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Die Enden der Parabel

Titel: Die Enden der Parabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pynchon
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hier ist, hat sich Fitzmaurice House aus dem Projekt zurückgezogen, und bis von Duncan Sandys sind peinliche Fragen gekommen -" "Dem Schwiegersohn des P. M., Pointsman, böse, böse!" "Wir rutschen bereits in ein Defizit -"
    "Die Finanzierung", WENN ihr den Kopf nicht verliert, "ist sichergestellt, und wir werden auch bald über die Mittel verfügen können, jedenfalls lange bevor wir in Schwierigkeiten geraten würden. Sir Stephen, weit davon entfernt, zu sein, geht frohgemut seiner Arbeit nach, und zwar in Fitzmaurice House, sollte dort einer von euch rückfragen wollen. Miss Borgesius beteiligt sich weiterhin aktiv am Projekt, und Mr. Duncan Sandys wird auf alle seine Fragen eine Antwort erhalten. Aber das wichtigste ist, daß unser Finanzpolster bis weit ins
    Fiskaljahr '46 hinein vorhalten wird, ehe etwas wie ein Defizit auch nur den Kopf zu heben beginnt."
    "Wohl wieder Ihre Interessierten Kreise>?" sagt Rollo Groast. "Ach ja, vorgestern sah ich Sie doch mit Clive Mossmoon von Imperial Chemicals die Köpfe zusammenstecken", erinnert sich Edwin Treacle. "Clive und ich haben damals in Manchester ein paar Kurse in organischer Chemie gemeinsam absolviert. Ist etwa ICI einer Ihrer, äh, Gönner, Pointsman?"
    "Keineswegs", aalglatt, "ganz davon abgesehen, daß Mossmoon zur Zeit für die Malet Street arbeitet. Ich fürchte, wir hatten nichts Geheimnisvolleres miteinander zu bereden als ein paar Routinefragen zur Schwarzkommando-Koordination." "Das können Sie Ihrer Großmutter erzählen! Zufällig weiß ich genau, daß Clive bei ICI ist, er leitet irgendein Programm in der Polymerisationsforschung." Die beiden fixieren einander. Einer von ihnen lügt oder blufft, oder beides, oder beide. In jedem Fall ist Pointsman leicht im Vorteil. Seit er der möglichen Streichung seines Projekts ins Auge sehen mußte, hat er ein großes Stück Weisheit dazugewonnen: daß sich, sollte es in der Natur etwas wie eine Kraft des Lebendigen geben, in der Bürokratie jedenfalls nichts Entsprechendes findet. Nichts so Mystisches. Dort läßt sich letzten Endes alles auf die persönlichen Begierden von bestimmten Männern reduzieren. Oder Frauen natürlich, Gott segne ihre armen kleinen Hohlköpfe! Das Überleben hängt davon ab, ob die eigenen Begierden stark genug sind - und ob man das System besser durchschaut als der Gegenspieler, es besser für sich einsetzen kann. Es ist Arbeit, sonst nichts, für irgendwelche außermenschlichen Besorgnisse bleibt da kein Raum - die schwächen nur die Willenskraft, machen weichlich und weibisch: ein Mann kann darin schwelgen, oder er steht auf und kämpft, und so weiter. "Ich wäre selbst sehr glücklich, wenn ICI uns bei der Finanzierung mit unter die Arme griffe", lächelt Pointsman. "Lahm, lahm", murmelt der jüngere Dr. Groast.
    "Ist sowieso egal", kreischt wieder Aaron Throwster. " Wenn der alte Mann im falschen Augenblick seine Launen kriegt, geht ohnehin alles zu Bruch." "Brigadier Pudding wird seine früheren Aufgaben nicht wieder übernehmen", Pointsman, sehr ruhig, sehr bestimmt, "wir haben ein Arrangement mit ihm getroffen. Die Einzelheiten interessieren hier nicht."
    Sie tun es nie bei Pointsmans Konferenzen. Treacle hat sich mühelos auf den Holzweg Mossmoon locken lassen, Rollo Groasts Zwischenrufe bleiben stets harmlose Nörgelei, die keine ernstzunehmende Opposition darstellt, aber doch ausreicht, den Anschein einer offenen Aussprache zu erwecken, und die hysterischen Anfälle von Aaron Throwster sind wie geschaffen, die anderen abzulenken ... So wird die Versammlung geschlossen, die Verschwörer brechen auf zu Kaffee, Ehefrauen, Whisky, Schlaf, Gleichgültigkeit. Webley Silvernail bleibt zurück, um seine Licht- und Tongeräte in Sicherheit zu bringen und Kippen aus den Aschern zu plündern. Hund Wanja, der sich augenblicklich in einem halbwegs normalen Zustand seines Geistes, wenn auch nicht seiner Nieren (die nach einiger Zeit angegriffen werden von den ständigen Bromidgaben) befindet, genießt einen kurzen Urlaub vom Versuchsgestell und schnüffelt sich zum Käfig von Ratte Ilja hinüber. Ilja preßt seine Schnauze gegen den galvanisierten Draht, und so verharren die beiden, Schnauze an Schnauze, Leben an Leben ... Silvernail, einen hakenförmigen Stummel zwischen den Lippen und einen 16-mm-Projektor schleppend, verläßt den ARF-Flügel durch eine lange Reihe von Käfigen, deren Laufräder von den Leuchtstoffröhren in Stroboskope verwandelt werden. Aufgepaßt, Jungs, hier

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