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Die Enden der Parabel

Titel: Die Enden der Parabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pynchon
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seine eigene
    ganze Cantaloupe aus, stellt fest, daß ihm allein auch die ganze Rechnung zu
    begleichen bleibt, die gepfeffert ist, und hüpft alsdann hinter Perdoo her, hippety hop,
    beide zu zweit, trallala peng mitten hinein in die nächste Sackgasse:
    "Jenny? Nein - nein, hier gibt's keine Jenny ... "
    "Eine Jennifer vielleicht? Genevieve?"
    "Ginny" (es könnte ein Schreibfehler sein), "Virginia?"
    "Falls die beiden Herren auf eine kleine Zerstreuung aus sind -" Ihr Grinsen, ihr rotes, manisches Guten-Morgen-und-ich-meine-gut-Grinsen ist breit genug, um sie beide, zitternd und lächelnd, hier auf der Schwelle festzunageln, und alt genug ist sie, um ihre Mutter zu sein- ihre gemeinschaftliche Mutter, die die schlimmsten Eigenschaften von Mrs. Perdoo und Mrs. Speed in sich vereinigt - und genau in dieses Mischmonstrum verwandelt sie sich nun, buchstäblich, hier vor ihrer beider Augen. Ja, diese schiffbrüchigen Meere sind voller Sirenen, so wäßrig wie unkeusch geht es hier zu. Während sich die beiden halbgaren Gimpel von Privatspionen in den Bann der Aura ziehen lassen, die ihnen aus gleißendem Henna und Passionsblumen auf Kunstseide zuzwinkert - kurz vor ihrer endgültigen, taumelnden Kapitulation vor dem Irrsinn dieser purpurfarbenen Augen gestatten sie sich, um des sündigen Kitzels willen, einen letzten Gedanken an die Aufgabe, mit der sie sich hier eigentlich befassen sollten - die Slothropianische Episodische Zone, Wöchentliche Historische Observationen (SEZ WHO) -, ein Gedanke, der in der Maske eines Clowns auftritt, eines vulgären, zerzausten Clowns, beflittert mit wortlosen Witzen über Körpersäfte, glatzköpfig, mit einer erstaunlichen Haarpracht, die ihm aus beiden Nasenlöchern wächst, zu Zöpfen geflochten und mit giftgrünen Schleifchen gebändigt - auf allen vieren wie ein Blitz aus der Deckung von Sandsäcken und fallendem Vorhang heraus, um ihnen, noch nach Luft ringend, mit schriller Stimme in die Ohren zu keifen: "Keine Jenny. Keine Sally W. Keine Cybele. Keine Angela. Keine Catherine. Keine Lucy. Kein Gretchen. Wann wird der Groschen endlich fallen? Wann wird der Groschen endlich fallen?"
    Auch keine "Darlene". Das haben sie gestern rausgekriegt. Sie hatten den Namen bis zur Behausung einer Mrs. Quoad verfolgt, doch dieses aufgetakelte Frauenzimmer, gerade frisch geschieden, habe niemals, so ihre Worte, auch nur geahnt, daß englische Kinder überhaupt "Darlene" heißen können. Furchtbar leid tat ihr's aber. Mrs. Quoad verbrachte ihre Tage mit gepflegtem Rumhängen in einer ebenso gepflegten Wohnung in Mayfair, und die beiden Späher waren ziemlich erleichtert, als sie diesen Besuch hinter sich hatten.
    Wann wird der Groschen endlich fallen? Bei Pointsman fällt er sofort - aber so, wie einen, der nichtsahnend sein Schlafzimmer betritt, aus einem halbschattigen Fleck an der Decke eine riesige Muräne anfällt, die Zähne zu einem breiten, idiotischen Todesgrinsen entblößt, laut atmend während ihres Sprungs ins offene Gesicht, in einem langgezogenen, menschenähnlichen, man erkennt es schaudernd, sexuellen Seufzer...
    Mit anderen Worten: Pointsman verdrängt die Sache, genauso instinktiv, wie er einen Alptraum verdrängen würde. Doch sollte dieser sich tatsächlich nicht als Phantasie, sondern als Wirklichkeit erweisen, tja dann ...
    "Die Daten, die uns bis jetzt zur Verfügung stehen, sind noch durchaus lückenhaft." Das sollte bei jeder Äußerung zu diesem Thema unterstrichen werden. "Wir räumen ein, daß wir bei den ersten Nachforschungen auf eine Anzahl von Fällen gestoßen zu sein scheinen", immer dran denken: Offenheit demonstrieren, "in welchen wir für die Namen auf Slothrops Karte keine faktischen Entsprechungen in der Realität seines Londoner Aufenthalts feststellen konnten. Bis jetzt feststellen konnten, muß man hinzufügen. Schließlich handelt es sich fast ausschließlich um Vornamen, um das x ohne y, um Dienstgrade ohne Personalakten sozusagen. Es ist schwer zu beurteilen, wie weit unsere Nachforschungen reichen müssen, um als ausreichend gelten zu können.
    Und selbst wenn uns, eines fernen Tages, bewiesen werden sollte, daß sich viele oder gar die meisten von Slothrops Sternen nur auf Phantasien und nicht auf wirkliche Erlebnisse bezogen haben - selbst dann wäre unsere Hypothese kaum widerlegt: genausowenig jedenfalls wie die des jungen Freud im alten Wien, alle diese Mein-Papi-hat-mich-vergewaltigt-Geschichten, die de facto Lügen waren, gleichwohl aber

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