Die Enden der Parabel

zu lösen, Oboy, Oboy , aber das Mondlicht bleicht nur ihren Rücken, es bleibt immer eine Seite dunkel, ihre Vorderfront, ihr Gesicht, das Slothrops Blick entzogen wird, während sich eine schreckliche, raubtierhafte Veränderung auf Jochbeinen und Kinn vollzieht, die schwarzen Pupillen das ganze Auge überwachsen, bis alles Weiße verschwunden ist und nur das rote Glühen des Tieres übrigbleibt, wenn Licht darauf fällt und erst wenn das Licht fällt -
    Sie ist auf das breite Bett niedergesunken, zieht ihn mit sich in Daunen und Satin, Engel- und Blumenstickerei, sogleich ihre Schenkel öffnend, um seine Erektion in ihre weit gespannte Gabel aufzunehmen, in eine einzige Vibration, auf die die Nacht sich einstimmt... Als sie dann ficken, bebt sie, ihr Körper flackert, Meilen unter ihm, mattbleich und nachtblau, doch sie unterdrückt jedes Geräusch, hält die Augen hinter den goldenen Wimpern zu Sicheln geschlossen, die gestreckten Oktaeder ihrer Gagatohrringe fliegen lautlos, schlagen gegen ihre Wangen wie schwarzer Eistau, und sein Gesicht über ihr ist unbewegt, auf sorgfältige Technik konzentriert - gilt sie ihr, oder hat er an den Slothropschen Autopiloten übergeben, auf den man sie angesetzt hat? Sie wird ihn mitreißen, sie wird sich nicht von einer leeren Plastikhülle besteigen lassen ... ihr Atmen ist rauher geworden, hat die Schwelle zum Ton überschritten ... er glaubt, daß sie gleich kommen wird, greift mit einer Hand in ihr Haar, versucht, ihren Kopf festzuhalten, muß ihr Gesicht zu sehen kriegen: plötzlich ist es ein Kampf geworden, erbittert und sehr real - sie will ihr Gesicht nicht preisgeben -, und aus dem Nichts heraus beginnt sie zu kommen und Slothrop auch. Aus irgendeinem Grund ist sie, die niemals lacht, plötzlich zur Oberfläche eines tiefen, aufsteigenden Ballons aus Gelächter geworden. Später, als sie schon schlafen will, wird sie noch einmal "Lachen" flüstern, wieder lachend. Erwird ihr sagen wollen: "Oh, SIE lassen dich!", aber vielleicht ja lassen SIE ja auch nicht. Doch die Katje, zu der er spricht, ist schon fort, und auf einmal sind auch ihm die Augen zugefallen.
    Wie eine Rakete, deren Ventile sich zu vorherbestimmten Augenblicken ferngesteuert öffnen oder schließen, hört Slothrop in einer bestimmten Phase seines Wiedereintritts in den Schlaf auf, durch die Nase zu atmen und schaltet auf Mundatmung um. Daraus entwickeln sich umgehend Schnarcher, die dafür bekannt sind, Doppelfenster aus den Angeln zu heben, Fensterladen aufzustoßen und Kronleuchter in wildes Sturmgeklingel zu versetzen, ja, allerdings ... Als heute der erste von ihnen erschallt, wacht Katje auf und knallt Slothrop ein Kissen auf den Kopf.
    "Das laß bleiben." "Hmm."
    "Ich habe einen leichten Schlaf. Jedesmal, wenn du
    schnarchst, kriegst du's mit dem da", wobei sie mit dem Kissen wedelt.
    Und sie hat's nicht zum Spaß gesagt. Folgende Nummer läuft ab: Schnarchen, ein
    Kissen auf dem Kopf kriegen, aufwachen, hmm sagen, wieder einschlafen,
    schnarchen, usw. usw., bis weit in den Morgen hinein. Endlich: "Nun reicht's doch?
    Gib Frieden!"
    "Mund-Atmer!" gellt sie unversöhnlich. Er grapscht nach seinem eigenen Kissen und schmeißt es auf sie. Sie duckt sich, rollt zu Boden, markiert eine Scheinattacke mit ihrem Kissen und robbt im Krebsgang zum Büfett, wo die Getränke stehen. Was sie dort vorhat, erkennt er erst, als sie ihr Kissen wirft und nach einer Seltersflasche greift.
    Nach einer Seltersflasche? Was für eine Scheiße soll das nun wieder ... ? An welche interessanten Requisiten haben SIE denn noch gedacht, auf welche amerikanischen
    Reflexe sind SIE sonst noch scharf? Wo bleiben die beliebten Bananenkremtörtchen, eh?
    Er hält zwei Kissen in Bereitschaft und beobachtet. "Noch einen Schritt", kichert sie. Slothrop hechtet vorwärts und erwischt sie am Arsch, was sie ihm klarerweise mit der Seltersflasche quittiert. Das Kissen platzt an einer Marmorhüfte auf, Federn und Daunen ersticken den Mondschein, die Sprühnebel der Seltersfontäne geben ihm den Rest. Slothrop versucht ausdauernd, die Flasche zu erobern. Das glitschige Mädchen rutscht ihm durch die Finger, verschanzt sich hinter einem Stuhl. Slothrop greift sich die Brandykaraffe vom Büfett, entstöpselt sie und schleudert einen blitzend bernsteingelben, scheinfüßigen Brandyball quer durch das Zimmer und zwei Bahnen Mondlicht zwischen ihre schwarznippligen Brüste, von wo er sich haisauf, hüftab verspritzt. "Bastard!" trifft ihn ihr