehüllt, denn die Spätsommernächte waren kühl hier im Norden, kühler, als er sie in Erinnerung hatte.
    Eine Weile hatte er damit zugebracht, sich seiner Heerscharen zu vergewissern. Die alte Magie, die mit Hilfe der Alptraumritter beschworen worden war, das Band zu den lebenden Dienern des Walles, existierte noch, obwohl die Kreaturen sich viele Generationen fortentwickelt hatten.
    Er hatte die Schlangen gerufen – das große und das kleine Gewürm, das in den ewig dunklen Gewölben hauste.
    Aus der Zeitlosigkeit ihres instinktgeleiteten Seins waren sie aufgewacht und hatten geantwortet.
    Dann hatte er die Ratten gerufen, die Raubvögel, alle wehrhaften Kreaturen, die ihm in den Sinn kamen. Manche, wie die großen Höhlenbären oder die Feuerechsen, antworteten nicht mehr. Ihre Arten mochten ein Ende gefunden haben. Er rief den Wind. Aber der Wind gehorchte nicht mehr. Diese Magie war erloschen.
    Aber dann hatte er mit der Hilfe des lorvanischen Schamanen etwas versucht, das er noch nie zuvor getan hatte.
    Er hatte die Toten gerufen!
    Es gab viele Tote entlang des Walles; schier unendlich viele waren in all diesen Jahrhunderten auf blutige Weise zu Tode gekommen.
    Sie alle antworteten.
    Sie alle waren voller Erinnerungen – voller Grimm, voller Pein, voller Rachegelüste.
    Zarathon hatte sich rasch zurückgezogen. In all seiner Größe und Mächtigkeit war er ein Geschöpf heftiger Stimmungen, vor allem, was die Menschen betraf, deren Welt er bewachte. Er hatte die menschliche Seele im Grunde immer verachtet – ihre Gier, dieses kurze Leben zu leben, ihren Hang, zu töten und zu zerstören.
    Dies alles war in dem kurzen Augenblick auf ihn eingestürmt – tausendfach und abertausendfach.
    Oh, wie er sie haßte, dieses Gewürm, das selbst der Tod nicht zum Verstummen brachte. Mochte die Finsternis über sie kommen!
    Aber dann sah er die weisen Augen des Schamanen. Er dachte an die Alptraumritter – an Mut, Erfindungsgeist und Ausdauer.
    »Sie hatten nur dieses eine Leben, und es war zu kurz«, hörte er Calutt sagen. »Es ist immer zu kurz. «
    Ja, das verstand er – er, der selbst die Zeit überbrücken konnte. Dieses kurze Leben der Menschen bot kaum Gelegenheit zu lernen. Um so erstaunlicher war es, wieviel Mut, Gerechtigkeitssinn und Weisheit einzelne entwickelten.
    »Sie hungern nach Leben… nicht anders, als Horcans Seelen im Tal des Todes«, sagte Calutt. »Sie würden dir folgen.«
    Zarathon aber schüttelte den Kopf.
    »Sie würden mir nicht gehorchen. Sie würden ihre eigenen Wege gehen und Chaos über die Welt bringen.«
    Der Schamane nickte nachdenklich. »Der Tag ist nicht fern, da wir solche Waffen brauchen werden gegen die Finsternis.«
*
    Nun standen sie beide hoch über den Ruinen Elvenings. Es war still, bis auf ein eintöniges Murmeln von menschlichen Stimmen tief unten. Es klang wie ein fernes Klagen. Und über diesen Lauten war die Stille des Todes. Nicht das kleinste Geräusch einer Kreatur war zu hören.
    Erschreckender aber noch als diese Leblosigkeit waren die unregelmäßigen Zonen von vager Helligkeit, die den Anschein von Licht erweckten. Auch am Himmel über der Stadt war ein vager bleicher Schimmer, der wie eine Wand vor den Sternen lag.
    »Es ist der Schatten einer Schlange«, murmelte Calutt.
    »Was sagst du da?«
    »Das ist nicht der erste, den ich sehe. Wir haben auf unserem Weg mehr als einen durchquert…«
    »Wovon sprichst du?« verlangte Zarathon ungeduldig. »Ich weiß nur von der Schlange Yhr, die sie anbeten, und auf deren Leib sie aus der Dunkelwelt gekommen sind.«
    » Es

Weitere Kostenlose Bücher