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Die Elvenbrücke

Die Elvenbrücke

Titel: Die Elvenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Wildländer. Wir haben sie lange entbehrt.«
    »Du hast keine Opisblätter mehr?« Der Elve konnte seine Enttäuschung kaum verbergen.
    Der Schamane schüttelte bedauernd den Kopf. »Aber ich habe noch ein wenig eines anderen Mittels, das ungleich wirkungsvoller, ist: den Alppilz. Er wächst nur in den Wildländern. Getrocknet und zerrieben gibt er ein graues Pulver von höchster Kraft. Schon ganz wenig vermag den Geist freizumachen von allen Banden…«
    » Du hast davon bei dir?«
    »Ja.« Calutt zog seinen ziemlich leer gewordenen Beutel aus seinem Wams.
    »Würde es auch bei mir seine Wirkung haben?«
    »Wie könnte ich das mit Sicherheit sagen?«
    »Mein Körper ist im Grunde nicht anders als deiner – Blut und Fleisch und Knochen. Und mein Geist, obwohl dem deinen überlegen, wohnt in einem Gehirn wie deinem«, ereiferte sich der Elve.
    »Weshalb nehmen wir nicht ausreichend davon und steigen hinab in die Stadt und sehen uns gründlich um. Dann wissen wir, ob Elvening noch zu retten ist.«
    »Es ist nicht ungefährlich«, wandte der Schamane ein.
    »So wenig wie der Kampf, der vor uns liegt«, stimmte der Elve zu.
    »Der ungeübte Geist mag in einem Maß entrücken, daß es keine Wiederkehr gibt «, warnte Calutt.
    »Wie ich sagte«, widersprach der Elve, »mein Geist ist dem deinen weit überlegen. Außerdem warst auch du einmal ungeübt, oder wurdest du mit deinem Wissen geboren?«
    »Nein…«
    »Siehst du, wie erbärmlich der menschliche Geist ist, daß er kein Wissen zu vererben vermag? Wir hingegen besitzen das Wissen unserer Väter. Ihr sammelt in eurem kurzen Leben auch nicht genug Wissen auf, daß es sich lohnte, es weiterzugeben. Wie alle niederen Arten müßt ihr Erfahrungen immer aufs neue machen, bis eure Instinkte sich anpassen.«
    Obwohl der Schamane die Überlegenheit des Elven gelten ließ (und das, obgleich seine Wildländererfahrungen immer wieder gezeigt hatten, daß Körpergröße nichts mit dem Verstand zu tun hatte), ärgerte ihn dessen Überheblichkeit doch ganz gewaltig, und er beschloß, Zarathon seine Erfahrungen auf die harte Art und Weise machen zu lassen.
    »Also gut«, sagte er mit scheinbarem Zögern. »Vielleicht wird dein überlegener Geist auch gar nicht darauf ansprechen. Halte deine Hand auf.«
    Zarathon bückte sich und streckte dem Schamanen seine offene Hand entgegen.
    Der Schamane öffnete den Beutel und schüttelte die Hälfte des Inhalts in die gewaltige Hand. Es hätte ausgereicht, Calutt selber ein Dutzend Mal auf die Reise zu seinen Toten zu senden. Den Riesen dagegen mochte es vielleicht umwerfen, so schätzte er. Und damit konnte er die Nacht irgendwo in Ruhe verbringen und auf die Rückkehr O’Braenns warten.
    »Du mußt es auflecken«, erklärte er dem Riesen, »und schlucken. Es dauert nicht lange, bis es wirkt… bei mir wenigstens. Aber bei deinem überlegenen…«
    » Nimm du auch!«
    »Ich hatte vor«, begann Calutt.
    »Wieder einmal rechtzeitig zu fliehen?« bemerkte Zarathon sarkastisch. »Diesmal nicht. Ich werde auf deine Erfahrung nicht verzichten.«
    Calutt zuckte resigniert die Schultern. Er dachte kurz an den kommenden Morgen. Wenn sie überhaupt noch am Leben waren, würde ein schmerzlicher Tag auf sie warten. Er haßte den Alppilz, auch wenn er seine Nachwirkungen weitaus weniger verspürte als einer, der ihn zum erstenmal nahm. Er fand aber Trost in der Vorstellung, daß der überlegene Geist des Elven sich höchst jammervoll fühlen würde.
    So nahm er selbst einen Finger voll und sah zu, wie der Elve seine Hand zum Mund führte und vorsichtig mit der Zunge versuchte. Schließlich schob er alles in den Mund, verzog das Gesicht, richtete sich auf, und wartete.
    Calutt spürte bald die gewohnte Schwerelosigkeit in seine Glieder kriechen. Er hatte gelernt, mit seinem entrückten Geist eine schmale Verbindung zur wirklichen Umwelt seiner Sinne zu halten. Das war das Wissen des Schamanen, das ihm sein Lehrer beigebracht hatte, das sich auf eine Weise vererbte von einer Generation auf die andere.
    Zarathon würde zurücksinken in eine Welt von Träumen und Alpträumen – wenn die Wirkung des Giftes auf seinen Körper die gleiche war.
    Sie war es nicht ganz.
    Es mochte am überlegenen Geist oder Körper des Riesen liegen, vielleicht aber auch nur an der falschen Menge des Giftes.
    Während Calutt reglos saß, um seinem Geist Gelegenheit zu geben, Fuß zu fassen in der Welt jenseits der Sinne, stieß der Elve einen wilden Schrei aus.
    Es war kein

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